Der große Festtag von heute lenkt unsere ganze Aufmerksamkeit auf Gott, der in Maria ein konkretes Zeichen setzt. Er nimmt diesen einen Menschen heraus aus dem Strom menschlicher Sünde und Schuld, um für die Menschwerdung seines Sohnes und damit für die Geschichte Gottes mit uns Menschen einen neuen Anfang zu setzen. Wir feiern heute Maria als den ersterlösten und vollerlösten Menschen. Wir feiern die Frau voll der Gnade ganz von Gott her und ganz auf Gott zu. Wir feiern im Blick auf Maria unseren Gott, der größer ist als alle Schuld und Sünde.Liebe Mitbrüder, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, liebe Renate, was ist das, was sich am heutigen Hochfest der Erwählung Mariens hier in dieser liturgischen Feier vollzieht? So werden sicherlich manche von Euch schon vorher gefragt haben. Warum muss für eine Feier, die einen einzelnen Menschen betrifft, der Bischof kommen? Was ist überhaupt eine Jungfrauenweihe? Was ist es, was die Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil wiederentdeckt hat, indem sie Frauen, die in der Welt leben und sich entschieden haben, als geweihte Person ihr Christsein zu gestalten, durch eine Weihe in besonderer Weise auszuzeichnen? Die Jungfrauenweihe ist in der Tat eine Wiederbelebung, eine Feier, die es in der Frühzeit der Kirche schon gegeben hat. Sie verleiht kein Amt und befähigt nicht zu einem bestimmten Dienst in der Kirche. Sie ist eine Form des geweihten Lebens. Es geht um das öffentliche Versprechen zu einem Leben in Jungfräulichkeit im Sinn des Evangeliums. Die Bedeutung dieser Lebensform möchte ich jetzt mit Euch allen bedenken. Die Jungfrauenweihe bringt zum Ausdruck, was Kirche im Tiefsten selber ist. In dieser Lebensentscheidung wird konkret: Gott ist eine Realität, sonst dürfte und könnte man einen solchen Schritt nicht tun! Gott ist Wirklichkeit. Er wirkt so stark und so konkret, dass ein Mensch sagen kann: Auch wenn mich andere nicht verstehen mögen, ich muss diesen Weg gehen, und diesem Gott gehört mein ganzes Dasein, mein ganzes Leben, auch mein Leib. Alles, was zu mir gehört, schenke ich Ihm, weihe ich Ihm, gebe ich Ihm hin. Gott ist so sehr Realität, dass ich seinetwegen auf Ehe und Familie und auf praktizierte Sexualität verzichte. Nicht um mein Leben zu mindern, sondern um auf ihn hin zu leben und alles von ihm zu erwarten. Die Sehnsucht des Menschen ist so groß, dass sie nur mit Gott gefüllt werden kann! Diese Lebensentscheidung ist Provokation und Zeugnis zugleich, besonders in unserer Zeit, die sich oft ganz vom Haben, vom Tun und von Funktionen her definiert: Ist das mit Gott tatsächlich so, dass man sagen kann: Er ist wirklich? Ist Gott tatsächlich eine Wirklichkeit, die da ist und die so da ist, dass sie bis in den Leib eines Menschen hineinreichen kann und einen einzelnen Menschen beruft? Liebe Schwestern und Brüder, das ist die Botschaft, die die Kirche zu bezeugen hat: "Gott ist." Die entscheidende Frage, die diese Feier an uns alle richtet ist: Bezeugen wir, dass Gott ist, oder sind wir religiös in dem Sinne, dass Gott ein diffuses religiöses Gefühl ist oder ein unbestimmtes höheres Wesen? Nein, Christen bezeugen, die Kirche bezeugt: "Gott ist der, der in Jesus Christus für uns da ist und heute noch wirkt." Liebe Renate, durch Deine Lebensentscheidung, die Du heute triffst und die die Kirche durch meinen bischöflichen Dienst annimmt und bestätigt, sagst Du uns: Gott ist mehr als alles! Er ist mehr als alles, was uns dieses Leben und diese Welt bieten können. Diesem Gott vertraust Du Dich heute an. Ihm gibst Du, liebe Renate, Deine ganze Sehnsucht. Deshalb erhältst Du als äußeres Zeichen den Ring. Du gehörst