Tagung im Pastoralzentrum Bozen
Convegno nel Centro pastorale a Bolzano
„Sehen – verstehen – präventiv handeln im Kontext kindlicher Sexualität“
“Vedere, riconoscere, agire preventivamente nel contesto della sessualità infantile“
Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser Tagung! Sehr geehrte Referentinnen und Referenten!
Gentili partecipanti e relatori a questo convegno!
Ihnen allen einen herzlichen Gruß! Die leidvollen Erfahrungen von Frauen und Männern, die in der Kirche sexuellen Missbrauch und andere Formen von Gewalt erlitten haben, fordern uns zu einer offenen Auseinandersetzung und zu einem radikalen Umdenken heraus. Präventionsarbeit setzt voraus, dass wir uns dem Versagen und den Fehlern der Vergangenheit stellen. Es gilt, daraus zu lernen, um mutig und verantwortlich dafür einzutreten, dass Kinder und Jugendliche vor Missbrauch und anderen Formen von Gewalt bewahrt bleiben.
Ich bin überzeugt, der sexuelle Missbrauch gehört zu den schlimmsten Verbrechen überhaupt. Sexueller Missbrauch zerstört die Seele eines Menschen, eines unschuldigen Menschen. Wir werden uns erst heute bewusst, welch unheilvolles Ausmaß der Missbrauch genommen hat und vor allem wie verheerend er sich auf das Leben der Betroffenen auswirkt.
Ich freue mich, als Bischof diese Tagung eröffnen zu dürfen. Damit will ich – wie bereits bei anderen stattgefundenen Tagungen - ein Signal setzen, dass das Thema „Missbrauch“ der offenen und ehrlichen Auseinandersetzung innerhalb der Kirche und in der Gesellschaft bedarf – unabhängig davon, ob es sich dabei um sexuelle, physische oder psychische Gewalt handelt. Die weltweit erschütternden Berichte, um die wir wissen, haben endlich ein allgemeines Tabu gebrochen, das zu lange das Leid der Betroffenen und deren Umfeld ausgeblendet hat. Endlich haben die Leidtragenden ein Gehör gefunden. Endlich wurden Anklagen ernst genommen und überprüft, entsprechende Maßnahmen ergriffen für die Betroffenen und deren Umfeld sowie für jene, die sich an Kindern oder Jugendlichen strafbar vergangen haben. Die Macht des Schweigens wurde gebrochen und die vertuschte Wirklichkeit durch die Medien an die Öffentlichkeit gebracht. Das war leidvoll und auch beschämend, aber es ist gut, dass wir uns dieser Wirklichkeit stellen müssen und dass wir es heute auch tun.
Come Diocesi vogliamo assumere la responsabilità che abbiamo nei confronti delle vittime, ma anche del loro ambito familiare, dove e ogni qualvolta si è verificato un abuso da parte di un sacerdote o di un religioso. E vogliamo agire con responsabilità anche dove e ogni qualvolta responsabili ecclesiali hanno minimizzato la realtà dell’atto criminoso o con le loro decisioni hanno voluto eliminarla. Ma le vittime hanno continuato a vivere o sono ancora in vita, così come il loro contesto di comunità, rimasto segnato dall’abuso. Un ambito che spesso era a conoscenza di quanto accaduto. Ma le persone erano troppo impotenti e anche indifese, spesso non sapevano a chi dovevano rivolgersi oppure non venivano ascoltate.
Nella sua lettera al popolo di Dio, nell‘agosto di quest’anno papa Francesco definisce l’abuso sessuale e l’abuso di potere di chierici e persone consacrate verso minorenni “un crimine che genera profonde ferite di dolore e di impotenza, anzitutto nelle vittime, ma anche nei loro familiari e nell’intera comunità.“ Benché si possa dire “che la maggior parte dei casi riguarda il passato, tuttavia, col passare del tempo abbiamo conosciuto il dolore di molte delle vittime e constatiamo che le ferite non spariscono mai e ci obbligano a condannare con forza queste atrocità, come pure a concentrare gli sforzi per sradicare questa cultura di morte; le ferite non vanno mai prescritte”.
