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Botschaften & Stellungnahmen

Karwoche und Ostern 2020

Bischof Ivo Muser

Bozen, 6. April 2020

 

"Gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten".

 

Mit diesen Worten beschreibt das christliche Glaubensbekenntnis, was wir vom Abend des Gründonnerstags bis zum Ostersonntag feiern. Das ist das Herzstück des christlichen Glaubens und der Höhepunkt des Kirchenjahres.

Ostern fällt auch in diesem Jahr nicht aus! Auch wenn wir die Karwoche und das Osterfest unter der Herausforderung des Coronavirus anders feiern müssen als wir es gewohnt sind, lädt uns gerade dieses Osterfest ein, Menschen der Hoffnung zu sein. Gerade jetzt! Seit Ostern haben die Tränen, die Trauer, die Krankheit, die Gewalt, das Unrecht, der Tod und das Grab, so bedrückend sie auch sein können, nicht mehr das letzte Wort. Der Gekreuzigte lebt: dieses Bekenntnis ist Ausgangspunkt, Fundament und Mitte des christlichen Glaubens.

Danke allen, die sich gerade jetzt in den Dienst des Lebens und der Gemeinschaft stellen!

Danke, liebe Ärzte und Ärztinnen, Krankenschwestern und Pflegende. Danke allen, die in diesen schwierigen Tagen in Krankenhäusern und Altenheimen Großartiges leisten und dadurch zeigen, dass jedes Leben Schutz, Hilfe und Anteilnahme verdient.

Danke den Vielen, die menschlich, geistlich und medizinisch allen kranken und alten Menschen beistehen.

Danke allen, die unter schwierigen Bedingungen für uns arbeiten im Ordnungsdienst, in sozialen Einrichtungen, in Geschäften, in Betrieben und in den Medien. Es braucht viele, die jetzt in den unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ihren Beitrag leisten. Einen besonderen Dank verdienen alle, die politische und sanitäre Entscheidungen zu treffen haben.

Danke allen Freiwilligen in den Hilfsorganisationen, in Vereinen, Gruppen und Pfarreien.

Danke allen, die sich zusammenschließen zu einem großen Gebetsnetz: Priester, Diakone, Ordensleute, Frauen und Männer in unseren Pfarreien, Familien, stille Beterinnen und Beter. Ich weiß, dass es sehr viele sind!

Eine besondere Verbundenheit spreche ich allen aus, die darunter leiden, dass sie ihre kranken und alten Angehörigen nicht besuchen können. Besonders nahe bin ich den vielen Trauernden, denen es unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht möglich ist, sich in gewohnter menschlicher und christlicher Anteilnahme von den Verstorbenen zu verabschieden. Die vielen Toten dieser Tage und Wochen wissen wir in der Hand Gottes geborgen. Unser Gott ist ein Gott des Lebens und der Auferstehung; vor ihm gibt es nur Lebende: uns, die wir noch auf dem Weg sind, und unsere Verstorbenen, die den Schritt ins volle Leben bereits getan haben.

Ich denke an die vielen Menschen, die durch die Coronakrise sehr herausgefordert sind: Familien, Kinder, Menschen die um ihren Arbeitsplatz bangen; Menschen, die schon jetzt unter den wirtschaftlichen Folgen dieser Krise zu leiden haben. Diese Krise macht alle zu Betroffenen. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir brauchen einander, wir müssen gut miteinander umgehen. Jetzt braucht es Zusammenhalt, Solidarität, gute Worte und viele kleine und große Zeichen der Nähe und der Verbundenheit. Jetzt braucht es viele Zeichen des Lebens. Jetzt braucht es die Hoffnung, die Ostern uns schenken kann.

Ich lade alle ein, die Kar- und Ostertage zu feiern: zuhause, in den Haus- und Familiengemeinschaften, in den Ordensgemeinschaften. Betet miteinander. Betrachtet die Passions- und Ostererzählungen der Heiligen Schrift. Pflegt die Zeichen und Bräuche dieser besonderen Tage und nützt auch die vielen Feiern und Gebetszeiten, die heuer verstärkt über die Medien ausgestrahlt werden. Vernetzen wir uns im Gebet und in der Hoffnung! Das sind die wichtigsten Tage des ganzen Jahres. Feiern wir sie unter den Bedingungen, die so sind, wie sie sind - und die uns sicher viel zu sagen haben.

Viel Kraft, Zusammenhalt, Lebensmut und Lebensfreude: das wünsche ich allen zu diesem Fest über allen Festen. Die Glocken, die in der ganzen Diözese am Abend des Gründonnerstags um 18 Uhr, in der Osternacht um 22 Uhr und am Ostersonntag um 12 Uhr läuten werden, sollen die Botschaft von Ostern verkünden und ein hörbares, verbindendes Zeichen sein. Als ein sichtbares Zeichen, dass wir den Höhepunkt des Kirchenjahres feiern, lade ich herzlich ein, vom Nachmittag des Gründonnerstags bis zum Abend des Ostersonntags die Kirchen und unsere Häuser zu beflaggen mit den Kirchenfahnen und mit allen anderen Fahnen, die für uns eine Bedeutung haben. Als ein kleines aber starkes Zeichen der Verbundenheit aller Menschen in unserer Diözese und in unserem Land lade ich auch dazu ein, in der Osternacht - vom 11. auf den 12. April - Kerzen und Lichter zu entzünden und in die Fenster der Wohnungen und Häuser zu stellen. Sie sollen nach innen und nach außen leuchten und das Licht von Ostern verbreiten. Ich bitte alle darum, Gläubige und Nichtgläubige, Christen und Menschen anderer religiöser Bekenntnisse sich an diesem gemeinsamen Entzünden des Osterlichtes zu beteiligen.

Ostern fällt nicht aus - ganz im Gegenteil! Ostern darf nicht ausfallen – ganz im Gegenteil! Möge es ein gesegnetes, hoffnungsvolles Osterfest sein! Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, segne euch alle. Das Versprechen des Auferstandenen gilt immer: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20).

+ Ivo Muser, Bischof