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Omelie

Inaugurazione dell’anno accademico 2023/24 dello Studio teologico accademico

Bressanone, Seminario maggiore

Lunedì 16 ottobre 2023

Vescovo Ivo Muser

Als Professor hier an unserer Hochschule habe ich die Christologievorlesung gerne mit dem Abschnitt aus dem Lukasevangelium begonnen, den uns die Liturgie für den heutigen Montag der 28. Woche im Jahreskreis vorlegt. 

„Hier ist einer, der mehr ist als Salomo – Hier ist einer, der mehr ist als Jona“. Die Auseinandersetzung mit Jesus von Nazareth, dem Christus, wird uns immer mit diesem „Mehr“ konfrontieren. Er ist mehr als alles, was wir von ihm erkennen und sagen können, er ist nicht zähmbar, er sprengt und übersteigt jedes System – auch die Dogmatik. 

Auf dem Hintergrund dieses eminent christologischen Textes des Neuen Testaments teile ich bei diesem Eröffnungsgottesdienst für das Seminar- und Studienjahr 2023/24 mit euch – blitzlichtartig und selbstverständlich unvollständig – einige Überlegungen, die ich für wichtig halte für das christliche Verständnis von Theologie und auch für das Lehren und Lernen der Theologie. 

Die Theologie, die Rede von und über Gott, darf nie vergessen, dass Gott nicht wie ein Lehr-Gegenstand wie jeder andere behandelt werden kann. Es geht nicht um jegliche menschliche Rede von Gott, sondern um eine christlich bestimmte. Christliche Theologie ist nicht voraussetzungslos, sie fängt nicht bei einem „Punkt Null“ an und entwirft dann ein wissenschaftliches Denkgebäude. Christliche Theologie gäbe es nicht ohne die jüdisch-christliche Gottesgeschichte, wie sie in der Bibel bezeugt und in der Kirche überliefert wird. 

Menschliche Rede über Gott gründet im Sprechen Gottes selbst. Dass letzteres keine mit physischen Ohren vernehmbare Rede ist, sollte klar sein. Gott „spricht“ in der Geschichte, indem er handelt, insbesondere in der Rettung seines Volkes und im menschgewordenen „Wort Gottes“ Jesus Christus. Menschen machen also Erfahrungen, die sie als Handeln Gottes, als Offenbarung Gottes deuten, bezeugen und überliefern. In diesem Sinne nennt das Zweite Vatikanische Konzil die Bibel „Gotteswort in Menschenwort“ (Dei Verbum): von Menschen bezeugte Erfahrung des Handelns Gottes. Die im Volk Gottes lebendig tradierte Heilige Schrift ist somit die Voraussetzung bzw. die Grundlage der Theologie als wissenschaftlich verantwortete Rede über Gott. 

La teologia è una delle possibili “risposte”, non l’unica possibile, al modo in cui Dio vuole trasmettere sé stesso, alla Sua Parola e alla Sua chiamata. La prima risposta, la più originaria, è la fede come affidamento a Dio; da questa si sviluppa la preghiera, la lode a Dio, la meditazione della Parola, la professione e la pratica della fede, il servizio al prossimo. Tutti questi atti di fede precedono il discorso teologico su Dio. Allo stesso tempo, la teologia include tutte queste azioni nella sua riflessione. 

La fede su cui si riflette nelle discipline teologiche non è solo quella soggettiva dei teologi, ma è la fede della Chiesa nel suo cammino attraverso la storia: quella della Chiesa primitiva, dei Padri della Chiesa, la fede di Agostino o di Tommaso d'Aquino, così come la fede di innumerevoli donne e uomini di cui non si conosce il nome; che si tratti del quinto, del decimo, del quindicesimo o del ventunesimo secolo, essi hanno creduto, vissuto e pregato fino ai giorni nostri, operando e continuando ad operare nella Chiesa e nella società. 

Solo alla luce di questa fede della Chiesa, che raccoglie la ricchezza dell'esperienza di epoche e culture diverse, la teologia può svolgere il suo rilevante e vitale compito. La teologia è al servizio della comunità di fede e della capacità di speranza di tutti i credenti.  

