Mit 10.000 Euro ist der Preis der Bischof-Dr.-Karl-Golser-Stiftung dotiert, der am Samstag, 11. Juni 2022, auf der Trostburg in Waidbruck an den Neurologen und Forscher Prof. Wolfgang Singer verliehen wurde. Der Preisträger konnte aus Krankheitsgründen nicht dabei sein. Der gebürtige Bayer lehrt und forscht an der Mayo-Clinic in Rochester im US-Bundesstaat Minnesota.
Der Vorsitzende des Südtiroler Burgeninstituts, Baron Carl Philipp von Hohenbühel, begrüßte die Gäste auf der Burg Trostburg in Waidbruck. Bischof Ivo Muser sagte, dass Karl Golser vom Professor zum Confessor geworden sei, vom Lehrer zum Zeugen. Er sei mit Leib und Seele Professor gewesen. Als Moraltheologe habe er oft Stellung zur Würde des Menschen bezogen. Bischof Golser hat an einem atypischen Parkinson-Syndrom gelitten. „Ihm wurde alles genommen, was wir nach außen hin mit Würde verbinden. Ich denke in dieser Stunde an namenlose Menschen, denen das gleiche Schicksal zugemutet wird. Die Würde des Menschen ist uns geschenkt, aber an uns allen liegt es, diese zu wahren und nie mit Füßen zu treten“, so der Bischof in seiner Begrüßungsrede.
Landeshauptmann Arno Kompatscher erinnerte in seiner Videobotschaft an Karl Golser und nannte ihn eine gewichtige Instanz, die stets einen Dialog suchte. Er gratulierte Prof. Wolfgang Singer zum Preis. „Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Forschung und die Förderung von atypischen Parkinson-Syndromen zu unterstützen“, so der Landeshauptmann.
Prof. Martin M. Lintner von der PTH Brixen referierte über das Leben und Werk Bischof Golsers. Der diesjährige Preisträger, Prof. Wolfgang Singer, konnte aus Krankheitsgründen nicht an der Preisverleihung teilnehmen. In einer Videobotschaft ging er auf die Multisystem Atrophie (MSA) ein. Sie ist eine rasch fortschreitende, tödliche neurodegenerative Erkrankung, die sich durch Störungen der Motorik bemerkbar macht. MSA ist unerbittlich fortschreitend. Gegenwärtig basiert die Diagnose der MSA auf Symptomen und neurologischen Befunden. Behandlungsmöglichkeiten seien rein symptomatisch. „Wir brauchen daher dringend bessere diagnostische Krankheitsmarker“, so Prof. Singer. Es sei ihm eine große Ehre, diese Auszeichnung entgegennehmen zu dürfen.
Der Präsident der Bischof-Dr.-Karl-Golser-Stiftung, Univ. Prof. DDr. Gregor K. Wenning, hob in seiner Laudatio hervor, dass durch Prof. Singer die Therapie und die Diagnostik entscheidend verbessert worden seien. Er sei ein hervorragender Mentor und Unterstützer sowie Koordinator der MDS-MSA-Studiengruppe. Dem Preisträger wünschte er eine rasche Genesung und Fortsetzung seiner hervorragenden Forschungsarbeit.
Die Bischof-Golser-Stiftung hat den Zweck, Menschen, die an einem atypischen Parkinson-Syndrom leiden und allen, die sie begleiten und die Krankheit wissenschaftlich erforschen, zu fördern. Die Stiftung stützt sich auf die Forschungsarbeit der Medizinischen Universität Innsbruck und des Instituts für Biomedizin von Eurac Research. Alle 2 Jahre werden Forscher auf dem Gebiet der Neurowissenschaften ausgezeichnet, die zur atypischen Parkinson-Erkrankung arbeiten.
Text: Tageszeitung "Dolomiten", 13.06.2022, Seite 4, (mrf)