Bedrohlich wirken die ersten Verse des Evangeliums des heutigen Sonntags: "In jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden". Für den Menschen der Antike und auch für uns heute sind Sonne, Mond und Sterne wichtige Orientierungspunkte, aber nur solange sie leuchten. Das Evangelium kündigt eine Zeit an, in welcher diese Orientierungshilfen ihre Funktion nicht mehr erfüllen werden. Und trotzdem wurde am Ende des Textes uns zugerufen: Frohbotschaft unseres Herrn Jesus Christus! Nicht Angst und Schrecken will der Text verbreiten, sondern eine frohe Botschaft verkünden. Worin liegt das Frohe dieses Textes?Das Evangelium lenkt den Blick auf jenen, der den Menschen im übertragenen Sinn Orientierung gibt: Jesus Christus. Deshalb fordert der Text auf, die Gegenwart Jesu hier und jetzt zu entdecken und daraus Vertrauen für den Blick in die Zukunft zu schöpfen. An diesem Sonntag, an dem wir die Einführung der Pfarrgemeinderäte vor 40 Jahren feiern, möchte ich Ihnen als Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und Pfarreienräte drei Anliegen ans Herz legen. Die Zeichen der Zeit erkennen Rainer Bucher, der Pastoraltheologe an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz, hat unlängst in einem Artikel die Frage gestellt, worauf es derzeit in der Pastoral ankommt. Er kommt zum Schluss: aufmerksam zu sein. Er nennt die Aufmerksamkeit "die pastorale Grundtugend überhaupt". Aufmerksamkeit heißt sich auf die Welt einlassen, wie Jesus sich auf die Welt eingelassen hat. Auf Christus schauen heißt eben auch, mit seinem Blick auf die Welt zu schauen (Anzeiger für die Seelsorge. Zeitschrift für Pastoral und Gemeindepraxis, 3/2012, S. 6). Wenn manche Unheilspropheten heute meinen, in unserer Zeit nur Niedergang und Schlechtes zu sehen, so will Aufmerksamkeit genau das Gegenteil. Sie ist die Fähigkeit zu sehen, wie und wo Gott heute zu uns spricht, welche Zeichen der Zeit seine Handschrift haben und meint jenes "Erkennen", welches das Evangelium einfordert (vgl. Vers 29). Prestare attenzione significa anche essere capaci di ascoltare le molte voci del nostro tempo, per riuscire a cogliere ciò che lo Spirito Santo ci vuole dire oggi. In aprile ad Aquileia si sono incontrati fedeli da tutte le diocesi del Nord-Est, proprio per porsi in ascolto, insieme. Mi ha colpito vedere quanto questo esercizio di ascolto attento e rispettoso abbia rafforzato in tutti i partecipanti la fede, che sia davvero possibile udire la voce dello Spirito, e che si possa fare affidamento sulla sua guida e sulla sua presenza nella concretezza della vita di ogni giorno. Ich rufe Sie alle auf, angesichts der Umbrüche in unserer Zeit nicht zu verzagen, das Vertrauen in Gottes Führung nicht zu verlieren. Machen Sie sich jene Aufgabe zu Eigen, welche die Statuten der Pfarrgemeinderäte und Pfarreienräte als Erste nennen: die Situation zu erheben, die Zeichen der Zeit zu sehen, aufmerksam zu sein. Fragen Sie sich, was Gott uns durch manche Zeichen wie den Mangel an geistlichen Berufungen, den Bedeutungs- und Machtverlust der Kirche in der Gesellschaft, die Finanzkrise, die Migration, die Multireligiosität und vieles andere mehr, sagen will. Die Kirche braucht Gegenwartskenntnis, nicht um sich einfach anzupassen, sondern um ihre Aufgabe zu erfüllen: diese Gegenwart mit den Augen Jesu zu sehen.Die Zeichen der Zeit im Lichte des Evangeliums beurteilen Die Statuten für die Pfarrgemeinderäte und Pfarreienräte nennen eine Hilfe, um die Zeichen der Zeit zu deuten: das Evangelium. Es war eines der großen Anliegen des II. Vatikanischen Konzils, dem Wort Gottes im Leben der Kirche wieder mehr Raum zu geben. Die Konzilsväter waren überzeugt, dass die Kirche unter dem Wort Gottes steht. Die Kirche hat dienenden Charakter, das Wort Gottes in der Welt von heute zu verkünden. In unserer Diözese war das Bemühen in den vergangenen Jahrzehnten besonders unter meinem Vorgänger Wilhelm Egger groß, das Lesen und Hören des Wortes Gottes zu fördern. Dies gilt es, weiter zu tun. Ich bitte Sie in den Sitzungen des Pfarrgemeinderates dem Wort Gottes Raum zu geben. Dies kann am Beginn der Sitzung geschehen, bei Einkehrtagen, im Rahmen