Begegnung mit den Journalisten
Fest des hl. Franz von Sales, 24. Jänner 2019
Franz von Sales, der heilige Kirchenlehrer, der uns heute zusammengeführt hat, fühlte sich in seinem Tun und Schreiben vor allem der Wahrheit verpflichtet. „Wahrheit“ und „Wahrhaftigkeit“ sind Anliegen, die uns in seinen Briefen und Schriften häufig begegnen.
Er war ein Mann des offenen Wortes. Er scheute sich nicht, Missstände in Politik, Kirche und Gesellschaft offen beim Namen zu nennen. Ihm war klar: Um die Sünde auszumerzen, darf sie nicht vertuscht, sondern muss angesprochen und kritisiert werden, ohne jedoch dem Sünder seine Würde abzusprechen. Was ihn besonders auszeichnet, ist sein Respekt gegenüber Andersdenkenden. Und das war im polemischen Kontext der konfessionellen Auseinandersetzungen des 16. und 17.Jahrhunderts, in dem er lebte, alles andere als selbstverständlich.
Seine Devise war: „Behandle die Sünde scharf, den Sünder aber milde.“ „Ich muss“, so Franz von Sales, „beim Tadeln eines Fehlers so viel wie möglich die Person dessen schonen, der ihn begangen hat.“
Und ein anderes Zitat, vor allem an das Innere der Kirche gerichtet: „Ich will keine absonderliche, unruhige, traurige und verdrossene Frömmigkeit, sondern eine milde, sanfte, angenehme und friedliche, mit einem Wort: eine freie und fröhliche Frömmigkeit, die liebenswürdig ist vor Gott und den Menschen.“
Am Tag Ihres Patrons möchte ich jetzt diese Gedanken mit Ihnen allen teilen.
Die Botschaft des Papstes zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel 2019
"Wir sind als Glieder miteinander verbunden. Von Community zu Gemeinschaft" lautet das Motto für den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel (Mediensonntag), der in unserer Diözese Bozen-Brixen am 27. Jänner 2019 begangen wird. Das Motto, das dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser (4,25) entnommen ist, soll die Notwendigkeit betonen, die vielfältige mediale Kommunikation wieder auf ihr Ziel auszurichten: Gemeinschaft zu schaffen. Angesichts mancher vorherrschender Trends in den so genannten sozialen Netzwerken gilt es, die mediale Interaktion wieder stärker als Dialog und Gelegenheit der Begegnung zu verstehen.
Es gilt, Community nicht mit Gemeinschaft zu verwechseln. In einer Gemeinschaft werden Inhalte geteilt, es wird am Zusammensein gearbeitet und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt gestellt. Gerade deshalb muss der Einsatz in den Social Media Beziehungen gelten, die auf dem Zuhören aufbauen, auf Dialog und Verantwortung für die verwendete Sprache.
Die Risiken sozialer Netzwerke
Das Landesstatistikinstitut ASTAT hat 2018 erhoben, dass in Südtirol jeder zweite Internetuser soziale Netzwerke nutzt, also etwa Facebook, Twitter, Youtube oder Instagram. Diese digitalen Marktplätze sind als Gesprächsplattformen entwickelt worden, als Plattformen, die es uns ermöglichen, mit unseren Freunden in Kontakt zu bleiben. Leider verwandeln sie sich heute immer mehr in die einzige Informationsquelle der Nutzer – mit dem Risiko, die Welt auf Slogans zu reduzieren.
All jene, denen die Mittel fehlen, um sich dagegen zu wehren, riskieren nun, nicht mehr zwischen richtig und falsch unterscheiden zu können. So werden Nachrichten verbreitet, die nicht wahr sind, und nur solche konsumiert, die man lesen oder hören will. Statt des Dialogs geht es um Konfrontation – mit drei drastischen Folgen:
- Diskussionen werden im Keim erstickt.
- Das Vulgäre siegt.
- Menschen, die sich nicht aufs Schreien verstehen, bleiben außen vor.
In die neuen Medien einzutauchen, vermittelt ein Gefühl der Intensität, worum es aber wirklich geht, ist die Gemeinschaftserfahrung. Auch wenn wir in der Zeit der „likes“ leben, des „Gefällt mir“ oder des „Gefällt mir nicht“, sind für eine Gemeinschaft doch Nachdenken und eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit Themen und Menschen notwendig. Nur sie helfen, neue Beziehungen zu schaffen.
