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Predigten

Ostersonntag 2019

Bozner Dom, 21. April 2019

Bischof Ivo Muser

„Der Tod singt nicht seine letzte Strophe“ – diesen Satz las ich im vergangenen Sommer auf einem Grab in einem kleinen Dorffriedhof in der Schweiz. Ein Satz, der mir seither immer wieder wie ein Refrain durch Kopf und Herz geht.

Am Gründonnerstag, am Karfreitag und am Karsamstag hat der Tod viele Gesichter gezeigt und viele seiner Strophen gesungen: Verrat, Feigheit, Angst, Gefangennahme, Einsamkeit, Anklage, Scheinprozess, Verleugnung, Verspottung, Erniedrigung, Gewalt, Kreuzigung, Grab. Der Tod kann wirklich viele Strophen singen – in Geschichte und Gegenwart.

Und trotz dieses Todesliedes mit seinen vielen Strophen wagt Ostern in diese Welt hinein zu sagen: Aber die letzte Strophe singt nicht mehr der Tod!

An Ostern, liebe Schwestern und Brüder, entscheidet sich, ob es Gott gibt! Und Gott gibt es nur, wenn der Tod mit seinen vielen Strophen nicht auch noch die letzte Strophe anstimmen darf. Würde der Tod auch noch die letzte Strophe seines Liedes singen, dann leben wir in einer Welt ohne Gott. Dann ist Gott selber tot, wie schon Friedrich Nietzsche gefordert hat. Dann gibt es nur mehr die Welt der Dinge, der Strukturen und der menschlichen Konstruktionen. Dann gibt es nur mehr die Diktatur des Faktischen, dann sind wir alle nur mehr zu diesem Leben Verurteilte; dann gibt es nur mehr das Gesetz von Geborenwerden, Leben müssen und Sterben müssen. Dann ist das Leben selber eine Sackgasse, aus der es kein Entkommen mehr gibt. Dann gibt es nur mehr uns und damit niemand, der nicht durch den Tod und seine vernichtende Macht besiegt wird.

„Der Tod singt nicht seine letzte Strophe“ – das ist Ostern! Diese Hoffnung macht Ostern zum Urfest und zum Hauptfest des christlichen Glaubens.

Wenn der Tod im Leben Jesu auch noch die letzte Strophe gesungen hätte, dann gäbe es heute keine Gemeinschaft der Glaubenden; das Evangelium wäre nicht geschrieben worden; es gäbe keine Eucharistie, keine Sakramente, keinen Sonntag und keine christlichen Feste. Unsere Kirchen wären nie gebaut worden. Wenn wirklich der Tod sein Lied bis zum Ende gesungen hätte, dann wäre Jesus jetzt tot: zur Strecke gebracht mit der grausamsten Todesstrafe der alten Welt, für immer begraben hinter einem großen Steinblock. Eben tot - und mit ihm alles, wofür er steht. Wenn wirklich der Tod die letzte Strophe singt, gibt es nur innerweltliche Hoffnungen, die spätestens – allerspätestens - an unseren eigenen Gräbern zerbrechen. Dann gibt es auch keine Hoffnung für unsere Verstorbenen und dann ist mit unserem eigenen Tod alles aus. Dann gibt es nur mehr hilflose und zynische Ablenkungsmanöver gegenüber der letzten Strophe, die der Tod gesungen hat und immer noch singt.

Auf einem Kalenderblatt auf meinem Schreibtisch steht heute, am Ostersonntag, dieser Satz: „Ostern ist nicht alles, aber ohne Ostern ist alles andere nichts“. Ja, es stimmt: Mit Ostern beginnt alles und mit Ostern steht und fällt alles andere.

Lassen wir uns heute, am festlichsten Tag des ganzen Jahres, treffen, ganz persönlich und auf dem Hintergrund unserer Lebenserfahrung, unserer offenen Fragen, unserer Zweifel und unseres Suchens nach Sinn und Halt, von jener Hoffnung, die mitschwingt im Satz, der mir nicht mehr aus dem Sinn geht: „Der Tod singt nicht seine letzte Strophe“.

Eine Frage sollte von diesem Ostergottesdienst in uns allen wie ein Refrain nachklingen: „Glaubst du, dass ER auferstanden ist und dass du auferstehen wirst?“ Die Antwort auf diese Frage, positiv wie negativ, ist äußerst folgenreich.

Fratelli e sorelle, la Pasqua non priva la nostra vita dell’esperienza della croce e della tomba, bensì ci fa superare il cadere nel vuoto, la rassegnazione del „tutto inutile“ e del „tutto invano“. Oggi la Chiesa festeggia questa speranza: Dio ha vietato alla morte di cantare l’ultima strofa della sua canzone! Nella morte e risurrezione del suo Figlio, Dio ha mostrato che anche là dove noi uomini siamo mortali, egli non lo è. Con la Pasqua le lacrime, il lutto, la violenza, le ingiustizie, la croce e la tomba, per quanto possano essere opprimenti, non hanno più l’ultima parola. E davanti a LUI c’e solo la vita: noi, i vivi, e i nostri defunti, che ci hanno preceduto nel passo dell‘esistenza che tutto decide.

Per questo ha sempre a che fare con la Pasqua, quando i cristiani parlano della loro fede, quando la fede non viene intesa come affare privato, quando l’approfondimento nella fede diventa un‘esigenza centrale. Ha a che fare con la Pasqua, quando i cristiani non si chiamano fuori bensì partecipano nella società e come cristiani agiscono nella politica, nell’economia, nella scuola, in tutti i settori della vita pubblica. Ha a che fare con la Pasqua, quando i cristiani si impegnano per i valori cristiani nel matrimonio e nella famiglia, nella convivenza dei gruppi etnici storici della nostra provincia, ma anche nella convivenza dei nuovi gruppi etnici, di culture e religioni che arrivano nella nostra terra. Ha a che fare con la Pasqua, quando i cristiani vivono la solidarietà e fanno sentire la loro voce per coloro che nella nostra società non hanno peso e non hanno voce. Ha a che fare con la Pasqua, quando i cristiani non rifiutano la mano della riconciliazione, perchè conflitti e odio sono sempre contro la vita. Ha a che fare con la Pasqua, quando i cristiani non smettono di credere nel bene, quando danno l’esempio che la vita è degna di essere vissuta, anche se della vita fanno parte sacrificio, rinuncia e lati negativi. Ha sempre a che fare con la Pasqua, quando i cristiani non disperano neanche davanti alla malattia e alla tomba di una persona cara.

Pasqua è il fondamento della nostra speranza: quella di non permettere che nel nostro pensare, parlare e agire la morte possa cantare anche l’ultima strofa della sua canzone. L’ultima strofa la canta Dio – e quindi sempre la vita! In questa solennità sopra tutte le solennità la nostra fede pasquale ci invita pertanto a schierarci contro ogni forma di cultura della morte, contro ogni forma di indifferenza e di smantellamento della solidarietà, contro ogni forma di disprezzo umano e di violenza, contro paure eccessive del futuro e del proprio destino, e anche contro la presunzione di poter semplicemente disporre della vita.

Liebe österliche Festgemeinschaft, nur wenn der gekreuzigte und begrabene Jesus lebt, gibt es Sinn, Hoffnung und Leben jenseits der Schwelle des Todes; nur dann hat der Glaube einen Grund, die Kirche eine Berechtigung, unser Leben einen letzten Sinn und die Menschheit als ganze eine Zukunft. Und mit dieser Überzeugung sage ich allen mit Hoffnung und Freude den Osterwunsch unseres Glaubens zu: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden. Halleluja. Il Signore è veramente risorto, alleluja.“