Im Gründungsakt der Cusanusakademie, den Bischof Joseph Gargitter am 1. Oktober 1962 unterschrieb, steht: Die Akademie „soll eine Stätte der Begegnung zwischen Kirche und Welt werden und soll helfen, die Probleme der modernen Zeit im Lichte der geoffenbarten Wahrheiten und in lebendigem Gedankenaustausch zu behandeln und deren Lösung zu suchen“. Und bei der Einweihung drei Tage später, am 4. Oktober 1962, sagte der Bischof: „Dieses soll ein Haus der Begegnung zwischen Kirche und Welt sein, in dem es gelingen möge, religiösen und weltanschaulichen Halt sowie menschenbeglückende und persönlichkeits-formende Bildung in unserem Land zu fördern.”
Auch nach 58 Jahren und unter den gegenwärtigen kirchlichen und gesellschaftlichen Bedingungen bleibt dieser „Gründungsauftrag“ der Cusanusakademie ins Stammbuch geschrieben: Sie soll weiterhin mithelfen – das ist mein Wunsch an diesem festlichen Tag - die Stimme des Evangeliums, das Anliegen der christlichen Soziallehre und die Stimme der Kirche hörbar zu machen, nicht in der Haltung der Selbstverteidigung und einer innerkirchlichen Nabelschau, sondern in der Haltung eines angstfreien Dialogs und auch um den Preis, sich in der konkreten Auseinandersetzung einmal zu verbrennen.
Dialog setzt Identität voraus, aber auch Offenheit, Respekt, die Fähigkeit des Zuhörens, die Bereitschaft voneinander zu lernen, die Überzeugung, dass Gottes Geist am Werk ist, auch in Andersdenkenden und Andersgläubigen.
Die erneuerte Cusanusakademie setzt einen wichtigen inhaltlichen Akzent, indem die einzelnen Säle im Hauptgebäude den Patronen und Patroninnen Europas gewidmet sind: Benedikt, Cyrill und Methodius, Birgitta von Schweden, Katharina von Siena. Zum Abschluss und Höhepunkt dieser Eröffnungsfeier darf ich morgen die Kapelle dieses Hauses der heiligen Edith Stein weihen. Auch sie eine Patronin Europas.
Hinter diesem Akzent liegt eine Überzeugung: Europa braucht eine Seele. Dabei besteht diese Seele nicht einfach in der Restauration von Vergangenheit. Wir müssen lernen miteinander zu leben, nicht nebeneinander. Wir haben in Europa so viele verschiedene Kulturen auf heimatlichem Boden. Dieser Reichtum darf nicht nivelliert werden; er muss das vereinigte Europa prägen.
Der Begriff des „christlichen Abendlandes“ ist wieder populär geworden. Nur: Nicht alles, was sich auf das Christentum beruft, ist auch vom Christentum geprägt. Nicht selten wird heute das „christliche Abendland“ nur mehr als ein Abgrenzungs- und als ein Kampfbegriff verwendet - gegen die anderen, wer immer sie auch sind.
L'Unione europea è stata fondata dopo le drammatiche esperienze delle dittature e della Seconda guerra mondiale, certamente anche come comunità cristiano-umanistica fondata su valori. Konrad Adenauer, Robert Schumann e Alcide de Gasperi, i più famosi padri fondatori dell' Europa unita, erano cattolici convinti. Ma oggi lo spirito europeo sta perdendo la sua forza. Il senso del "noi" si sta sgretolando. Il grande noi si sta sbriciolando in tanti noi sempre più piccoli. Nella Casa europea gli abitanti si stanno ritirando sempre più nelle loro quattro mura. "Attenzione a questo noi" - si sente sempre più spesso!
I tanti piccoli noi accarezzano l’idea dei confini. A volte ho l'impressione che ogni occasione sia buona. Il pensiero dello Stato-nazione si vende di nuovo bene. Ma il pensiero audace dei primi cristiani era un altro. Paolo ha dato un contributo decisivo per portare il cristianesimo in Europa. Da lui arriva la frase: “Non c'è più giudeo né greco; non c'è più schiavo né libero; non c'è più uomo né donna, poiché tutti voi siete uno in Cristo Gesù“ (Gal 3,28).
L'apostolo delle genti scrive di se stesso: è diventato un Giudeo per i Giudei e un Greco per i Greci (cfr. 1 Cor). Questa è l'identità cristiana! Un' identità che conosce, ama, coltiva, difende e vive le proprie radici - in un dialogo aperto e costruttivo con l'identità degli altri. Questa è la lotta cristiana per dare un'anima all'Europa.