Aufruf an die Journalisten
Das Problem der Wahrheit und ihrer Beziehung zur Information ist zu einem der zentralen in der heutigen Welt geworden. Einer Welt, in der Nachrichten über unterschiedlichste Kanäle verbreitet werden. Deshalb wünsche ich den Kommunikationsprofis, dass
- sie sich nie mit dem zufrieden geben, was den Anschein von Wahrheit hat,
- sie sich weiter dafür einsetzen, nicht nur richtige von falschen Nachrichten zu scheiden, sondern auch wichtige Informationen von solchen, mit denen nur Einzelinteressen bedient werden,
- sie nie ihre besondere Verantwortung vergessen und offen sind für die Good News, die guten Nachrichten,
- sie in diesen guten Nachrichten besonders auf jene in der Gesellschaft achten, die keine Stimme haben und daher von den jungen Menschen oft nicht wahrgenommen werden. Deren Geschichten müssen erzählt, über deren Bedürfnisse, Träume und Hoffnungen muss berichtet werden.
- sie weiter ihren Beitrag zu einem gelungenen Zusammenleben leisten, zu einer Gemeinschaft von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Muttersprache.
Aufruf an die Bürger und Bürgerinnen
Gut zu kommunizieren hat wenig damit zu tun, effizient zu kommunizieren. Eine gute Kommunikation trägt zum Zusammenleben bei und dazu, dass aus einer Community eine Gemeinschaft wird. Das muss als User des Internets unser aller Ziel sein.
Ich wünsche mir, dass jeder von uns Entscheidungen und Einstellungen kommuniziert, die mit dem Evangelium im Einklang stehen, und zwar nicht nur auf digitalen Plattformen. Dabei müssen sich die Inhalte unserer Kommunikation stets an drei Grundwerten ausrichten:
- am Respekt vor dem Menschen (was Hass, Intoleranz und Herabwürdigung ausschließt)
- am Dialog (als ehrliche Suche nach der Wahrheit)
- an der Begegnung (als Aufeinander-zu-gehen, das immer ein Geben und Nehmen ist)
Die Kirche und die sozialen Netzwerke
Auch die Kirche muss in den sozialen Netzwerken zuhause sein. Sie zu ignorieren, ist keine Option. Deshalb muss die Kirche die notwendigen Kompetenzen erwerben, wir müssen zulassen, dass die sozialen Netzwerke zu einem Teil unseres heutigen Christseins werden. Das beginnt in den Priesterseminaren und theologischen Hochschulen und Fakultäten, umfasst aber auch einen aktuellen Internetauftritt der Diözesen. Der neue Auftritt unserer Diözese wird in wenigen Wochen online gehen.
Wir müssen uns klar werden, dass die neuen Medien nicht nur Verstärker der christlichen Botschaft sind. Sie sollten vielmehr dazu dienen, die Art und Weise der Verkündigung zu überdenken und sie in eine der heutigen Kultur entsprechende Sprache zu kleiden. Die neuen Medien helfen demnach nicht nur, die Verkündigung effizienter zu gestalten, sondern sind notwendig, wenn wir möglichst viele Menschen erreichen wollen, wenn wir auch die Kirchenfernen ansprechen und sie dazu einladen wollen, sich der Schönheit des Wortes Gottes und der Werte der Evangelien zu öffnen.
Die größte Versuchung – auch für die Kirche – bleibt die Selbstbezogenheit, das Kreisen um sich selber. Auch deshalb lädt uns der Papst ein, uns zu öffnen und hinauszugehen – als Voraussetzungen dafür, dass wir Gläubige die sozialen Netzwerke und unsere Zeit zu unserem Zuhause machen.
Die Gesellschaft braucht guten, professionellen Journalismus dringender als je zuvor, weil im digitalen Zeitalter mit seinen fast unbegrenzten Möglichkeiten eine Flut von Informationen auf die Menschen losgelassen wird. Es braucht eine wertorientierte Auswahl, Bewertung der Fakten, und es braucht Zusammenhänge, die Orientierung geben. Das Internet vermehrt das Wissen wie nie zuvor in der Geschichte. Das weltweite Netz geht in die Breite; laufend wird Masse produziert. Qualitätsjournalismus hat einen anderen Zugang zu den Dingen und Ereignissen; er geht in die Tiefe.
Franz von Sales, der Patron eines guten, gründlichen und menschengerechten Journalismus, helfe Ihnen und uns allen, in Wort, Bild, Stil und Ton der Wahrheit und damit dem Menschen zu dienen.
Ivo Muser, Bischof