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Predigten

Chrisammesse 2020

Bischof Ivo Muser

Samstag vor Pfingsten | Gedenktag des seligen Otto Neururer |  Brixner Dom, 30.Mai 2020

Liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst, liebe Diakone, liebe Ordensleute, cari confratelli, liebe Schwestern und Brüder, cara comunità diocesana, fredesc y sorus!

Abgesagt, nicht möglich, findet nicht statt, geschlossen, verschoben: so oder ähnlich klangen und klingen immer noch viele Informationen und Gespräche in dieser Zeit. Auch das kirchliche, seelsorgliche Leben ist davon stark betroffen.

Verschoben wurde auch die Chrisammesse – vom Gründonnerstag auf den heutigen Vorabend von Pfingsten. Nicht als Auftakt zum österlichen Triduum feiern wir in diesem Jahr diesen besonderen Gottesdienst, sondern am Ende der Osterzeit, in der Atmosphäre von Pfingsten, dem Geburtstag unserer Kirche.

Auf die Feier der Chrisammesse freue ich mich jedes Jahr. Ich freue mich, dass wir sie auch unter den gegenwärtigen Umständen feiern können. Ich freue mich, dass ihr jetzt da seid, auch stellvertretend für viele andere und in der Verbundenheit mit allen, die über Radio Grüne Welle und Radio Sacra Famiglia mit uns beten und feiern.

Die Öle, die ich weihen darf, und die dann in alle Pfarrgemeinden und Seelsorgsorte unserer Diözese gebracht werden, sind Zeichen für das, was wir sein dürfen: Christen und Christinnen, Gesalbte, Menschen, die zu Jesus, dem Christus, gehören! Das Katechumenenöl, das für die Taufbewerber verwendet wird, ist ein Öl der Vorfreude auf die Gemeinschaft mit Christus. Das Chrisam steht für die Würde des priesterlichen, königlichen und prophetischen Gottesvolkes. Und das Öl, mit dem die Kranken und die Sterbenden gesalbt werden, ist Zeichen für die österliche Lebensmacht Gottes, die kräftigt und heilt.

I testi biblici che ascoltiamo oggi, nel quarantanovesimo giorno del tempo pasquale, sono la conclusione degli Atti degli Apostoli e del Vangelo di Giovanni.

Paolo è finalmente a Roma. E con lui il Vangelo è giunto “fino ai confini del mondo“, nella capitale del mondo di allora. L’ultima parola degli Atti degli Apostoli è la parola greca “akolýtos“, “senza impedimento“. Ad essa sono collegati un programma e una speranza: l’apostolo delle genti, il grande predicatore, morirà a Roma ucciso dalla spada. Ma l’annuncio del Vangelo di Gesù, del Cristo crocifisso e risorto, continuerà – malgrado tutto e attraverso tutto.

E la conclusione del Vangelo di Giovanni sottolinea: il Signore risorto ha affidato a Pietro responsabilità e mandato e gli ha indicato la strada del martirio. Ma tutte le speculazioni su rango e privilegio vengono relativizzate e respinte. Non si tratta di Pietro né di Giovanni, si tratta di saper resistere fino alla fine nella successione fedele. Ognuno a modo suo. C’è bisogno di Pietro e di Giovanni, e oggi c’è bisogno di noi, per testimoniare ciò che Gesù ha fatto. E l’ultima frase dell’odierno Vangelo rende evidente come questa testimonianza viva sia orientata alla storia e al futuro: “Vi sono ancora molte altre cose compiute da Gesù, che, se fossero scritte una per una, penso che il mondo stesso non basterebbe a contenere i libri che si dovrebbero scrivere.“ (Gv 21,25)

Riguardo al significato di successione, non si esaurisce in una teoria. La successione diventa evidente in persone che davanti alla situazione in cui vivono e alle sfide del loro tempo seguono le orme di Gesù e del suo Vangelo. Una di queste era il parroco Otto Neururer, che il 30 maggio 1940 – quindi esattamente 80 anni fa – fu ucciso dai nazisti nel campo di concentramento di Buchenwald, appeso per i piedi a testa in giù.    

Otto Neururer aveva studiato al Vinzentinum dal 1895 al 1903. Nei quattro anni seguenti fu seminarista nel nostro Seminario maggiore e nella solennità di Pietro e Paolo del 1907 fu ordinato sacerdote qui in duomo. Il 24 novembre 1996, solennità di Cristo Re, è stato proclamato beato da papa Giovanni Paolo II.

