In meinen zwei Kooperatorenjahren hier in Toblach bin ich öfters den Weg gegangen hinaus zur Lerschachkapelle, vorbei an den fünf Stationen, die uns an den letzten Weg Jesu erinnern, den er gehen musste und gehen wollte: über das Kreuz zur Auferstehung. Beeindruckt hat mich immer der Umstand, dass die Länge dieses Weges hier in Toblach der Länge der „Via dolorosa“ in Jerusalem entspricht. Dass ich heute als Bischof mit euch die 500 Jahre seit der Errichtung dieses ältesten Kreuzweges in Tirol feiern darf, das wäre mir damals nie eingefallen. So etwas gehört zum Geheimnis, zum Unverfügbaren und zum Geschenk des eigenen Lebens.
Dieser „älteste Kreuzweg Tirols“, der auf die Entscheidung von Kaiser Maximilian zurückgeht, lädt uns wie jeder andere Kreuzweg ein, einen Weg zurück zu legen: nicht nur einen äußeren, sondern vor allem einen inneren Weg.
Das Gehen und Betrachten des Kreuzwegs will uns gewinnen für einen Weg des Glaubens: Es geht um die Begegnung mit jenem Gott, der in Jesus die radikale Entscheidung für den Menschen auch dann noch durchhält, wo ihm die Menschen nur mehr das „Kreuzige ihn“ entgegenbringen. Gott bleibt bei seiner Liebe – durch Widerspruch, Ablehnung, Hass, Verrat, Gewalt, Folter, Tod und Grab hindurch. Und diese Solidarität Gottes tritt als radikale Feindesliebe sogar für die Täter ein.
Zeichen dieser Liebe, die bis zum Äußersten geht, ist auch das verwundete, geöffnete, durchbohrte Herz Jesu. Auf einem Kalender, der auf meinem Schreibtisch liegt, steht heute der schöne Satz von Papst Benedikt XVI.: „Im Heiligsten Herzen Jesu ist uns Heimat geschenkt“.
Dieses tiefe Bekenntnis nehme ich jetzt zum Anlass, um mit euch allen nachzudenken über das, was Heimat bedeuten kann – heute, an diesem Herz Jesu Sonntag und bei dieser Feier, die den ältesten Kreuzweg unserer Heimat würdigt.
Amare la propria terra, la Heimat, non può avere nulla a che fare con il disprezzare o lo sminuire altre culture. Amare la propria terra non si manifesta in una mentalità del „noi siamo noi“ e del „noi siamo i migliori“. Si esprime invece nella gratitudine per ciò che ci viene donato e affidato, e anche nella nostra responsabilità che scaturisce da questo regalo. È la responsabilità di poter vivere in una terra bella e ricca.
La Heimat è molto più di un lembo di terra che qualcuno definisce di sua proprietà e che va difeso. La propria terra, soprattutto, è più di un concetto geografico. Per noi questa Heimat ha a che fare con l’identità, con le origini, con le radici, con gli spazi di vita, con lingua e cultura, con sentimenti, con ricordi ed esperienze, con relazioni riuscite. Noi colleghiamo questo concetto di Heimat al desiderio primordiale della persona di essere a casa, di essere voluta e accettata. E fa parte delle esperienze più sconvolgenti e dolorose delle persone, quando ad esse viene negata la loro terra; quando vengono scacciate dalla propria terra; quando devono lasciarla per i più diversi motivi; quando la loro Heimat viene distrutta di proposito; quando il desiderio primordiale di accoglienza, sicurezza e amore viene respinto.
Nella lettura abbiamo ascoltato la grande confessione dell’apostolo Paolo: “Ma Dio dimostra il suo amore verso di noi nel fatto che, mentre eravamo ancora peccatori, Cristo è morto per noi.“ (Rom 5,8) E nel Vangelo Gesù ci mostra Dio stesso come un pastore che cerca la pecora smarrita finchè non la trova. È un Dio che non ha pace finché non trova e salva la pecora perduta. Anche in cielo, cioè vicino a Dio, la gioia non è completa fino a quando vi sono peccatori che si sono persi. Il cielo diventa ogni volta più luminoso e la terra ogni volta più benevola, quando l’uomo che si era allontanato da Dio torna a rivolgersi a Lui e torna quindi a casa.
