Wenn Planeten sprechen könnten: Die Venus kommt eines Tages der Erde sehr nahe und sagt zu ihr: „Du bist so blass geworden. Fehlt dir etwas?“ Die Erde antwortet: „Ja, ich habe Krebs. Die Menschheit breitet sich auf mir aus.“ Die Venus antwortet: „Warte ab, das vergeht schon wieder. Krebszellen fressen sich irgendwann gegenseitig selbst auf.“
Vor einiger Zeit sagte ein Naturwissenschaftler bei einem Vortrag in Bozen in einem Nebensatz: “....bevor der Schimmelpilz der Menschheit sich über die Erde ausbreitete....“ Ich war entrüstet über diese Aussage. Die Menschen mit einem Schimmelpilz vergleichen!? Die Menschen sind doch die „Krone der Schöpfung“. Sie haben Bewusstsein, Intelligenz und Freiheit. Über alles können sie nachdenken, alles können sie erforschen, zu allem können sie Beziehung herstellen, unendlich Vieles können sie machen und technisch gestalten.
Ja, irgendwann haben die menschlichen Wesen gemerkt, wozu sie alles fähig sind. Das hat sie in der Folge dazu verleitet, sich selbst als „Gott ebenbildlich“ zu erklären. Allerdings steht dabei auch die Warnung: Nehmt euch nicht zu wichtig, bedenkt eure Grenzen und haltet euch daran. Sonst müsst ihr sterben. Die Warnung der Genesisgeschichte wird immer aktueller, je weiter wir unsere Fähigkeiten in der Beherrschung der Welt unbegrenzt und unbedacht vorantreiben.
Zurzeit ist Jung und Alt beim Nachdenken über die sich verändernden Lebensbedingungen auf der Erde. Bedrohliche Veränderungen werden beobachtet. Fachleute warnen ernsthaft. Junge Leute gehen auf die Straßen. Politiker überlegen, was alles zu tun und zu verändern wäre.
Üblicherweise sagt man, die Einsicht in ein Problem, ist bereits der erste wichtige Schritt zur Lösung. Ob wir angeblich großartige Menschen aber imstande sind, unsere triebhaften Begierden und Ansprüche, unsere Neugierde, unseren „homo faber“-Trieb und unsere Bequemlichkeit der Vernunft unterzuordnen, bleibt eine offene Frage. Erwachsene und Jugendliche, Wissenschaftler und Unternehmer, Bürger und Politiker müssten nicht nur radikal umdenken, sondern vor allem auf äußerst Vieles verzichten und ganz anders leben und handeln. Hier besteht die Sorge, dass der Mensch dazu zu schwach ist. Das Rad kann möglicherweise nicht aufgehalten und erst recht nicht zurück gedreht werden.
Anscheinend ist der Mensch doch nicht so großartig, wie wir immer meinen. Er ist und bleibt mit all seiner Vernunft und Freiheit, mit all seinem Wissen und Können vielleicht doch nur ein blinder Teil der absolut übergeordneten Natur. Mittels des Menschen selbst stört die Natur die Lebensbedingungen des selbstherrlich gewordenen Menschen auf der Erde. Wir sind der Evolution untergeordnet und haben keine Ahnung, in welcher Phase der Evolution wir uns gerade befinden.
Der Satz bei Jesaja bleibt bedeutsam: „So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch sind meine Gedanken über eure Gedanken und meine Wege über euren Wegen...“
Möglicherweise wird die Natur selbst vermittelt durch die Menschen einen kräftigen und äußerst verlustreichen Faustschlag ausführen, damit vielleicht ein Umdenken bei den wenigen, die übrig bleiben, zustande kommt und Neues entstehen kann.
Woran erinnert uns die christliche Religion? Jeder Einzelne möge bescheiden bleiben und an seine eigene Vergänglichkeit in der Welt denken. Hinter allem Materiellen steht als Ermöglichung des Materiellen die geistige Wirklichkeit, zu der der Mensch mit seinem tieferen geistigen Zentrum gehört. Von dieser Wirklichkeit kann er nicht herausfallen, auch wenn er die materielle Welt verlässt. Tiefer als alle Vergänglichkeit lebt in ihm das Unvergängliche. Die Welt bleibt Ort der Bewährung und der Reifung.
Josef Torggler