Zum Hauptinhalt springen

Chrisammesse 2023 - Missa chrismatis 2023

Bischof Ivo Muser

Brixen, Dom

Gründonnerstag, 6. April 2023

 

Liebe Weihejubilare und liebe Mitbrüder im priesterlichen Dienst, liebe Diakone, liebe Ordensleute, liebe Seminaristen, cari confratelli presbiteri e diaconi, fredesc y sorus, liebe Mitfeiernde über „Radio Grüne Welle, cari fedeli qui presenti nella nostra cattedrale e in ascolto di “Radio Sacra Famiglia”!

Die zweite Lesung dieser Chrisammesse ist genommen aus dem letzten Buch der Heiligen Schrift, aus der Offenbarung des Johannes, die ursprünglich gerichtet ist an die christlichen Gemeinden im vorderen Kleinasien, der heutigen Türkei. Diese Schrift bestärkt die Gläubigen in diesen jungen und zum Teil verfolgten Gemeinden, am Glauben festzuhalten und treu zu bleiben. Obwohl sie nur eine verschwindende Minderheit darstellen, haben sie von ihrem Glauben her die Überzeugung, durch Jesus Christus Gnade und Frieden zu empfangen. Er ist derjenige, der als Erstgeborener aus dem Tod hervorgegangen ist, weil er die Erfahrung der Auferweckung machen durfte. Aufgrund der Auferstehung kann er zu Recht den Titel tragen, „Herrscher über die Könige der Erde“ (Offb 1,5). Was ist das für ein bemerkenswertes Bewusstsein! Welche kraftvolle Identität zeigt sich in diesem Bekenntnis! In der Minderheit zu sein, als Christen sich an den Rand gedrängt zu wissen und zugleich in der tiefen Überzeugung zu leben: Dieser Jesus von Nazareth, den sie am Kreuz durchbohrt haben, ist der Christus, das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende des Alphabets, mit dem die ganze Wirklichkeit durchbuchstabiert wird!

 

Von diesem Jesus sagt der Seher Johannes das kleine Sätzchen, indem unsere ganze Hoffnung zusammengefasst ist: „Er liebt uns“ (Offb 1,5). Und weil wir wissen, dass wir nicht nur gut sind, sondern dass es in unserem Leben und im Leben unserer Kirche auch die Realität der Sünde gibt, fügt Johannes hinzu: Seine Liebe hat Christus uns erwiesen, indem er „uns erlöst hat durch sein Blut“ (Offb 1,5). Das ist es, was wir an Ostern verkünden und feiern: Wir sind geliebt und die Realität der Sünde, der Gewalt, des Todes, des Grabes und damit der Hoffnungslosigkeit hat nicht mehr das letzte Wort – in IHM, dem gekreuzigten und auferstandenen „Herrscher über die Könige der Erde“.

Cari confratelli, recentemente ho letto un articolo del professore don Giuliano Zanchi che parla di un forte disagio all´interno del nostro ministero pastorale. Parla perfino del “tempo dei preti spaesati”. Il mondo è in costante cambiamento. Anche il modo di vivere ed esprimere la fede è cambiato. Lo vediamo nelle giovani coppie e soprattutto negli adolescenti e nei giovani. Ma questo significa che anche noi come preti e diaconi siamo coinvolti – forse travolti! – dai cambiamenti in atto. L’essere spaesati può alimentare la stanchezza con la sua radice nella demotivazione.

Ciò che maggiormente si può rilevare è la difficile transizione da un modello di cura pastorale che oggi sembra manifestare tutti i suoi limiti ad un nuovo modo di esercitare la cura pastorale che non si intravede all’orizzonte. Assumersi la cura pastorale di una parrocchia e progressivamente doversi accollare la cura pastorale di due, tre, quattro, cinque, fino ad un numero indefinito, non può che creare ansia, preoccupazione e perfino smarrimento. Come e quando si possono garantire legami significativi con le persone? Con l’aumento del numero di parrocchie affidate ad un parroco è aumentato anche il peso della gestione delle strutture, dovendo far fronte alla difficoltà di reperire risorse per la gestione ordinaria. Anche questo provoca affanno. La situazione in cui ci troviamo tocca i preti ma coinvolge anche i vescovi. Diversi vescovi ultimamente hanno rinunciato all’incarico affidatogli per la difficoltà a riconoscersi in un ministero sempre più spaesato. Tutto questo provoca la nostra fede nel Signore, che ci ha chiamato a seguirlo e a servirlo – oggi e nel nostro contesto di vita.

