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Predigten

Gedächtnisgottesdienst am 15. Todestag von Bischof Wilhelm

Bischof Ivo Muser

Mittwoch, 16. August 2023

Dom zu Brixen

Am 29. Juni 2006, dem Festtag der Apostel Petrus und Paulus und am 41. Jahrestag seiner Priesterweihe, hatte Bischof Wilhelm sein geistliches Testament verfasst. Am 21. August 2008, dem Tag seiner Beerdigung, durfte ich dieses Testament genau von dieser Stelle aus verlesen. Zusammen mit den anderen fünf Privatsekretären durfte ich an diesem Tag den Sarg des Bischofs in diesen Dom hereintragen und am Ende des Begräbnisgottesdienstes hier in sein Grab hinab senken.

Heute, am 15. Jahrestag seines plötzlichen Todes, erinnere ich mich und uns alle ganz bewusst an sein Testament. In diesen Worten wird Bischof Wilhelm unter uns lebendig und diese Worte empfinde ich wie sein bleibendes Vermächtnis an unsere Ortskirche.

«Cari fratelli e sorelle della nostra diocesi! Ringrazio voi tutti, sacerdoti, religiosi, laici, che … mi avete accolto con gioia, siete rimasti in comunione con la diocesi e con la mia persona e avete apprezzato il mio motto “Syn”. Nella mia vita ho sperimentato la guida straordinaria di Dio così come il sostegno e la vicinanza di persone care e amici. La vocazione alla sequela di San Francesco e al sacerdozio mi ha donato molto. Ho avuto la possibilità di essere al servizio della Sacra Scrittura prima come professore e poi come vescovo. Per questo ringrazio Dio. …

Cari fratelli e sorelle, ciò che ho da dirvi è contenuto nelle mie brevi lettere pastorali e nelle tre lettere pastorali più lunghe. La “Bibbia della Domenica” possa aiutarvi ad attingere dalla Parola di Dio sostegno per la vostra vita e per la celebrazione della domenica. Il libretto “Mistero della fede” possa rafforzarvi nell’amore per l’eucarestia. Se leggete questi testi ancora una volta e cercate di attuarli, pensando a me vostro vescovo, questa è la memoria che mi fa particolarmente onore.”

Mit diesem geistlichen Testament hat uns Bischof Wilhelm heute, fünfzehn Jahre nach seinem Tod, viel zu sagen:

  1. Denken wir oft an sein Leitwort “syn”, das er dem heiligen Paulus verdankt. Übersetzen und leben wir es als Christinnen und Christen unserer Diözese Bozen – Brixen und als Menschen unseres Landes mit seiner wechselvollen Geschichte, mit seinen Wunden und seinen Herausforderungen, mit seinen drei Sprachgruppen und mit seiner Verantwortung für die neuen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner in einem gemeinsamen „Haus Südtirol“. Wir sind berufen eine Beziehungsgesellschaft zu sein und nicht eine Gesellschaft, die gedankliche, ethnische, kulturelle und religiöse Mauern errichtet!
  2. Versuchen wir, immer mehr eine Gemeinschaft zu werden, die sich unter den Anspruch des Wortes Gottes stellt und die vom Wort Gottes her, die Zeichen der Zeit deutet, gestaltet und lebt.
  3. Bemühen wir uns, dass der Sonntag sein christliches Gesicht bewahrt und wieder bekommt. Das war das wichtige Anliegen, das Bischof Wilhelm mit seiner Sonntagsbibel verbunden hat. Beim Sonntag geht es um unsere christliche Identität. Leben wir den Sonntag als den Tag des Herrn, damit er auch Tag der Menschen und für die Menschen sein kann.
  4. Schätzen wir die Eucharistie! In seinem Büchlein „Geheimnis des Glaubens. Eine Erklärung der Heiligen Messe“ hat Bischof Wilhelm geschrieben: „Im katholischen Glaubensverständnis bildet die Eucharistie den Mittelpunkt für das Leben der Kirche, für die Pfarrgemeinde, für alle Getauften. … Eine eucharistische Denk- und Lebensweise steht im Gegensatz zu manchen heute verbreiteten Denk- und Verhaltensweisen. Wir sind in Gefahr, uns nur auf uns selber zu verlassen. Eine dankbare Lebenshaltung lässt uns erkennen, wie viel wir Gott – und auch den Mitmenschen – verdanken.“

 

„Sich erinnern“ heißt „nach innen gehen“. Sich an Bischof Wilhelm erinnern, an ihn den Menschen, den Kapuziner, den Priester, den Professor für Neues Testament und an die 22 Jahre seines Hirtendienstes in unserer Diözese, soll 15 Jahre nach seinem Tod in uns die Frage auslösen: Wie können wir das, was ihm wichtig war, wofür er sich eingesetzt hat, was er versucht hat, heute weitertragen und weitergeben? Dankbare Erinnerung ist immer ein Auftrag!

Fratelli e sorelle, dalla lettera agli Ebrei abbiamo sentito: „Ricordatevi dei vostri capi, i quali vi hanno annunziato la parola di Dio; considerando attentamente l´esito del loro tenore di vita, imitandone la fede. Gesù Cristo è lo stesso ieri, oggi e sempre!” (Ebrei 13,7-8).

Ricordiamoci del nostro vescovo Wilhelm con gratitudine e con la grande speranza di rimanere uniti con lui in Gesù, il Cristo.