Biblische Texte: Hebr 13, 1-8; Joh 11, 18 – 27.
Am 29. Juni 2006, dem Festtag der Apostel Petrus und Paulus und am 41. Jahrestag seiner Priesterweihe, hatte Bischof Wilhelm sein geistliches Testament verfasst. Am 21. August 2008, dem Tag seiner Beerdigung, durfte ich dieses Testament genau von dieser Stelle aus verlesen. Zusammen mit den anderen fünf Privatsekretären durfte ich an diesem Tag den Sarg des Bischofs in diesen Dom herein tragen und am Ende des Begräbnisgottesdienstes hier in sein Grab hinab senken.
Heute, am 10. Jahrestag seines plötzlichen Todes, erinnere ich mich und uns alle ganz bewusst an sein Testament. In diesen Worten wird Bischof Wilhelm unter uns lebendig und diese Worte empfinde ich wie sein bleibendes Vermächtnis an unsere Ortskirche.
«Cari fratelli e sorelle della nostra diocesi! Ringrazio voi tutti, sacerdoti, religiosi, laici, che … mi avete accolto con gioia, siete rimasti in comunione con la diocesi e con la mia persona e avete apprezzato il mio motto “Syn”. Nella mia vita ho sperimentato la guida straordinaria di Dio così come il sostegno e la vicinanza di persone care e amici. La vocazione alla sequela di San Francesco e al sacerdozio mi ha donato molto. Ho avuto la possibilità di essere al servizio della Sacra Scrittura prima come professore e poi come vescovo. Per questo ringrazio Dio. …
Cari fratelli e sorelle, ciò che ho da dirvi è contenuto nelle mie brevi lettere pastorali e nelle tre lettere pastorali più lunghe. La “Bibbia della Domenica” possa aiutarvi ad attingere dalla Parola di Dio sostegno per la vostra vita e per la celebrazione della domenica. Il libretto “Mistero della fede” possa rafforzarvi nell’amore per l’eucarestia. Se leggete questi testi ancora una volta e cercate di attuarli, pensando a me vostro vescovo, questa è la memoria che mi fa particolarmente onore. Per me è stata importante in questi anni la Parola di Gesù: “Uno solo è il vostro Maestro e voi siete tutti fratelli e sorelle”. In ogni messa ho pregato affinché noi siamo una «fraternitas secundum sanctum Evangelium», una fraternità secondo il santo vangelo. Se ho offeso qualcuno, chiedo perdono, come anch’io perdono tutti coloro che mi hanno offeso».
Mit diesem seinem geistlichen Testament höre ich Bischof Wilhelm heute, zehn Jahre nach seinem Tod, zu uns sagen: „Denkt oft an mein Leitwort “syn”, das ich dem hl. Paulus verdanke, und übersetzt und lebt es als Christinnen und Christen unserer Diözese Bozen – Brixen und als Menschen unseres Landes mit seiner wechselvollen Geschichte, mit seinen Wunden und seinen Herausforderungen, mit seinen drei Sprachgruppen und mit seiner Verantwortung für die neuen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner in einem gemeinsamen „Haus Südtirol“. Bemüht euch eine Beziehungsgesellschaft zu sein und nicht eine Gesellschaft, die gedankliche, ethnische, kulturelle und religiöse Mauern errichtet!
Versucht, immer mehr eine Gemeinschaft zu werden, die sich unter den Anspruch des Wortes Gottes stellt und die vom Wort Gottes her, die Zeichen der Zeit deutet, gestaltet und lebt.
Bemüht euch, dass der Sonntag sein christliches Gesicht bewahrt und wieder bekommt. Das war das tiefe Anliegen meiner Sonntagsbibel. Beim Sonntag geht es um unsere christliche Identität. Lebt den Sonntag als den Tag des Herrn, damit er auch Tag der Menschen und für die Menschen sein kann.
Schätzt die Eucharistie! In meinem Büchlein „Geheimnis des Glaubens. Eine Erklärung der Heiligen Messe“ habe ich geschrieben: „Im katholischen Glaubensverständnis bildet die Eucharistie den Mittelpunkt für das Leben der Kirche, für die Pfarrgemeinde, für alle Getauften. … Eine eucharistische Denk- und Lebensweise steht im Gegensatz zu manchen heute verbreiteten Denk- und Verhaltensweisen. Wir sind in Gefahr, uns nur auf uns selber zu verlassen. Eine dankbare Lebenshaltung lässt uns erkennen, wie viel wir Gott – und auch den Mitmenschen – verdanken.“
„Sich erinnern“ heißt „nach innen gehen“. Sich an Bischof Wilhelm erinnern, an ihn den Menschen, den Kapuziner, den Priester, den Professor für Neues Testament und an die 22 Jahre seines Hirtendienstes in unserer Diözese, soll 10 Jahre nach seinem Tod in uns die Frage auslösen: Wie können wir das, was ihm wichtig war, wofür er sich eingesetzt hat, was er versucht hat, heute weiter tragen und weiter geben?
Dankbare Erinnerung ist immer ein Auftrag!
Fratelli e sorelle, nella lettera agli Ebrei abbiamo letto: „Ricordatevi dei vostri capi, i quali vi hanno annunziato la parola di Dio; considerando attentamente l´esito del loro tenore di vita, imitandone la fede. Gesù Cristo è lo stesso ieri, oggi e sempre!” (Ebrei 13, 7-8).
Ricordiamoci del nostro vescovo Wilhelm con gratitudine e con la grande speranza di rimanere uniti con lui in Gesù, il Cristo.
“Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll“ (Joh 11,27), so bekennt Marta im Evangelium, das uns heute verkündet worden ist. Legen wir dieses Bekenntnis ab und erneuern wir mit diesem Bekenntnis unsere Verbundenheit mit Bischof Wilhelm. Christus ist unsere Auferstehung. ER lebt – und wir alle in ihm: unsere Verstorbenen, die uns den entscheidenden Schritt ins Leben bereits voraus haben, und wir, die wir noch auf dem Weg sind – auf dem Weg zum Leben jenseits der Grenze des Todes.
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