Zwei Extreme sind zu vermeiden: 

  1. Die billige Anpassung an das Aktuelle, das Modische. Dadurch kann die Kraft, die Fülle des Glaubens, vor allem aber auch das Widerständige und Herausfordernde des Evangeliums auf der Strecke bleiben. 

  2. Die Erstarrung der Theologie in einem geschlossenen Glaubenssystem, abgeschottet von den Erfahrungen und den Fragen und Anfragen der jeweiligen Zeit: Das führt zu einer Theologie, die den Kontakt mit den wirklichen Fragen und Nöten der Menschen verloren hat. 

Der Glaube bleibt also nicht dadurch derselbe, dass man ihn immer im selben Wortlaut wiederholt, sondern dadurch, dass er – bezogen auf die Erfahrungen und Fragen der Gegenwart – je neu ausgesagt wird. Theologische Reflexion leistet dafür einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag. 

Theologie ist dem konkreten Leben der Kirche verpflichtet. Ihr Ort ist nicht das intellektuelle Ghetto. Theologie braucht die „Kirchlichkeit“ als Bezug zur Gemeinschaft der Glaubenden. Zu Recht betont Papst Franziskus öfters: Eine Theologie, die nicht dem Volk Gottes dient, dient zu nichts. 

Lehramt und Theologie leisten unterschiedliche und notwendige Dienste am Glauben des Volkes Gottes. Das Lehramt hat über die unverfälschte Verkündigung des Glaubens zu wachen. Aufgabe der Theologie ist es hingegen, neue Räume zu öffnen und den Glauben der Kirche in die vielfältigen Zusammenhänge des Heute zu übersetzen. 

Die Beziehung zwischen Lehramt und Theologie betrifft auch das, was am Ende des vergangenen Studienjahres P. Martin Lintner, das Hochschul- und Professorenkollegium und auch mich stark herausgefordert hat: die Verweigerung des römischen „nihil obstat“ für den gewählten, neuen Dekan unserer Hochschule. Noch Anfang Juli habe ich Gespräche geführt mit dem zuständigen Dikasterium für die Kultur und die Bildung. Dabei wurde vereinbart, dass es jetzt die nötige Ruhe braucht für die Reifung der aufgetauchten Fragen, die auch andere Dikasterien betreffen. Ab Mitte September gab es neue Gespräche mit diesem Dikasterium und dem Dikasterium für die Glaubenslehre. Ich bin sehr zuversichtlich, dass in den kommenden Monaten die anstehenden Fragen geklärt werden können und dass es zu einer Lösung kommt, die das wichtige und notwendige Miteinander von Lehramt und Theologie unterstreicht – mit Vertrauen und mit Respekt füreinander. Ich habe allen Grund, auf eine gute Lösung zu hoffen, auch wenn ich heute noch nicht mehr dazu sagen kann. 

Un'ultima cosa: quello che possiamo dire di e su Dio è fondamentalmente limitato e ristretto. La teologia non deve dare l'impressione di presumere con disinvoltura e sicurezza di "avere Dio in tasca". Dio non è mai il possesso sicuro di chi crede in lui, non può essere rinchiuso in concetti e formule. La teologia deve rimanere consapevole che Dio è inesprimibile e incomprensibile e che il suo mistero trascende ogni nostro pensiero e parola. 

Il discorso teologico è quindi sempre un rimando, un riferimento che va oltre sé stesso: una testimonianza di fede, non un’affermazione di fatto. A maggior ragione esso cerca di esprimere l'esperienza cristiana di Dio in modo tale che anche i non credenti possano almeno in qualche misura comprenderla e rifletterla. 

Bitten wir heute um den Heiligen Geist, der der Theologie eine Seele gibt, dass wir uns alle unter das Wort stellen: „Hier ist mehr als Salomo – Hier ist mehr als Jona“. Ich wünsche uns allen viel Demut – im Denken und im Reden -  und viel Freude an dem, was uns in der Theologie geschenkt und anvertraut ist.