Drei Merkmale an diesem Priester unserer alten Diözese Brixen hebe ich jetzt hervor:

Ein erstes: Wer bei Otto Neururer nach dem Außergewöhnlichen, nach dem Spektakulären, nach dem Auffälligen und nach den Schlagzeilen sucht, der sucht umsonst. Bei ihm überwiegen die Eigenschaften, die er mit vielen anderen Priestern seiner Zeit gemeinsam hatte: Pflichtbewusstsein, gewissenhafte Vorbereitung der Predigt und der Liturgie, Treue zum Gebet und zur Kirche, eine bewusste Hinführung zu den Sakramenten, ein gediegener Religionsunterricht und die Sorge um die Kranken. Vorrang hatte bei ihm immer die ordentliche, normale Seelsorge. Aber von ehemaligen Mitschülern und von vielen Menschen, die ihn erleben durften als Kooperator, als Religionslehrer und als Pfarrer, wird im Seligsprechungsverfahren übereinstimmend gesagt: Er tat das Normale, das Gewöhnliche außergewöhnlich überzeugend und gut.

Ein zweites: Otto Neururer war nicht zum Held geboren und das Martyrium hat er nicht gesucht. Gerade Augenzeugen, die ihn nach seiner Verhaftung im Gestapogefängnis von Innsbruck besuchten, erzählen von der großen Angst, die er hatte; und noch der letzte Brief aus der Hölle von Buchenwald belegt, wie sehr er noch immer auf die Freilassung hofft und wie sehr er sich die Rückkehr in seine Pfarrei Götzens wünscht. Aber in der Konfrontation mit einem menschenverachtenden und menschenvernichtenden System ist er nicht zu einem Kompromiss um jeden Preis bereit. Er weiß, dass es noch etwas Schrecklicheres geben kann als den Verlust des eigenen Lebens; nämlich den Verlust der eigenen Würde, der eigenen Glaubensüberzeugung und damit der eigenen Seele. Otto Neururer steht vor uns mit der biblischen Überzeugung: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Es gibt auch den faulen Kompromiss. Christsein bedeutet immer auch, gegen den Strom zu schwimmen und bewusst einmal Nein zu sagen zu Lebensentwürfen, zu Lebenshaltungen, zu Trends und Ideologien, die im Widerspruch stehen zum Evangelium und zur Lehre der Kirche. Christsein bedeutet damals und heute, der Versuchung widerstehen, um jeden Preis anzukommen, um jeden Preis Applaus zu bekommen, um jeden Preis Menschen nach dem Mund zu reden, um jeden Preis modern zu gelten, um jeden Preis zu gewinnen. Denn, wer so gewinnt, sagt Jesus im Evangelium, verliert alles.

Und noch ein drittes Merkmal: Otto Neururer wird verhaftet, weil er es wagt, die Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe zu verteidigen; und er wird zum Tode verurteilt, weil er gegen das strikte Verbot der Lagerleitung einem Mithäftling Katechismusunterricht erteilt. Er stirbt für zwei Säulen des christlichen Lebens: für die Ehe und für den priesterlichen Dienst. Unserem Seligen waren diese Säulen so heilig, dass er dafür in den Tod ging. Und Otto Neururer stirbt nicht mit der geballten Faust eines Fanatikers, sondern mit der Überzeugungskraft eines Christen. Es muss auf seine Mithäftlinge großen Eindruck gemacht haben – und einige von denen, die überlebten, geben später im Seligsprechungsverfahren zu Protokoll: „Wir haben von ihm nie ein Wort gegen unsere Peiniger gehört, aber er hat nie geschwiegen, wenn es um seine Überzeugung ging“. Auf die häufigen Appelle, die als Schikane in diesen Lagern eingerichtet waren, meldete er sich immer mit den Worten: Otto Neururer, katholischer Priester.

Nella cappella del Vinzentinum, nella cappella del Seminario maggiore, qui nel duomo di Bressanone e anche nella mia cappella episcopale a Bolzano è conservata una capsula con una piccola parte delle ceneri che i carnefici di Buchenwald hanno inviato alla parrocchia di Götzens in Tirolo dopo aver cremato il corpo del parroco Neururer. Possano queste ceneri ricordarci il sacrificio della vita compiuto da un uomo definito perdente da un sistema senza Dio e disumano, ma che invece malgrado tutto ha vinto!

Cari confratelli, nel tempo difficile che abbiamo vissuto e stiamo ancora vivendo, lo Spirito del Signore è presente nel vostro ministero e vi accompagna negli sforzi compiuti in cento modi per non lasciare soli i fedeli. La comunità vi dice grazie per il vostro impegno pastorale e la vostra vicinanza non solo effettiva ma anche affettiva. Avete portato conforto soprattutto ai malati, a chi è solo, alle famiglie che hanno pianto i propri defunti, a chi ha lavorato giorno e notte contro la pandemia.

La Messa Crismale è il momento che segna, idealmente, un nuovo inizio della vita ecclesiale: ci auguriamo allora che oggi questo rito sia non solo segno della nostra comunione sacerdotale, ma anche di un cammino diverso – paziente, più responsabile e più consapevole – delle nostre comunità.

Komm, Heiliger Geist – so bitten wir mit der ganzen Kirche an diesem Tag vor dem großen Pfingstfest: Komm, stärke, ermutige und heilige uns! Schenke allen, die mit den heiligen Ölen gesalbt werden, deine Gegenwart, deinen Trost und deine Begeisterung. Komm, du Kraft von oben!