Leiter*in:
Die Bibel ist reich an Weggeschichten. Sie erzählt von Leidenswegen und Irrwegen, von Umwegen, und Auswegen, von Kreuzwegen und Heimwegen, von Wegen in die Versklavung und Wegen in die Freiheit.
Der Weg ist ein zentrales Lebenssymbol. Er charakterisiert unterschiedliche Lebenserfahrungen der Menschen nicht nur von damals, sondern er ist auch Ausdruck des Lebens der Menschen von heute.
Im Bild des Weges finden wir unser Leben, unsere Lebensaufbrüche, unser Unterwegssein Tag für Tag, unser Ankommen. Im Bild des Weges begegnen wir uns selbst in unserem Fragen und Suchen, in unserem Ausschauhalten und Finden.
Im heutigen Evangelium sagt Jesus von sich: „Ich bin der Weg, die Wahrheit, und das Leben.“ Jesus will uns Wegweiser sein, er will unserem Leben Richtung geben. Er selbst will uns Weg sein. Er lädt uns ein, unser Herz für seine Botschaft der Liebe und Barmherzigkeit, der Menschenfreundlichkeit Gottes zu öffnen, ihm Wohnung zu geben im Hier und Jetzt.
Was kann das konkret für unser Leben heißen? Anders gesagt: Woran erkennen wir, dass Jesus unser Weg ist, dass er mitten unter uns wohnt? Folgende Geschichte soll uns helfen, dieser Frage eine mögliche Antwort zu geben:
(evtl. Leser*in:)
Es war einmal ein Vater, der hatte zwei Söhne. Je älter und gebrechlicher er wurde, desto mehr dachte er über sein Leben nach. Und manchmal kamen ihm Zweifel, ob er seinen Söhnen wohl das Wichtigste für ihr Leben weitergegeben hatte. Weil ihn diese Frage nicht losließ, beschloss der Vater seine Söhne mit einem besonderen Auftrag auf eine Reise zu schicken. Er ließ sie zu sich kommen und sagte: "Ich bin alt und gebrechlich geworden. Meine Spuren und Zeichen werden bald verblassen. Nun möchte ich, dass Ihr in die Welt hinaus geht und dort eure ganz persönlichen Spuren und Zeichen hinterlässt."
Die Söhne gehorchten ihrem Vater und zogen hinaus in die Welt. Der Ältere begann sogleich eifrig damit, Grasbüschel zusammenzubinden, Zeichen in Bäume zu schnitzen, Äste zu knicken und Löcher zu graben, um seinen Weg zu kennzeichnen.
Der jüngere Sohn ging den Weg anders. Er nahm sich auf seinem Weg Zeit für die Menschen und schenkte ihnen seine Nähe und Zuwendung. Er hörte sich ihre Sorgen und Nöte an, half dort, wo er konnte, feierte Feste und freute sich mit ihnen. Er lebte mit ihnen, nahm sich ihrer an und trug sie mit all ihren Lebensgeschichten in seinem Herzen.
Da wurde der ältere Sohn zornig und dachte bei sich: "Ich arbeite die ganze Zeit und hinterlasse meine Zeichen, mein Bruder aber tut nichts."
Nach einiger Zeit kehrten beide Söhne zum Vater zurück. Der Vater nahm gemeinsam mit seinen Söhnen seine letzte und beschwerliche Reise auf sich. Er machte sich mit ihnen auf den Weg, um ihre Zeichen zu sehen. Da kamen sie zu den gebundenen Grasbüscheln des älteren Sohnes. Der Wind hatte sie verweht und sie waren kaum noch zu erkennen. Die Bäume, die er gekennzeichnet hatte, waren gefällt worden und die Löcher, die der ältere der beiden Söhne gegraben hatte, waren fast alle bereits wieder zugeschüttet. Aber wo immer sie auf ihrer Reise auch hinkamen, kamen Kinder und Erwachsene, Menschen verschiedener Altersgruppen auf den jüngeren Sohn zu und freuten sich, dass sie ihn wiedersahen. Sie luden ihn zum Essen und Feiern ein und waren dankbar für all die Liebe und Zuwendung, die er ihnen geschenkt hatte.
Am Ende der Reise, als sie wieder zuhause angekommen waren, sagte der Vater zu seinen Söhnen: "Ihr habt beide versucht, meinen Auftrag, Zeichen zu setzen und Spuren zu hinterlassen, zu erfüllen. Du, mein Älterer, hast viel geleistet und gearbeitet, aber deine Zeichen sind verblichen. Du, mein Jüngerer, hast Zeichen und Spuren der Liebe in den Herzen der Menschen hinterlassen. Diese bleiben und leben weiter. Du sollst mein Nachfolger sein."
Leiter*in:
Wir wollen nun nachdenken, wie wir Zeichen der Liebe in unserer Familie, am Arbeitsplatz, dort, wo wir sind, setzen können, z. B. einfühlsam sein, einander zuhören, usw
- Nach jeder Aussage wird ein Herz auf den Weg gelegt
In den Zeichen der Liebe findet Jesu Weg seine Umsetzung in unserem täglichen Leben. Dieser Weg Jesu ist nicht immer leicht, oft prüft er mein Vertrauen, meinen Glauben. Dankbar bin ich für die Menschen, die mit mir unterwegs sind, die mir Beispiel und Zeugnis geben. Viele gibt es, die vor mir waren, viele gibt es, die mit mir gehen, auf die ich meinen Glauben baue.
Heute, am Muttertag wollen wir unseren Müttern und allen mütterlichen Menschen, denen wir ans Herz gewachsen sind und die uns im Herzen tragen, danke sagen für all ihre Zuwendung und Liebe, für ihre Wegbegleitung auf den Wegen unseres Lebens.
In Dankbarkeit wollen wir nun unserer Mama, unserem Papa… und anderen mütterlichen Menschen ein Herz auf den Weg legen. (es können Namen genannt werden)
Ich bin der Weg...
Die ersten 2 Worte dieser Aussage Jesu, das „Ich bin“ beinhalten die Botschaft, dass in Jesus Gottes Wirklichkeit durchleuchtet. „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ Dieses Mitsein Gottes auf allen unseren Lebenswegen, den mühsamen und leidvollen, den unbekümmerten und leichten, das schenkt Halt und Zuversicht, lässt Aufbrüche wagen. Mitten in unseren Lebensentwürfen hat Gott Wohnung genommen. Der Ort der Gegenwart Gottes ist unser eigener Lebensweg, auf dem wir geführt werden.
Und dann, wenn unsere Wege dieses Lebens zu Ende sind, ist uns eine Wohnung bereitet, schenkt Gott uns Heimat in seiner Geborgenheit und Liebe.
- Das Jesuszeichen am Weg wird mit Legematerial geschmückt
- kurze Stille