Über 100 Priester aus den Diözesen Innsbruck, Feldkirch und Bozen-Brixen nehmen an den Begegnungs- und Bildungstage für Priester über 70 Jahren (vom 6.-8. Oktober) in der Cusanus-Akademie in Brixen teil. Heute hat der Bischof von Innsbruck Manfred Scheuer zu den Themen „Das theologische Profil von Papst Franziskus“ und „Aufbrechen zum Leben in unserer Diözese“ referiert.Was das theologische und spirituelle Profil von Papst Franziskus betrifft, so hat der Bischof von Innsbruck aufgezeigt, dass es dem Heiligen Vater in kurzer Zeit gelungen ist, die Wahrnehmung der Katholischen Kirche zu verändern: Es waren äußere Korrekturen im Stil, in der Sprache und in Gesten, aber auch und vor allem neue Themen. Was die Reform der Kirche betrifft, so begnügt sich Papst Franziskus nicht bloß mit äußeren, ästhetischen Korrekturen, denn die Kirche ist aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Peripherien zu gehen – nicht nur an die geographischen, sondern auch an die existentiellen Peripherien. „Wenn die Kirche nicht aus sich selbst herausgeht, um zu evangelisieren, bleibt sie selbstbezüglich und wird krank“, so Scheuer, der zu bedenken gab, dass derjenige, der an die Grenzen zu gehen wagt, Fehler zu machen riskiert. Papst Franziskus ist aber eine „verbeulte“ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.In seinem zweiten Vortrag „Aufbrechen zum Leben“ hat Bischof Scheuer aufgezeigt, wie sich die Kirchengestalt der vergangenen Jahrhunderte allmählich auflöst, wie Strukturen, Sicherheiten und Institutionen in Frage gestellt werden. „Diese Krise bietet aber auch die Chance zum Exodus, zum Aufbruch. Das kann für die Pastoral bedeuten, dass wir von einer reagierenden, defensiven, stagnierenden Haltung zu einer proaktiven Dynamik kommen. Es stellt sich die Frage, ob wir um unsere Krisen kreisen, auf das Negative fixiert bleiben, oder ob wir eine Botschaft haben“, so Scheuer. Gleichzeitig gab der Bischof von Innsbruck zu bedenken, dass beim Aufbrechen das Gepäck nicht zu schwer sein soll: Ist der Rucksack voll mit Bürokratie, mit Rechthaberei, mit Sicherheitsdenken oder auch mit materiellen Ansprüchen, würde sich sehr bald Müdigkeit und Erschöpfung einschleichen. Papst Franzikus erwartet vielmehr „missionarische Gemeinden“, die nach ihren Schafen riechen und nicht nach dem Weihrauch alter Formen und Traditionen (Evangelii gaudium). Franziskus will die Kirche in eine missionarische Zukunft führen. Er setzt dabei auf eine Kirche, die die Freude des Evangeliums verkündet und den Menschen nicht zu viele Lasten auflegt, ihnen vielmehr mit Barmherzigkeit begegnet.Am heutigen Nachmittag steht eine Exkursion zur Heilig-Geist-Kirche in Prettau anlässlich des 550-jährigen Todestages von Kardinal Nikolaus Cusanus auf dem Programm. Diese Heilig-Geist-Kirche wurde von Cusanus geweiht.Morgen spricht Prof. Hildegund Keul aus Bonn zum Thema: „Auferstehung als Lebenskunst. Warum uns der Heilige Geist willkommen ist in Kirche und Gesellschaft“.
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