Am 4. Oktober hat die Bischofssynode in Rom begonnen, ganz im Zeichen der Familie und ihrer Herausforderungen. Die Familie wird nicht nur in Rom, sondern auch in den drei Herbstsessionen der Diözesansynode ein zentrales Thema sein. In Südtirol wird die Synode unter anderem wichtige Akzente in gesellschaftlichen Fragen setzen: zum Thema Familie, zum Zusammenleben zwischen der Sprachgruppen, zur Aufmerksamkeit für sozial schwache Menschen.
Der Respekt, die Förderung und die Unterstützung der Familie sind drei der wichtigsten Aspekte des Arbeitsdokumentes, über das ab 4. Oktober 300 Bischöfe aus der ganzen Welt diskutieren werden. Die Positionen liegen zum Teil weit auseinander. Der Papst hat seinerseits immer wieder daran erinnert, dass „die Kirche als Mutter die Familie nie verlässt, auch wenn sie erniedrigt, verletzt und auf viele Weise gedemütigt ist. Auch wenn sie sündigt oder sich von der Kirche entfernt, wird die Kirche alles tun, um sie zu pflegen und zu heilen, um sie zur Bekehrung und zur Versöhnung mit Gott einzuladen.“[1]
Auch in Südtirol bildet die Familie einen wichtigen Brennpunkt der Synode. Das Visionspapier welches im Sommer auf der Webseite der Synode veröffentlicht wurde, ist dadurch gekennzeichnet, dass nicht Lehre und Moral, sondern die konkrete Begleitung und Stütze für Menschen in den verschiedensten Lebenslagen im Vordergrund stehen.
“Wenn wir von der Familie sprechen, ist die ganze Gemeinschaft gemeint”, sagt der Sekretär der Synode Reinhard Demetz. „Sie steht heute vor vielen Herausforderungen: die Tragfähigkeit der Ehe, die Trennungen und Scheidungen, der Individualismus und die Schwierigkeit, Verantwortung zu übernehmen, die Mutterschaft und Vaterschaft, die zusammenlebenden Paare, die gemischten Ehen, die Verarmung der Familien hier und im Süden der Welt“.
Die Diözesansynode will auf die Fragen der Menschen eingehen und Initiativen ergreifen, die den herausragenden Wert der Ehe erneut sichtbar machen und einen hoffnungsvollen Neuaufbruch ermöglichen. Die Synodalen sehen eine Kirche, welche die Ehen stärkt und fördert, aber auch jene Paare, die andere Wege gehen oder in ihren Beziehungen scheitern, respektvoll begleitet, damit alle in gegenseitiger Liebe, in Respekt, Verantwortung und Fürsorge miteinander leben und wachsen. Insofern sehen die Synodalen in der sozialen und politischen Arbeit einen Schwerpunkt für die Zukunft. Die Synode fordert, dass Südtirols Kirche sich vermehrt dafür einsetzt, dass alle gesellschaftlichen Kräfte die Familie ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stellen, sie stärken und fördern. Gerade diese gesellschaftlichen und politischen Aspekte werden von der Diözesansynode auch in vielen anderen Bereichen hervorgehoben. Zentral ist hier das Zusammenleben zwischen den Sprachgruppen sowie mit Personen anderer Kulturen. Die Synode hat für eine Überwindung der strukturellen Zweigleisigkeit ausgesprochen, welche die Diözese nach wie vor prägt. Es stehen Reformen im Raum, beginnend beim bischöflichen Ordinariat bis hinein in die gemischtsprachigen Gemeinden, wo es ebenfalls gilt, trennende Strukturen zu überwinden. „Das Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus ausgerufen hat, bietet eine Chance, Mauern und Trennungen abzubauen und die Gemeinden vor Ort im Geist der Geschwisterlichkeit zu erneuern,“ fasst Reinhard Demetz zusammen.
Die Herausforderung eines guten Zusammenlebens betrifft vor allem auch das Verhältnis zu Menschen anderer Kulturen, zu sozial schwachen Familien, insbesondere zu den Flüchtlingen. Im Mai haben sich auch die Synodalen klar in diese Richtung geäußert und fast einstimmig eine Resolution verabschiedet. Papst Franziskus hat seinerseits jede Pfarrei eingeladen, eine Flüchtlingsfamilie zu adoptieren. Die sozialen und kulturellen Themen haben in der Synode insgesamt großes Gewicht, sodass sich von hierher interessante Impulse für die Ortskirche sowie für die Südtiroler Gesellschaft ergeben. Diese Aufmerksamkeit für die schwachen Menschen stellt eine Chance dar, nicht nur für die Einzelnen und die Gemeinschaften, die diese Menschen aufnehmen.
Die Diözesansynode steht nun in der Zielgeraden. Nach den Visionspapieren, welche im Sommer veröffentlicht wurden, stehen nun die konkreten Maßnahmen zur Debatte. Diese werden in den Sessionen 6 bis 7 am 23.-24. Oktober und am 27.-28. November verabschiedet. Am 5. Dezember wird die achte Session das Bild abrunden. Der feierliche Abschluss der Synode findet am 8. Dezember um 15:00 im Brixner Dom statt.
([1] Generalaudienz vom 25.03.2015)
Weitere Informationen unter www.bz-bx.net/synode oder Facebook und Twitter.