Cari confratelli, non sto davanti a voi con una risposta. Mi piacerebbe averla. E anche guardandomi intorno, non vedo una risposta soddisfacente. Sto dinanzi a voi con una visione che non è mia e che mi supera. L’immagine biblica che può definire lo stato esistenziale di questo nostro tempo e del nostro ministero potrebbe essere quella del deserto. Viviamo come nel deserto. È un luogo dove vengono a mancare molte cose. Ed è un cammino stancante. Il deserto costringe alle cose essenziali. Ma nella Sacra Scrittura c’è una parola che illumina. Quella che il profeta Isaia indirizza al popolo oppresso dalla schiavitù di Babilonia, un popolo in fase di ritorno attraverso il deserto. La incontriamo in Isaia 35: “Si rallegrino il deserto e la terra arida, esulti e fiorisca la steppa. Come fiore di narciso fiorisca; sì, canti con gioia e con giubilo. Irrobustite le mani fiacche, rendete salde le ginocchia vacillanti. Dite agli smarriti di cuore: Coraggio, non temete! Ecco, il vostro Dio, giunge la vendetta, la ricompensa divina. Egli viene a salvarvi”. Quello che sembra impossibile nel deserto e cioè che nasca qualche cosa capace di attestare la vita, capace di nuova vita, il profeta è in grado di riconoscerlo. Lo vede ed è il motivo per cui può dire di non rallentare il passo nel deserto e di continuare nonostante tutto il cammino con gioia, gaudio, giubilo, letizia.

In mezzo a questo deserto vi affido alcune domande e una convinzione: siamo forse, nel nostro contesto, tentati dal guardare indietro ad un cattolicesimo che non c’è più, che in passato sembra aver dato i suoi frutti ma ora è andato in frantumi? Rimanere legati a quel recente passato potrebbe essere una tentazione del nostro ministero di oggi? Crediamo ancora che è lo Spirito che ci conduce nel deserto di questo nostro tempo e che anche questo nostro tempo è un kairòs e non una disgrazia opprimente? E con grande convinzione vorrei sottolineare che la riforma della Chiesa deve andare più in là delle sole modifiche delle strutture istituzionali, deve sgorgare da fonti teologiche profonde e solide e dal rinnovamento spirituale.

Oft habe ich in meinem Beten und Nachdenken den Eindruck, dass unsere Zeit den Zuständen und den Erfahrungen der Urkirche immer näherkommt. Denken wir an Paulus und an das, was er in seinem 2. Korintherbrief zugibt: „Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt“ (2 Kor 4,7). Wir sind nicht mehr stark, wir sind nicht mehr viele, einflussreich, wichtig und tonangebend. Wir haben schon lange nicht mehr alles im Griff und gesellschaftlich spielen wir höchstens noch eine Nebenrolle. Ja, wir sind zerbrechliche Gefäße! Nicht erst heute, aber heute ganz deutlich und immer mehr! Aber Paulus, dieser überragende Zeuge des christlichen Anfangs, ruft uns zu: In dieser Zerbrechlichkeit seid ihr Träger eines Schatzes, d e s Schatzes: Jesus Christus. Er, den wir besonders in der Heiligen Woche verkünden und feiern als den Zerbrochenen, als den für uns Gescheiterten, der nur als der Gekreuzigte der Auferstandene ist!

Träumen wir vielleicht zu viel von einer starken, einflussreichen Kirche nach unseren Plänen und Konzepten, mit abgesicherten, unveränderlichen Strukturen, mit immer klaren Antworten und mit der innerweltlichen Hoffnung, anzukommen und keinen Widerstand zu haben?

Die ersten christlichen Gemeinden, die uns in der Offenbarung des Johannes begegnen, und jene, die Paulus gegründet hat, waren nicht groß und strukturell abgesichert. Sie waren klein, eine Minderheit, gesellschaftlich am Rande und nicht selten sogar verfolgt. Aber sie waren groß in ihrer christlichen Identität und mit einem deutlichen missionarischen Auftrag. Kirche heute, das ist meine Überzeugung, wird nicht überleben, wenn sie jedem Konflikt ausweicht und beginnt, unserer Zeit und ihren Moden nach dem Mund zu reden. Eine Kirche, die in unserer komplexen Gesellschaft keinen Widerspruch auslöst, eine Kirche, die nur gelobt werden möchte, weil sie das nachsagt, was „in“ ist und die im Strom der Meinungen mitschwimmt, muss sich fragen, ob sie wirklich in der Spur des Evangeliums ist, in der Spur des gekreuzigten Auferstandenen.

Zu meiner Bischofsweihe hier im Brixner Dom habe ich mir vom Domchor nur ein Lied gewünscht: die Kantate von Johann Sebastian Bach “Jesus, bleibet meine Freude”. Daran halte ich mich fest – auch inmitten aller offenen Fragen, Sorgen, Verunsicherungen und Umbrüche, die es gibt. Um diese Freude am gekreuzigten Auferstandenen bitte ich bei dieser Chrisammesse für unser Presbyterium und für unsere Ortskirche. Diese Freude ist mein Osterwunsch für unsere Weihejubilare, besonders für Rudolf Marini, der heuer seinen 70. Weihetag feiert, für unsere Seminaristen auf ihrem Weg der Suche und Entscheidung, für H. Maximilian vom Kloster Neustift, den ich am kommenden 30. April zum Priester weihen werde, und für alle, die in diesem Jahr bei Taufe, Firmung und Krankensalbung mit den heiligen Ölen gesalbt werden.