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Omelie

Festa del lavoro 2024

Vescovo Ivo Muser

Duomo di Bolzano

Festa del lavoro - memoria di San Giuseppe Lavoratore - 1 maggio 2024

Den 1. Mai, der in einem großen Teil der Staaten der Welt als Tag der Arbeit begangen wird, hat Papst Pius XII. 1955 zum Gedenktag des heiligen Josef des Arbeiters bestimmt. In der Arbeit soll deutlich werden, dass wir  Menschen, indem wir die Kraft unseres Körpers und unseres Geistes einsetzen, unser eigenes Leben verwirklichen, unsere Persönlichkeit entfalten und unseren  Beitrag leisten zur Gestaltung der Gesellschaft, in der wir leben. In der Lesung aus dem Kolosserbrief hat es sogar geheißen: „Tut eure Arbeit gern, als sei sie für den Herrn und nicht für die Menschen“ (Kol 3,23).

An diesem Tag der Arbeit erinnere ich an zwei Prinzipien der christlichen Soziallehre: das Prinzip der Solidarität und das Prinzip der Subsidiarität.

Solidarität im persönlichen, sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Alltag ist nicht Theorie, sondern konkretes Tun! Der Schlüssel dazu liegt in der Einsicht, dass wir in den meisten Belangen des Lebens voneinander abhängig sind. Damit steht Solidarität jeder Form egoistischer Selbstfindung, Selbstverwirklichung und Selbstbewahrung entgegen. Solidarisch sein heißt füreinander einstehen. Grundform der Solidarität ist die Bereitschaft zum Teilen. Nicht Schlagworte wie "Wir zuerst" oder „Hauptsache wir“ machen unsere Welt besser, sondern die Überzeugung: Wir brauchen einander. Nur gemeinsam mit den anderen wird das eigene Leben gelingen. Wir sitzen im gleichen Boot.

Es muss aber noch ein zweites Prinzip hinzukommen, nämlich das Subsidiaritätsprinzip. Subsidiarität bedeutet: Es braucht den Mut zur Eigenverantwortung und zur Eigeninitiative. Nicht nur fordern, ist das Gebot der Stunde! Vielmehr sollten wir uns auch fragen: Was kann ich tun, was können wir tun, damit das, was wir tun, auch anderen zugutekommt? Geht es nur um das eigene Interesse und um die eigene Lobby oder um den gemeinsamen Einsatz für ein größeres Ganzes, für das Gemeinwohl? Jeder und jede muss zuerst einmal das leisten, was wir leisten können und wofür wir zuständig sind. Für diese Eigenverantwortung und Eigeninitiative braucht es dann eine übergeordnete, gesellschaftlich - staatliche Hilfe, ein „subsidium“, das die Arbeitenden, ihre Familien und auch die Unternehmen fördert und unterstützt.

Il lavoro è un fattore essenziale della vita. Non ha solo un prezzo ma è un valore, perché dietro ci sono l' uomo e la donna nella loro interezza e dignità di persone.

Possano solidarietà e sussidiarietà restare le idee guida vincolanti e unificanti per un’economia che cerca di fornire il suo contributo importante e irrinunciabile per lo sviluppo della società.

Le leggi del mercato, della redditività, dell’efficienza, dell’incremento dei profitti, che sicuramente sono legittime, non possono essere gli unici criteri e soprattutto non possono diventare indipendenti o assoluti. Il capitale deve essere al servizio delle persone e non viceversa.   

Alla luce del concetto cristiano di Dio e dell’uomo, nell’odierna Festa del Lavoro, esorto tutti noi a ricordare questo: l’essere della persona viene prima del fare e prima dell’avere! È necessario un profondo rispetto della persona e della sua dignità, e ciò vale per ogni uomo e ogni donna. Poniamoci in modo critico verso una mentalità che si lascia guidare da una pressione impietosa: sempre più, sempre più veloce, sempre più avanti, sempre più in alto, sempre più ricco, sempre più orientato al guadagno, sempre più perfetto! E non dimentichiamo mai ai vari livelli del mercato, dell’economia, dello Stato, della Provincia e dell’intera società civile: non di solo pane vive l’uomo!

"Weniger wollen" schärft den Blick für das Wesentliche und für das Viele, das wir haben – und macht uns dankbarer! Ein konkretes Zeichen für diese Entschleunigung ist der Einsatz für den Sonntag und für unsere Feiertage, mit ihren familiären, kulturellen, sozialen und religiösen Chancen. Alle Zeiten dem Profit und dem Konsum zu unterwerfen, tut uns Menschen nicht gut. Deswegen halte ich es gerade an diesem Tag, der die Würde und die Bedeutung der Arbeit unterstreicht, für so wichtig, für das einzutreten, was einen echten „Mehr – Wert“ in unsere Beziehungen, in unsere Arbeitsverhältnisse und in unsere Gesellschaft einbringt: für unseren Sonntag und unsere Feiertage.

Am heutigen Tag der Arbeit ist es mir auch wichtig zu unterstreichen: Arbeit ist nicht nur Lohnarbeit! Ein großer Teil der Arbeit, für die es weder eine Besoldung noch eine Altersversicherung gibt, liegt im Bereich von Haushalt, Pflege, Erziehung und nicht zuletzt im Bereich der Freiwilligenarbeit und des Ehrenamtes. Alle diese Bereiche sind auch Arbeit und können von der Gesellschaft nicht hoch genug bewertet und geschätzt werden.

Nella Festa dedicata a chi lavora esprimo la mia vicinanza a tutte le persone impegnate per un futuro dignitoso del proprio lavoro e della propria impresa, che sono il sostegno delle famiglie e della promozione sociale del nostro territorio.

Confidiamo che le istituzioni locali, provinciali e statali prendano a cuore le richieste di chi si sforza ogni giorno di rendere viva la nostra comunità. Unendo le forze in un gioco di squadra, si potrà fare molto per il bene comune: per conservare le attività economiche e lavorative esistenti e per creare anche nuove opportunità, capaci di promuovere un lavoro sempre più sostenibile e sempre meno precario, soprattutto per i nostri giovani.

Bitten wir heute den hl. Josef um seine Fürsprache für alle arbeitenden Menschen: Dass es unter uns gerechte Arbeits- und Lohnverhältnisse gibt. Dass Frauen für ihre Arbeit den gleichen Lohn wie Männer erhalten. Dass die Gesetze des Marktes, der Wirtschaftlichkeit, der Profitsteigerung sich nicht verselbständigen. Dass Besitz und Kapital im Dienst der Menschen stehen und nicht umgekehrt. Dass wir aber auch nie vergessen, dass das Sein des Menschen vor dem Arbeiten und vor dem Leisten kommt. Wir leben nicht um zu arbeiten, sondern wir arbeiten, um zu leben. Der Mensch ist und braucht viel mehr als nur Effizienz, Produktivität, Profit und Aktivität. Arbeit ist vielmehr als nur ein Job!