Der umfassende Blick einer Schulführungskraft auf die jeweilige Schulrealität vermag es, eine wertvolle Einschätzung des Religionsunterrichtes im Spannungsfeld von Schule und Gesellschaft zu geben. Die Aussagen sind vielsagend und von aktueller Bedeutung.
Eine Befragung der Schulführungskräfte der ladinischen Schulen über den Religionsunterricht an ihrer Schule hat mit dem Blick auf Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken zu einer wichtigen Kernaussage geführt: der Religionsunterricht als Teil der ganzheitlichen Bildung junger Menschen birgt einen Mehrwert in sich.
Der Religionsunterricht hat sich im Laufe der Zeit immer mehr zu einem Raum entwickelt, in dem eine Mehrdimensionalität zu spüren ist: ein Ineinander von Persönlichem und Öffentlichem, von empirisch Greifbarem und spiritueller Wirklichkeit, ein Raum, in dem die Bedürfnisse, aber insbesondere die Sehnsüchte von Kindern und Jugendlichen zur Sprache kommen können.
Der Religionsunterricht trägt einem wichtigen Aspekt ganzheitlicher Bildung Rechnung, und zwar der existentiellen und spirituellen Dimension des Menschseins, so die Schulführungskräfte. Damit leistet der Religionsunterricht einen bedeutsamen Beitrag zum Entwicklungs- und Wachstumsprozess der jungen Menschen.
Dem Religionsunterricht kommt auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe zu: das Kennenlernen der großen Weltreligionen und der Respekt der Andersdenkenden gekoppelt mit dem Erspüren der verbindenden Werte sind wichtige Bausteine für den Frieden in unserer pluralistischen Welt.
Dieser überaus große Auftrag stellt eine Herausforderung dar und erfordert gut ausgebildete, qualifizierte Religionslehrpersonen.
Zudem wird von den Schulführungskräften wahrgenommen, dass gerade den Religionslehrpersonen Authentizität und Glaubwürdigkeit abverlangt wird. Die Schüler und Schülerinnen haben nämlich ganz feine Antennen dafür, was Lehrpersonen sagen und wie sie sich verhalten.
Leider gibt es in Hinblick auf den Religionsunterricht auch organisatorische Schwierigkeiten, welche mit der Möglichkeit des Verzichts auf den Religionsunterricht in Zusammenhang stehen. Die Betreuung der abgemeldeten Schülerinnen und Schüler stellt für die Schulen immer wieder eine große Herausforderung dar.
Ebenso benennen die Schulführungskräfte auch Risiken für den konfessionellen Religionsunterricht, die v. a. mit der gesellschaftlichen Situation und Entwicklung zusammenhängen. So spiegelt sich im Religionsunterricht das Ringen vieler Menschen mit dem Thema Religion, Glaube und Kirche bis hin zu einem Schwinden der religiösen Kompetenzen aus der Prioritätenliste vieler Eltern und Jugendlichen wider. Der Mangel an qualifizierten Religionslehrpersonen könne in Zukunft ebenso eine Gefahr für den konfessionellen Religionsunterricht darstellen, dem die Schulführungskräfte, so wie in vielen anderen Fächern auch, mit Sorge entgegenblicken.
Aus der Befragung der Schulführungskräfte lässt sich zusammenfassend ableiten, dass sie dem Religionsunterricht einen wichtigen Stellenwert innerhalb des Bildungsauftrages der Schule beimessen. Nicht zuletzt sind die Aussagen der Direktorinnen und Direktoren auch eine Wertschätzung der Religionslehrpersonen, welche vor Ort einen kostbaren Dienst an den jungen Menschen und an einem friedlichen Miteinander in unserer Gesellschaft leisten.