Wir zählen unsere Jahre nach Christi Geburt. Deswegen habe ich für diesen Dankgottesdienst am Ende des Jahres 2017 und an der Schwelle zum Neuen Jahr 2018 noch einmal das Evangelium von der Hl. Nacht ausgewählt, diesen besonderen biblischen Text, den wir alle seit unseren Kindertagen kennen und lieben.
Die Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums handelt von kleinen Leuten, von Maria und Josef, einem Kind in der Krippe und von bedeutungslosen Hirten. Es ist eine Geschichte über Menschen, die zwar gezählt werden, die aber eigentlich nichts zählen. Das Revolutionäre und Berührende an der Weihnachtserzählung ist, dass aus dieser Geschichte über kleine Leute Weltgeschichte geworden ist.
Die Zählung, die Kaiser Augustus einst anordnete, geschieht auch heute noch, allerdings unter völlig veränderten Vorzeichen. Heute wird gezählt und gerechnet wie nie zuvor: Persönliche Daten werden erfasst, Gewinne und Renditen gezählt, Wachstum und Bruttosozialprodukt in Prozenten errechnet. Leistung wird gewogen, gezählt werden die Kosten für Dienste an Kranken, an Alten und Gebrechlichen. Auch die Existenz von Flüchtlingen wird in Zahlen und Kontingenten angegeben. Die Geschichten und Schicksale dahinter interessieren aber oft nicht.
Nicht gezählt werden – und das ist bezeichnend für unsere Art zu denken - menschliche Begegnung, Zuwendung, geschenkte Zeit, Interesse füreinander, gelebte und praktizierte Sorge um den Menschen neben uns. Martin Heidegger, der deutsche Philosoph, unterscheidet zwei Denkformen: das rechnende Denken und das besinnliche Denken. Vom ersteren, meint er, es sei überentwickelt; beim besinnlichen Denken, beim Nachdenken, da gäbe es noch viel Aufholbedarf.
Die Weihnachtsgeschichte lädt ein, die kleinen Leute des Alltags nicht als Nummern, sondern als Menschen, als Männer, Frauen und Kinder mit Gesichtern zu sehen und ihre Geschichten ernst zu nehmen und zu erzählen.
Quali sono quindi le considerazioni che emergono da questo vangelo natalizio per la nostra società altoatesina, per le sue istituzioni, per l´impegno concreto richiesto da tutti noi? Secondo la mia opinione abbiamo due cantieri ancora aperti: uno piccolo e uno grande. Con il primo cantiere intendo la convivenza tra la popolazione di madrelingua tedesca, italiana e ladina. Nei decenni passati, anche grazie all’autonomia, ci sono stati grandi progressi in merito. Come diocesi, come comunità parrocchiali e come singoli cristiani dobbiamo essere sempre sensibili per questo cantiere; è espressione della nostra vocazione cristiana all´interno della nostra società altoatesina.
Sicuramente ancora più difficile da gestire è il cantiere grande: la situazione dei nuovi cittadini. La domanda significativa che riguarda tutta la nostra società è la seguente: Come possiamo fare in modo che uomini e donne di lingue, culture, credi religiosi diversi possano sentirsi a casa? Troveremo una soluzione umana, rispettosa e sostenibile soltanto se lo vogliamo, se siamo pronti a condividere e se non partiamo da una concezione che esclude e divide, ma da una concezione che accoglie e che integra.
Wie schaffen wir den Umstieg vom quantitativen zum qualitativen Wachstum? Damit verbunden ist die ökologische Frage, die uns Papst Franziskus so eindringlich ans Herz legt mit seiner Enzyklika „Laudato si“.
Materieller Wohlstand und Konsumsteigerung allein haben die Menschen nicht zufriedener gemacht. Anlass zu Sorge bietet eine Einstellung, wo ohne lange zu überlegen in Macht- und Anspruchskategorien gedacht wird. Zu fragen wäre, ob der Begriff „Wohlstand“ im traditionellen Sinne noch das beinhaltet, was wir meinen, wenn von mehr Lebensqualität die Rede ist. Wenn wir von „Konsum“ sprechen, meinen wir weithin noch immer den Konsum jener materiellen Güter, die uns in der Welt des Habens gefangen halten und uns hindern, häufiger in die Welt des Seins einzutauchen.