Das Herz Jesu, und damit das Herz Gottes selber, schließt niemanden aus; dieses Herz schlägt für alle; auch das Land Tirol hat keinen Exklusivanspruch auf dieses Herz. Dieses Herz darf nicht missbraucht werden, um anderen Heimat abzusprechen oder zu verweigern. Und dieses durchbohrte Herz wird nur von jenen in seinem Sinn verehrt, die die Hand zur Versöhnung nicht verweigern.
Große Worte um Glaube, Tradition und Heimat nützen wenig, wenn sie nicht begleitet sind vom ehrlichen Versuch, sie in die Tat umzusetzen. Wenn heute überall in unserem Land gesungen wird: „Das geloben wir aufs neue, Jesu Herz dir ew´ge Treue“, dann ist das eine Anfrage an unser Glaubensbekenntnis, an unsere Lebenseinstellung und an unsere Lebensführung. Das Gelöbnis von 1796, das die Tiroler Landstände vor dem Herz Jesu Bild in der Bozner Stadtpfarrkirche abgelegt haben und das zur festlichen Feier des Herz Jesu Festes in unserem Land geführt hat, war Ausdruck des Willens, das Leben der Menschen und der Gesellschaft vom Glauben her zu gestalten. Das ist auch heute aktuell. Dabei darf einerseits der politische Aspekt der Herz Jesu Verehrung gegenüber dem religiösen Gehalt sich nicht verselbständigen und andererseits muss eine bloß private und individualistische Frömmigkeit vermieden werden, weil Bekenntnis und Lebensgestaltung, Tradition und Lebensführung, gefeierter und gelebter Glaube zusammengehören.
Das Bekenntnis zur Heimat braucht dann aber noch eine Vertiefung. „Unsere Heimat ist im Himmel“ wagt der Apostel Paulus zu bekennen; und der französische Denker Blaise Pascal sagt einmal: „Die Sehnsucht des Menschen ist so groß, dass sie nur mit Gott gefüllt werden kann“. Christen lassen sich von niemandem einreden, dass diese Welt mit all ihren Gütern und Werten schon die letzte Bestimmung des Menschen sein kann. Ja es kann sogar gefährlich sein, ein Stück dieser Welt zur letzten und einzigen Heimat zu erklären. Nationalismen und Fundamentalismen haben nicht selten auch darin ihre Wurzel: wenn die eigene Kultur, das eigene Volk, die eigenen Traditionen, das eigene Land verabsolutiert und gegen andere gerichtet werden.
Christen stehen ein für die Hoffnung: Wir sind geschaffen für mehr! Wir sind ein Leben lang auf dem Weg zu einer Heimat, die uns niemand nehmen kann. Und im Blick auf diese Heimat, gestalten Christen mit Einsatz, Freude und Verantwortung ihre irdische, vorläufige und vergängliche Heimat. Mir gefällt die letzte Strophe des bekannten Bozner Bergsteigerliedes „Wohl ist die Welt so groß und weit“, in der es heißt: „Und wenn dann einst, so leid mir´s tut, mein Lebenslicht erlischt, freu´ ich mich, dass der Himmel auch schön wie die Heimat ist.“
Mögen die fünf Stationen des „ältesten Kreuzwegs Tirols“ und das Verweilen in der Lerschacher Grabeskapelle vielen Menschen das Herz öffnen für die Herzmitte des christlichen Glaubens: für die Person Jesu und für seine Liebe zu uns. „Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben“ (Joh 19,37). Schauen wir auf ihn! Das alles ist geschehen für uns, für dich, für mich. Darauf gibt es nur eine Antwort: Unsere Dankbarkeit. Unsere Anbetung. Unsere Liebe. Unsere Freude, dass wir in IHM Heimat haben – jetzt und einmal für immer.