Diözesansynode: konstruktive Begegnung und offener Dialog zu "heißen“ Themen.Eine Kirche, die sich frei hält von Verstrickungen mit den Mächtigen in Politik und Wirtschaft, die Kraft aus einer Vielfalt von Formen der liturgischen Feier schöpft, die ihren Standpunkt ohne Scheu im gesellschaftlichen Leben vertritt und sich für das Gelingen von Beziehungen in den vielfältigen Formen von Familie einsetzt. Die offenen Themenrunden der Diözesansynode am vergangenen Samstag haben noch einmal gezeigt, dass die Kirche in Südtirol großen Spielraum für neue Wege hat. Am Samstag hat die Diözesansynode noch einmal ihre Tore geöffnet um Anregungen und Rückmeldungen zu der bisherigen Arbeit in den Kommissionen zu sammeln. Es waren die letzten offenen Themenrunde in dieser Phase der Synode. „Dieser Prozess hat uns gezeigt, dass Partizipation mehr ist als ein Modewort. Dank der Beiträge der zahlreichen Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten die Kommissionen der Synode wertvolle und zielführende Rückmeldungen zu ihrer Arbeit sammeln“, so Reinhard Demetz, Sekretär der Synode.Den Auftakt machte in Bozen das Treffen zu der Stellung der Kirche in den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen. Mit Nachdruck wurde dabei der Einsatz der Kirche für echte Alternativen zu einem Wirtschaftsmodell der Ausschließung und der Ungleichheit gefordert. Dieses Wirtschaftsmodell sei aus dem Blickwinkel der Armen kritisch zu beurteilen, um alternative Wege aufzuzeigen. Die Kirche, d.h. die Institution, aber auch die Gemeinschaft der Gläubigen in Südtirol, solle in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle einnehmen und neue, einfache Lebensstile und Wirtschaftsweisen einüben und vorleben. Zugleich habe sich die Kirche konsequent für eine echte Gemeinschaft unter den Sprachgruppen in Südtirol einzusetzen: dazu müsse sie ihre bisher nach Sprachgruppen getrennten Strukturen konsequent zusammenführen. Das letzte Thema wurde zeitgleich auch in Brixen bei der Themenrunde zur Feier der Liturgie angesprochen. Auch hier kam klar zum Ausdruck, dass in einem Land mit mehreren Sprachen und Kulturen die gemeinsame Feier der Liturgie erlernt werden müsse. Die liturgische Feier sei eine große Möglichkeit der Begegnung, die es zu fördern gelte. Zugleich stelle sich in der heutigen Zeit die Frage nach neuen und vielfältigen Formen der Liturgie. Insbesondere die Wortgottesfeiern wurden diesbezüglich genannt. Zugleich sei die Rolle der Eucharistiefeier weiterhin zentral und stelle die Pfarreien in Zeiten des Priestermangels vor große Herausforderungen. Die Sprache der Liturgie müsse immer wieder auf ihre Verständlichkeit hinterfragt werden. Passend dazu gab eine Teilnehmerin zu bedenken: “Wie geheimnisvoll muss eine Sprache sein, die ein Geheimnis beschreibt?“Am Nachmittag war in Bozen das Thema der Verkündigung des Evangeliums an der Reihe. Mit Nachdruck wurde dabei hervorgehoben, dass eine Erneuerung des christlichen Lebens im Alltag Priorität sei. Man habe bisher zu viel in eine kirchliche Eventkultur investiert und zu wenig in die christliche Gestaltung des Alltages. Hier sei insbesondere der Wert lebendiger und solidarischer Gemeinschaften hervorzuheben, in welchen die Freude eines Lebens nach dem Evangelium sichtbar werden kann. Auf dieser Grundlage könne die Kirche ihren Standpunkt mit Klarheit in der Öffentlichkeit vertreten. Dabei sei verstärkt auf die Rolle der traditionellen und neuen Medien zu achten.Mit Spannung wurde nach den Debatten um die römische Synode die offene Themenrunde zum Thema „Ehe und Familie heute“ erwartet. Was in Rom offen geblieben war wurdein Brixen weiter diskutiert. Wie erwartet haben sich Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Richtungen eingefunden und zum Teil konträre Anschauungen vertreten. Zu den heißen Themen Scheidung, Homosexualität und Sexualethik kam es aber zu einem Dialog, der – so Gerhard Duregger, Berichterstatter der Kommission, „in Südtirol in dieser Form noch nie stattgefunden hat.“ Es sei ein „schönes Stück Kirche“, wenn verschiedene Menschen mit so unterschiedlichen Ansichten zusammenkommen und gemeinsam Antworten auf die schwierigen Fragen unserer Zeit zu suchen. Zugleich wurde in der Diskussion betont, dass es neben den sogenannten heißen Themen einen großen Bedarf nach Begleitung und Unterstützung von Jugendlichen und Familien in ihrer „Normalität“ gebe. So sei zu fragen, wie die Kirche Ehen und Partnerschaften unterstützen kann, damit es nicht zu einer Trennung kommt.Mit den Treffen am Samstag geht die zweite öffentliche Phase der Synode zu Ende. Die gesammelten Beiträge werden auf der Internetseite der Synode veröffentlicht und von den Kommissionen in ihre Visionen und Ziele für die Ortskirche integriert. Damit bereitet sich die Synode auf die beiden Sessionen im Jänner und Februar vor, in welchen die Visionen und Zielefür die Ortkirche abgestimmt werden. Bis Dezember 2015 sollen dann konkrete Maßnahmen und Reformen für die Diözese Bozen-Brixen vorliegen.
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