ihm an. Und Du erhältst als weiteres Zeichen das Stundengebet der Kirche, mit dem Du immer wieder dieser Sehnsucht der Menschheit in den Psalmen des Alten Bundes Ausdruck verleihst. Das ist das, wozu Kirche da ist: Die Sehnsucht des menschlichen Herzens mit Gott zu beantworten, der im menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Herrn für uns da ist. Deshalb ist die Kirche immer auch Braut Christi. Die Kirche ist immer im Advent; sie wartet auf den Bräutigam, der kommt. Urbild dieser bräutlichen Sehnsucht und Bereitschaft ist Maria, die in ihrem Leben Gott so sehr Raum gibt, dass er in ihr und aus ihr Mensch werden kann. Uns und unserer Zeit ist das oft gar nicht mehr geläufig. Viele sehen und verstehen Kirche vor allem als Institution, als Struktur, als Amt, als Behörde, als Organisation, als Bischöfliches Ordinariat, als Vatikan. Das ist auch alles Kirche - aber nur solange diejenigen, die diese Struktur tragen und ausfüllen, von der bräutlichen Liebe erfüllt sind und auf den warten, der kommt und alle Sehnsucht erfüllt. Deshalb ist Kirche im Tiefsten da gegenwärtig und jetzt schon in dieser Zeit realisiert, wo Er sich mit Seinem Leib und Blut in jeder Eucharistie Seiner Braut schenkt: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird." Das bin ich für Euch! Der heutige Marienfesttag und diese Feier sagen uns: Die Kirche ist nicht zuerst und vor allem Organisation und Struktur, sondern Sakrament, Zeichen und Werkzeug in Seinen Händen. Sie muss zuerst und vor allem Braut Christi sein! Gott und seine Gnade gehen unserem Tun und unserer Leistung voraus. Vor dem Tun steht das Sein! Liebe Schwestern und Brüder, Renate hat das entdeckt nach langem Suchen, Ringen und Fragen und sie will es leben in Treue als Zeichen in der Kirche und für die Welt. Sie weiß auch um die Gefährdungen eines solchen, auch einsamen Lebens. Deshalb hast Du, liebe Renate, heute an diesem großen Festtag der Mutter Gottes Menschen eingeladen, damit sie das nicht nur mit Dir feiern als dankbaren Abschluss eines Entscheidungsprozesses, sondern auch als Bitte, Dich mit ihrem Gebet mitzutragen. Crist, nosc Signur, te a chërdè. Ël a orü fa plü sterch so lian cun te. Tö Renate, es na jona de chësta valada, es nasciüda tla Val Badia y tö vires y laores chilò. Chilò post ince vire töa chërdada y pos ester na persona che se lascia condüje da chël gran amur de Chël Bel Di.Chël Bel Di te chërda por laurè para te söa dlijia y portè ala jënt söa bona noela.Tö as la gran inciaria da ester n sëgn de söa presënza te nosc monn. Y nosta sozieté adora n sëgn tan sterch y tan bel desco töa dezijiun da vire na vita da viria consacrada.Plö co vigni pordica y vigni parora cunta l ejëmpl de nosta vita.Tö es jüda chësc trú nia por te instessa, ma por le Signur.I te aodi de cör che le Spirit Sant, che à adempli to cör tl momënt dl bato, te accompagnëies dagnora. Le Spirit Sant incö te scinca la grazia da deventè la nücia de Crist.Chësc é n gran onur. Chësc onur te dess fa vigni de plü ligra y vigni dé plü umile.Incö, en la festa dl Imaculada, ciarunse ince a Maria, uma de Di y nosta uma. Te söa vita podun odëi ci che al o di veramënter ester na fancela dl Signur.Renate, i te inviëi a meditè la vita de Maria y a lasciè crësce te tö cör la fede, la speranza y lamur. Maria, die wir heute feiern als die Frau voll der Gnade, helfe uns allen, Gott in unserem Leben jenen Platz zu geben, der nur ihm zusteht. Und der hl. Ujöp Freinademetz, an dessen Geburtsort wir diesen Festtag feiern dürfen, mache uns Mut, ihn zu verkünden mit unserem Bekenntnis und noch mehr mit unserem Leben.
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