von Bibelrunden und vieles andere mehr. Wenn sich Kirche in manchen Bereichen neu entwickeln muss, dann gelingt das nur vom Wort Gottes her, das für uns zur Kraft- und Motivationsquelle wird und uns - wie es der hl. Hieronymus sagt - zu einer tieferen Erkenntnis Jesu Christi führt. In unserer Zeit, in der sich vieles verändert, bekommt das Wort des heutigen Evangeliums besondere Aktualität: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen". Sich diesem Wort auszusetzen, sich von diesem Wort prägen und formen zu lassen, gibt Orientierung und hält die Kirche in der Spur Jesu. Mit Zuversicht in die Zukunft gehen Wenn wir aufmerksam sind für die heutige Zeit und die Zeichen der Zeit im Lichte des Evangeliums deuten, werden wir auch mit Zuversicht in die Zukunft gehen können. Ich frage mich oft, wie diese Zukunft sein wird, welches Gesicht unsere Ortskirche in 10 oder 20 Jahren haben wird. Und in aller Demut muss ich sagen: Ich weiß es nicht. Trotzdem ist es meine Aufgabe als Bischof, einen gemeinsamen Weg in diese Zukunft einzuschlagen. So wie viele andere Diözesen im süddeutschen und im italienischen Raum, haben auch wir uns entschieden, Seelsorgeeinheiten zu bilden. In unserer Diözese wird es demnächst bereits 26 Seelsorgeeinheiten geben, die entweder in der Planungsphase sind oder errichtet wurden. Insgesamt sind dabei 128 Pfarreien betroffen. Ich bitte Sie, sich als Pfarrgemeinderäte auf die neue Herausforderung einzulassen, in Seelsorgeeinheiten enger und verbindlicher zusammenzuarbeiten. Es ist mir bewusst, dass dies manche Änderung und Umstellung verlangt. Sprechen Sie deshalb in den Pfarrgemeinderäten über den Wandel in der Kirche, über das, was anders geworden ist, blicken Sie mit Wertschätzung auf das, was bisher war, trauern Sie über das Verlorene, lassen Sie sich auf Neues ein. Entdecken Sie, dass die Bildung von Seelsorgeeinheiten für die einzelnen Pfarrgemeinden auch Vorteile und Hilfen bringen. Und sehen Sie, dass den Pfarrgemeinderäten in einer Seelsorgeeinheit eine neue wichtige Aufgabe zufällt: Ansprechpartner für die Gläubigen der Pfarrei zu sein, ein klares Zeichen, dass die Kirche vor Ort weiter lebendig bleiben wird. Zugleich danke ich jenen, die bereit sind, in den Pfarreienräten Neuland zu betreten und gemeinsam - im Vertrauen auf Gott und die Mitarbeit vieler - an einem Miteinander mehrerer Pfarreien zu bauen. Beim Pastoralbesuch in der Seelsorgeeinheit Toblach konnte ich mich kürzlich davon überzeugen, wie dies gelingen kann, und ich möchte dazu ermutigen, den eingeschlagenen Weg mit Zuversicht weiterzugehen. Ënghe i doi decanc dla valedes ladines ie bel deventei unions pasturesles. La pluanies a metú man a lauré de plu adum y de udëi cie che po uní fat tl daunì deberiëda. Ve mbincie, che Vosc lëur porte frut, che sëis boni coche cunsëis de pluania y cunsëis dla union pasturela de lauré adum y tl medemo mument de mantení la pluanies coche luech, ulach i fediei se sent a cësa. Nicht mit Angst und nicht hilflos müssen wir in die Zukunft blicken, auch wenn uns manche Entwicklungen in Kirche und Welt ratlos machen. Die Aufmerksamkeit für das, was ist, für die Zeichen der Zeit und das Hören auf das Wort Gottes festigen in uns die Zuversicht, dass Gott zu seinen Verheißungen steht und an unserer Seite ist. Dies stärkt in uns die Bereitschaft, uns auf Neues einzulassen. Il nostro essere qui riuniti in questa nostra cattedrale, chiesa madre della diocesi, significa la nostra comune appartenenza a quella Chiesa che Gesù, il Maestro, ha voluto come prolungamento della sua presenza operosa tra gli uomini di ogni tempo. Ed è attorno al Cristo che la sua Parola di vita oggi ci offre spunti di autentica riflessione e di impegno concreto riguardo la missione di laici nella Chiesa. Voi, cari collaboratori, siete realmente, quali membri dei Consigli Pastorali Parrocchiali, segno di questa presenza operosa e generosa del Cristo. La nostra Chiesa locale ha bisogno di voi, e se sappiamo discernere i segni dei tempi, dobbiamo dire che mai come in questi nostri giorni, la vostra presenza è fondamentale per dare alle nostre parrocchie quel volto di accoglienza e di