Il concetto di solidarietà è fondamentale per la riuscita di una convivenza umana. Senza una solidarietà forte, non è possibile affrontare il cambiamento demografico e nel mondo del lavoro, le nuove forme di povertà causate spesso anche dalla mancanza di relazioni e di senso, la questione ecologica e l’emergenza mondiale dei profughi. Ci vuole più solidarietà – non meno! E la solidarietà non può essere relegata a un livello individuale. Deve essere associata a un forte impegno pubblico, a un’assunzione di responsabilità propria, alla rivalutazione dell´impegno dei volontari.
Gott ist mit uns Menschen solidarisch geworden: Das ist der bleibende Auftrag von Weihnachten! Er hat durch das Geschehen der Menschwerdung in der Nacht von Betlehem die menschliche Schwäche und Unvollkommenheit als Weg der Erlösung gewählt und uns Christen damit den Auftrag gegeben, es ihm gleich zu tun. Dieser „Skandal, dieser Stolperstein der Menschwerdung Gottes“, um es mit Papst Franziskus zu sagen, bleibt der Ernstfall eines christlichen Lebensstils!
Ich nenne nur einige markante Bereiche, wo wir uns auch im Neuen Jahr als Christen profilieren und positionieren sollten: Würde der menschlichen Person – von der Empfängnis bis zum Lebensende; die Würde gilt vor allen Unterschieden, die es unter uns Menschen immer geben wird; entschiedener Einsatz in Wort und konkreter Tat für Ehe und Familie; keine Instrumentalisierung der Flüchtlingsfrage für eigene Ideologien und Interessen; keine christliche Stimme für schnelle, egoistische Lösungen; einen entschiedenen Einsatz für das Zusammenleben mit allen Menschen, für die unser „gemeinsames Haus Südtirol“ Heimat sein soll - mit dem Mut der kleinen und unvollkommenen, aber dafür ehrlichen, konkreten und nachhaltigen Schritte. Und die Bitte um den Einsatz und den Schutz unserer Sonn- und Feiertage, die ich in diesem Jahr öfters ausgesprochen habe, hat viel mit christlichem Lebensstil zu tun: Ja zum Menschen, zur Familie, zur Gemeinschaft, zur Schöpfung, zu unserer Kultur und zu unserer Glaubensüberzeugung.
Das wichtigste diözesane Ereignis dieses zu Ende gehenden Jahres 2017 war die Seligsprechung von Josef Mayr – Nusser. Er hat uns und unserer Gesellschaft Entscheidendes zu sagen: Nichts und niemand darf mit Gott verwechselt oder an seinen Platz gestellt werden: keine Ideologie, kein Volk, keine Sprache, kein Land, keine Kultur, kein politischer oder religiöser Führer. Sein geformtes und waches Gewissen verpflichtete ihn auf dem Hintergrund des christlichen Doppelgebotes der Gottes- und Nächstenliebe ein klares Nein zu sagen zum nationalsozialistischen Regime mit seiner Verherrlichung des Krieges, mit seiner Rassenlehre, mit seiner Beseitigung des Humanen.
Preghiamo Josef Mayr-Nusser, che è stato beatificato il 18 marzo di quest´anno, che ci aiuti a trovare la perseveranza e la risolutezza di orientare la nostra coscienza costantemente a Dio, e il coraggio civile di seguire fedelmente la nostra coscienza come bussola per la nostra vita. Il rifiuto di prestare il giuramento a Hitler non fu per lui un evento isolato, ma la conseguenza e il frutto della sua vita intera. Possano essere vitali tra noi, nella nostra Chiesa locale e nella nostra società quei valori che egli ha vissuto e per i quali è morto.
Maria, morgen, acht Tage nach dem Weihnachtsfest und am ersten Tag des Neuen Jahres, feiern wir dich als die Mutter Gottes, die uns denjenigen geboren hat, nach dem wir unsere Jahre zählen. Zeige uns auch im Neuen Jahr 2018 deinen Sohn. Führe uns immer zu deinem Sohn und zu den Werten, für die er steht. Bitte für uns alle bei deinem Sohn! Amen.
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