1986 - 2008
Geboren am 14. Mai 1940 in Innsbruck, ist Wilhelm Egger mit seinem Zwillingsbruder Kurt in Bergen bei Traunstein aufgewachsen. Nach dem Tod des Vaters im Krieg sind die beiden Kinder mit der Mutter im Jahre 1945 nach Sterzing übersiedelt. Da die Mutter einer Arbeit nachgehen musste, wurden die Zwillinge von der Großtante Maria Gogl-Egger in Sterzing erzogen. 1949 verstarb die Mutter an Tuberkulose, so dass die beiden Kinder mit nur neun Jahren Vollwaisen waren.
Im Jahre 1956 sind beide Brüder im Alter von 16 Jahren in den Kapuzinerorden eingetreten und wurden am 29. Juni 1965 von Bischof Joseph Gargitter im Dom zu Brixen zu Priestern geweiht.
Wilhelm Egger übernahm 1971 den Lehrstuhl für Neues Testament an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen, wo er von 1982 bis 1985 auch als Dekan wirkte. Er leitete zudem das Institut Brixner Theologische Kurse, das er im Jahre 1983 zur Ausbildung von Laienkatecheten entwickelt hatte.
Am 29. Juli 1986 wurde Wilhelm Egger von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Bozen-Brixen ernannt, am 31. August 1986 im Dom zu Brixen von Bischof Joseph Gargitter zum Bischof geweiht.
Als Bischof war Wilhelm Egger Vorsitzender der Kommission für Ökumene und interreligiösen Dialog der regionalen Bischofskonferenz von Nord-Ost-Italien, von 1990 bis 1995 Präsident der Kommission der italienischen Bischofskonferenz für das Gottgeweihte Leben und der Kommission für die Zusammenarbeit von Bischöfen und Ordensleuten; 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Präsidenten der internationalen Bibelföderation; Bischof Egger war auch Mitglied der Arbeitsgruppe zur Revision der offiziellen italienischen Bibelübersetzung; ab September 2000 war er Mitglied der Kommission für Ökumene und interreligiösen Dialog der italienischen Bischofskonferenz; 2006 wurde Bischof Egger zum Vorsitzenden des Leitungsgremiums für die Revision der deutschen Einheitsübersetzung; zwei Jahre später wurde er von Papst Benedikt XVI. zum Sondersekretär der Bischofssynode ernannt; diese beschäftigte sich mit dem Thema „Das Gotteswort im Leben und in der Sendung der Kirche“ und fand im Oktober 2008 im Vatikan statt – leider hat Wilhelm Egger diese Synode nicht mehr erlebt. Er verstarb am 16. August 2008 ganz überraschend an einem Herzstillstand in seiner Wohnung in Bozen. Am 21. August fand das Begräbnis statt, dem der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola, vorstand.
Bischof Wilhelm Egger war ein hervorragender Bibelgelehrter, ein Mann des Friedens, der eine Kirche des Dialogs zwischen Sprachen, Kulturen und Religionen hinterlassen hat. Er war ein einfacher, sensibler, zugänglicher Mensch, ein Mann des Gebetes, der ein besonderes Gespür für die Bedürftigen hatte. „Syn“ – miteinander, gemeinsam – so wünschte er sich das Leben in Kirche und Gesellschaft.