condivisione, di amore concreto che prende esempio da quel segno così umile del sapersi piegare sulle gioie e sulle speranze, sulle ansie e sui dolori delle persone che ogni giorno incontriamo.Ecco così delineato il compito di chi ha accolto questo, che non esiterei a definire ministero: essere servitore della gioia, essere strumento di Gesù servo che ci indica quale è la strada da seguire perché non cadiamo nella tentazione di essere solo organizzatori, bensì, attraverso la nostra testimonianza, diventare veri evangelizzatori.La Parola del Signore che abbiamo proclamato ci richiama proprio a questa capacità di discernere i segni dei tempi e di cogliere il senso profondo del nostro essere "di Cristo" che in quest'anno della fede ci impegna realmente a rinnovare la bellezza del nostro battesimo. Abbiamo bisogno di far risplendere sui nostri volti la gioia di essere cristiani, perché il mondo veda e il mondo creda. Il Beato Giovanni Paolo II a proposito dei laici impegnati nella vita della Chiesa - e le sue parole si addicono bene ai membri dei nostri Consigli Pastorali - diceva: "Non abbiate paura di accettare questa sfida: essere uomini e donne santi! Non dimenticate che i frutti dell'apostolato dipendono dalla profondità della vita spirituale, dall'intensità della preghiera, da una formazione costante e da un'adesione sincera alle direttive della Chiesa. A voi ripeto quest'oggi che se vivrete il cristianesimo senza compromessi potrete incendiare il mondo. Di fronte alle difficoltà del tempo presente che sembra anestetizzare la fede delle nostre comunità, vi invito a non scoraggiarvi. Colui che ha iniziato in voi quest'opera buona, la porterà a compimento. Conservate sempre fisso lo sguardo su Gesù e fate di Lui il cuore mondo. Vi attendono compiti e traguardi che possono apparire sproporzionati alle forze umane. Non scoraggiatevi! Colui che ha iniziato in voi quest'opera buona, la porterà a compimento' (Fil 1,6). Conservate sempre fisso lo sguardo su Gesù. Fate di Lui il cuore del mondo." Ich danke allen, die in diesen 40 Jahren in den Pfarrgemeinderäten tätig gewesen sind, vor allem jenen, die 1972 die ersten Räte gebildet haben. Aber ich danke auch allen, die in den darauf folgenden Jahren nach bestem Wissen und Gewissen, mal zaghaft, mal mutig, ihre Berufung als Getaufte und Gefirmte dadurch gelebt haben, dass sie in den Pfarrgemeinderäten mitgearbeitet haben. Und schließlich danke ich jenen, die jetzt in den Pfarrgemeinderäten und Pfarreienräten tätig sind und gemeinsam mit den Seelsorgern sich die Frage stellen, wie die Kirche heute ihren Auftrag erfüllen kann. Die Erfahrungen all dieser Jahre haben gezeigt, dass die Pfarrgemeinderäte nicht notwendig sind, weil die Priester die Arbeit allein nicht bewältigen könnten, sondern weil sie dem Selbstverständnis von Kirche entsprechen. Dies hatte bereits Bischof Joseph Gargitter betont, als er im Dokument, mit dem er die Pfarrgemeinderäte einführte, schrieb: "Die Kirche verwirklicht sich in der christlichen Gemeinde; die Gläubigen sind gemeinsam für die Heilssendung der Kirche verantwortlich; die gemeinsame Verantwortung muss im Zusammenwirken der verschiedenen Begabungen und Dienste wirksam werden. Eine besonders zeitgemäße Form der Zusammenarbeit stellt der Pfarrgemeinderat dar, der nach dem von der Synode vorgelegten Statut in allen Pfarreien der Diözese errichtet werden soll. Bei der Einführung des Pfarrgemeinderates geht es nicht um eine Ergänzung der in der Pfarre vorhandenen Strukturen und Organisationen, sondern um die konkrete Verwirklichung der Verantwortung der gesamten Gemeinde in der Seelsorge. Seelsorge ist Angelegenheit der ganzen Pfarrgemeinde, wobei dem Priester aufgrund seiner Weihe und Sendung ein ihm eigener unersetzlicher Dienst zukommt" (in: Ortskirche als Ereignis der Weltkirche. Diözesansynode Bozen-Brixen 1970-1973, S. 26). Christus bleibt der Herr der Geschichte und seiner Kirche. Mit IHM bauen wir gläubig an der Zukunft unserer Diözese. Maria, die Mutter der Kirche, und unsere Diözesanpatrone Kassian und Vigilius mögen uns Mut und Glaubensfreude erbitten.
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