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Botschaften & Stellungnahmen

Coronavirus: Ein Wort der Ermutigung

Bischof Ivo Muser

Bozen, 13. März 2020

Liebe Schwestern und Brüder in unserer Diözese Bozen-Brixen!

 

"Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung" (2 Kor 6,2). Diese Worte des Apostels Paulus aus dem 2. Brief an die Gemeinde in Korinth wendet die Liturgie der Kirche jedes Jahr auf die Fastenzeit an. Diese Glaubensüberzeugung bekommt in diesen Wochen einen ganz besonderen Klang. Ja, auch diese Wochen sind im Schauen auf Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, "Zeit der Gnade und Tage der Rettung".

Diese Wochen, die uns neue, ungewohnte und auch schmerzliche Erfahrungen zumuten, fordern uns menschlich und geistlich heraus. Jetzt ist die Zeit der Solidarität, der Verantwortung, des Innehaltens, der Umkehr, und für gläubige Menschen - durch alles hindurch - eine besondere Zeit, SEINE Gegenwart zu suchen und auf SEINE Hilfe zu vertrauen. Ich bitte darum, dass wir, gerade unter den gegenwärtigen Bedingungen, menschlich und geistlich zusammenhalten, einander beistehen und uns gegenseitig stützen.

Ich werde an allen Tagen dieser herausfordernden Zeit um 09.00 Uhr im Bozner Dom - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - die Heilige Messe feiern, die über Radio Grüne Welle übertragen wird. An den Sonntagen wird ebenfalls um 9.00 Uhr die Eucharistie in deutscher, italienischer und ladinischer Sprache gefeiert und über Radio Grüne Welle, Radio Sacra Famiglia und STOL übertragen. Im Gebet und in der Hoffnung bin ich euch allen verbunden. Auch diese Erfahrung ist "Zeit der Gnade und ein Tag der Rettung" - in der Haltung der Demut, der Umkehr und einer persönlichen und gemeinschaftlichen Hinwendung zu Gott, dem Herrn des Lebens. Wir setzen auf ihn unsere Hoffnung. Wir brauchen ihn!

Ich bitte darum, die Pfarrsender und alle anderen technischen Möglichkeiten zu nutzen, um die Feier der Heiligen Messe und anderer Gebetsformen zu übertragen.

Ich empfehle allen Gläubigen, auch die anderen bereits bewährten Möglichkeiten in Rundfunk und Fernsehen zu nutzen. Dies trägt wesentlich dazu bei, dass wir in einem Gebetsnetz miteinander verbunden bleiben.

An den Fastensonntagen sowie am 19. März, dem Hochfest des heiligen Josef, und am 25. März, dem Hochfest der Verkündigung des Herrn, sollen in allen Pfarrkirchen unserer Diözese um 12.00 Uhr für zehn Minuten alle Glocken läuten, als hörbares Zeichen der Verbundenheit. Sie laden ein zum gemeinsamen Gebet in unseren Häusern und Familien. Besonders empfehle ich dazu den "Engel des Herrn", bei dem wir mit der Gottesmutter Maria das Geheimnis der Menschwerdung Gottes betrachten: über das Kreuz zur Auferstehung.

Auch das tägliche Betläuten am Morgen, Mittag und Abend sowie das Läuten der großen Glocke am Freitag um 15.00 Uhr in Erinnerung an die Todesstunde Jesu sind für uns Gelegenheiten, um uns im Gebet miteinander zu verbinden.

Die Betrachtung der Heiligen Schrift, das Beten des Kreuzwegs, das Rosenkranzgebet, die Pflege des Morgen-, Abend- und Tischgebetes können eine gute, geistliche Hilfe sein, um diese Wochen vom Glauben her zu deuten und zu gestalten. Nutzen wir diese Zeit auch für die Beziehungen in der Hausgemeinschaft, für eine gute Lektüre, für einen Telefonanruf an einen Menschen, der darauf wartet. Und vergessen wir die vielen Menschen nicht, die unsere Solidarität und Hilfe brauchen: in Syrien, an der türkisch – griechischen Grenze, die Armen mitten unter uns! In meinem Fastenhirtenbrief habe ich geschrieben: „Not hat viele Gesichter – Solidarität auch!“

Auf Anregung der Italienischen Bischofskonferenz lade ich dazu ein, in Verbundenheit mit der Kirche in Italien am 19. März, dem Hochfest des heiligen Josef, um 21.00 Uhr in den Familien, in den Ordensgemeinschaften und allen Hausgemeinschaften den Rosenkranz zu beten. Dabei soll eine Kerze ins Fenster gestellt werden, als ein Zeichen vorösterlicher Hoffnung. Ich werde in der Propsteikapelle von Bozen in unseren Landessprachen den Rosenkranz vorbeten und lade alle ein, sich diesem Gebet über Radio Grüne Welle und Radio Sacra Famiglia anzuschließen.

Mögen wir menschlich und geistlich gestärkt aus dieser Fastenzeit hervorgehen: darum bete ich mit euch allen. Wir bleiben als Menschen der Hoffnung im Gebet verbunden: für alle Verstorbenen, für alle Kranken und ihre Angehörigen, für alle, die im sanitären Bereich besonders gefordert sind und für alle, die politische Entscheidungen zu treffen haben. Vergelt´s Gott allen, die für unsere Gesundheit arbeiten. Vergelt´s Gott allen, die durch gute Worte und durch Zeichen und Taten der Solidarität mithelfen, dass wir diese schwierige Zeit gemeinsam bewältigen.

 

Euer Bischof

 + Ivo Muser