Il grido delle persone colpite deve scuoterci tutti e impegnarci ad elaborare assieme, in una responsabilità comune, le ingiustizie subite. Le ferite possono cicatrizzarsi, ma non possono cadere in prescrizione! Riguardo al benessere dei minori, siamo consapevoli del compito e della responsabilità di dover fare tutto ciò che è nelle nostre forze, affinchè possano crescere sicuri e tutelati e svilupparsi armoniosamente. Per raggiungere questo obiettivo è necessario ascoltare le vittime e sostenerle nel superare la loro grande sofferenza. Inoltre è buona cosa, nella rielaborazione e nella prevenzione di abusi sessuali e di altre forme di violenza, coinvolgere anche esperti e persone competenti.
Nel confrontarsi con le vittime e le loro storie di abusi nonchè con coloro che si impegnano per la rielaborazione e la prevenzione degli abusi, voglio sottolineare tre temi fondanti della vita umana: la questione della capacità relazionale, la questione dell’accettazione e dell’inquadramento della propria sessualità, e la questione del rapporto con il potere e l’autorità.
Mir ist es wichtig, dass wir uns im Rahmen der Präventionsarbeit in unserer Diözese jenen Themen stellen, die dem sexuellen Missbrauch und anderen Formen von Gewalt zu Grunde liegen. Deshalb bin ich dankbar, dass der Fachbeirat für Prävention mutig und engagiert das Thema „Sexualität“ für die heutige Tagung aufgegriffen hat.
In seiner Sexualität ist der Mensch am meisten verletzbar. Nicht umsonst ist die Sexualität mit dem Schamgefühl verbunden, um diese zu schützen und eigene Grenzen zu setzen. Das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Über die Gewalt an Frauen habe ich in meinem letzten Hirtenbrief zum Fest Maria Himmelfahrt dieses Jahres geschrieben.
Ich wünsche mir, dass in allen Bereichen des kirchlichen Lebens, in den Familien, in den Pfarrgemeinden, in den Gruppen, Vereinen, Organisationen, Schulen und Heimen das Thema Sexualität, deren Bedeutung und die damit verbundenen Themen und Fragen, offen und angstfrei, vertrauensvoll und respektvoll angesprochen und diskutiert werden. Die Kirche soll ein Ort sein, wo Kinder erleben und lernen können, dass es wichtig ist, sich eine ganzheitliche Sichtweise der Sexualität anzueignen. Wer mit seiner eigenen Sexualität in all ihren Dimensionen vertraut ist, wer bei sich selbst zu Hause ist, kann achtsamer und freier, selbstsicherer und selbstbestimmter damit umgehen.
Ich spreche allen meinen aufrichtigen Dank aus, die in der Vergangenheit und in der Gegenwart sich diesem leidvollen und so wichtigen Thema gewidmet haben und widmen: dem ersten unabhängigen Ombudsmann in unserer Diözese, Dr. Werner Palla, und der gegenwärtigen Ombudsfrau, Dr. Maria Sparber, die seit Jänner dieses Jahres diesen wichtigen Dienst anbietet; dem Beauftragten für die Prävention von sexuellem Missbrauch und von Gewalt, Dr. Gottfried Ugolini, sowie allen Mitgliedern des Fachbeirates für ihre Bereitschaft und für ihren Beitrag zur Förderung einer Kultur des Lebens, der den Schutz der Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch und an anderen Formen von Gewalt zum Ziel hat. Mein Dank gilt auch dem gewesenen Generalvikar Josef Matzneller und dem aktuellen Generalvikar Eugen Runggaldier, in deren institutionellen Verantwortungsbereich dieses wichtige Anliegen gehörte bzw. gehört.
Geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Ich wünsche Ihnen eine bereichernde und ermutigende Tagung! Es gehört zu unseren Aufgaben als Kirche und als Gesellschaft, dass wir den Schutz und das Wohlergehen der Kinder und jungen Menschen in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit und unserer Verantwortung rücken. Der Segen Gottes begleite unsere Kinder und Jugendlichen und uns alle in unserem Bemühen.
Vedere – riconoscere – agire preventivamente nel contesto della sessualità infantile: Auguro a tutti un proficuo incontro informativo e propositivo per confrontare con coraggio e responsabilità la piaga dell’abuso sia all’interno della Chiesa come anche all’interno della società.
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