Sogno un continente inclusivo, ha detto papa Francesco nel suo discorso di ringraziamento al conferimento del Premio Carlo Magno 2016. Un continente dove non è un crimine essere migranti, ma uno stimolo ad impegnarsi per la dignità umana. Così facendo, si oppone ai tentativi di usare la religione per mettere le persone l'una contro l'altra. I cristiani hanno il compito di plasmare il futuro dalla forza del Vangelo, di testimoniare la speranza nella società. Cosa questo possa significare per l' Europa è stato detto non meno chiaramente da Papa Francesco nel suo discorso di accettazione.
Er träumt, sagte der Papst, von einer neuen europäischen Humanität. Damit diese Wirklichkeit werden kann, braucht es Gedächtnis, Mut und eine gesunde menschliche Zukunftsvision. Papst Franziskus zitiert dabei den jüdischen Schriftsteller Elie Wiesel, einen Überlebenden des Holocaust. Wiesel sprach von einer „Transfusion des Gedächtnisses“. Erinnerung heißt Befreiung von den alten Feindbildern und von den Methoden sie aufzubauen und zu rechtfertigen. Erinnerung bedeutet auch, den politischen Willen aufbringen, der aus alten Feinden Partner und Freunde macht. Das ist eine europäische Aufgabe und eine Aufgabe der Gesellschaft, der Politik und der Kirche in unserem Land mit ihrer Berufung eine Brückenfunktion einzunehmen, um ein „Europa im Kleinen“ zu sein und immer mehr zu werden! Das ist Dienst am Friedensprojekt „Europa“ und Dienst am „gemeinsamen Haus Südtirol“.
Der Papst formuliert es in seiner Dankesrede so: Diese Transfusion der Erinnerung macht es möglich, „uns von der Vergangenheit inspirieren zu lassen, um mutig dem vielschichtigen, mehrpoligen Kontext unserer Tage zu begegnen und dabei die Herausforderung anzunehmen, die Idee Europa zu aktualisieren – eines Europa, das imstande ist, einen neuen, auf drei Fähigkeiten gegründeten Humanismus zur Welt zu bringen: Fähigkeit zur Integration, Fähigkeit zum Dialog und Fähigkeit, etwas hervorzubringen.“ Und Franziskus schloss seine Dankesrede mit dem Satz: „Ich träume von einem Europa, von dem man nicht sagen kann, dass sein Einsatz für die Menschenrechte an letzter Stelle seiner Visionen stand.“
Ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, Landesrat Achammer und der gesamten Landesregierung, dass Sie so überzeugt und großzügig den Umbau unserer Cusanusakademie mitgetragen haben. Ohne diesen Beitrag wäre die Realisierung dieses Projektes für uns als Diözese nicht möglich gewesen. Ich danke allen, die durch ihre fachliche Kompetenz, durch ihren Einsatz und durch ihre konkrete Arbeit diesen Umbau möglich gemacht und realisiert haben. Dazu hat es viele gebraucht! Ich nenne niemanden, meine aber von Herzen alle! Der Direktorin, Frau Patrizia Major Schwienbacher und allen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gratuliere ich zum gelungenen und ansprechenden Umbau und von Herzen wünsche ich eine glückliche Hand in der Gestaltung und Führung dieses „Ortes der Begegnung“.
Ad multos annos, liebe, erneuerte Cusanusakademie! Ad multos annos im Dienst des Dialogs zwischen Kirche und Welt, zwischen Glaube und Kultur, zwischen Kirche und Gesellschaft, zwischen Religion und allen Bereichen, die das Leben der Menschen ausmachen und prägen.
Möge die Cusanusakademie unter dem Schutz der Patrone und Patroninnen Europas, aber auch begleitet vom Lebenszeugnis des seligen Otto Neururer, des seligen Josef Mayr – Nusser und der Gründerin der Tertiarschwestern, Maria Hueber, denen die Säle im Paul-Norz-Haus gewidmet sind, ein Bezugspunkt für unsere Ortskirche bleiben, unter dem Vermächtnis des Konzilsdokumentes „Die Kirche in der Welt von heute: Gaudium et spes“, das mit diesen Worten beginnt: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihrem Herzen Widerhall fände“ (GS 1).