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Predigten

Priesterweihe 2013

Lieber Abt Markus und liebe Klostergemeinschaft, liebe Mitbrüder, liebe Angehörige und Freunde unserer Weihekandidaten, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, lieber P. Philipp und lieber P. Urs Maria! Wir erleben in dieser Stunde etwas ganz Großes. Es ist so groß, dass es niemand von uns wirken kann. Was jetzt in der Priesterweihe geschieht, kann nur Jesus selber tun. Durch die Auflegung meiner Hände und durch das Weihegebet gibt er Euch, lieber P. Philipp und lieber P. Urs Maria, Anteil an seinem Priestertum. Es wird Euch nicht nur diese oder jene priesterliche Funktion übertragen. Was in dieser Stunde mit Euch geschieht, geht tiefer. Christus gibt Euch so sehr Anteil an seinem Priestertum, dass Ihr selbst Priester werdet. Ihr dürft und sollt „in persona Christi“, in der Person Jesu Christi, in Wort und Sakrament zu den Menschen kommen und IHN zu den Menschen bringen! Ihr empfangt die Priesterweihe am Fest der Kreuzerhöhung. Es ist Fest, das in der gesamten Kirche – im Osten und im Westen – gemeinsam begangen wird. Kaiser Konstantin der Große ließ in Jerusalem über dem überlieferten Ort der Kreuzigung und der Auferstehung Jesu eine Kirche errichten. Wahrscheinlich ließ er sich dazu durch seine Mutter Helena bewegen, die 324 ins Hl. Land pilgerte. Die feierliche Einweihung dieser Kirche über dem heiligsten Ort der Christenheit fand am 13. September 335 statt. Einen Tag später, am 14. September, wurde das aufgefundene Kreuz Christi den Menschen gezeigt, vor ihren Augen erhöht, und ihnen zur Verehrung gereicht. Die Erinnerung an dieses Ereignis wurde jährlich nicht nur in Jerusalem, sondern auch in Konstantinopel begangen, später auch in Rom. So entstand das Fest der Kreuzerhöhung. Im Kreuz verkünden Christen einen Gott, der in Jesus die radikale Entscheidung für den Menschen auch dann noch durchhält, wo ihm die Menschen nur mehr das „Kreuzige ihn“ entgegenbringen. Das Kreuz ist Symbol jener Solidarität Gottes, die sich auch durch Widerspruch, Ablehnung und Gewalt nicht abbringen lässt und die in radikaler Feindesliebe sogar für die Täter eintritt.Im Kreuz verkünden Christen die christliche Antwort auf die dunkelsten und existenziellsten Fragen des Menschen: nämlich auf die Fragen nach dem Sinn des Leidens, vor allem auch des unverschuldeten Leidens, und die Frage nach dem Tod. Das Kreuz will uns vor allem sagen: Der Gekreuzigte lebt! Christen glauben an einen Gott, der am Kreuz Jesu und durch dieses Kreuz hindurch gezeigt hat, dass er auch dort noch nicht am Ende ist, wo wir Menschen am Ende sind. Das Kreuz will uns in der Hoffnung bestärken, dass seit Jesu Tod und Ostersieg das Kreuz nicht mehr das letzte Wort ist und hat. Das letzte Wort hat das Leben und damit Gott! Liebe Weihekandidaten, die Fruchtbarkeit Eures priesterlichen Dienstes erwächst nicht aus Eurem Können, sondern aus dem Kreuz Christi. Wenn ich Euch nachher Brot und Wein für die Feier der Eucharistie überreiche, werde ich zu Euch sagen: „Empfange die Gaben des Volkes für die Feier des Opfers. Bedenke, was du tust; ahme nach, was du vollziehst und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes“. Ihr sollt Euch selbst und Euren Dienst in Zusammenhang bringen mit der Quelle aller Fruchtbarkeit, mit dem gekreuzigten Herrn, der zugleich der Auferstandene ist. Dann wird nichts, was Ihr in seinem Namen tut, vergeblich sein. Seid im Zeichen des Kreuzes ganz, was Ihr heute werdet! Seid ganz Priester. Noch wichtiger als die Anzahl der Priester ist, dass sie es ganz sind. Diese Ganzheit lehrt Euch auch Euer Ordensvater Benedikt, wenn er in seiner Regel zu den Mönchen sagt: „Nichts darf der Liebe Christi vorgezogen werden“ (Regula S. Benedicti 4, 21). Diese Liebe muss Euer Leben als Christen, Mönche und Priester beseelen. Die Stabilität im Kloster, die Benedikt für seine Mönche fordert, soll Euch ein Bild für Eure Verwurzelung in Christus und in seiner Kirche sein. Diese Ganzheit lehrt Euch das Kreuz des Erlösers. Das Kreuz zeigt uns, dass Gott mit uns keine halbe Sache gemacht hat. Im Kreuz des Sohnes erreicht die Liebe Gottes ihren höchsten Ausdruck. Mehr konnte er nicht geben und für uns tun! Lieber P. Philipp, lieber P. Urs Maria, lasst Euch jetzt in die Sendung Jesu hinein nehmen und mit dem Heiligen Geist für Euren priesterlichen Dienst ausrüsten. Vergesst nie die Mahnung, die der hl. Benedikt an die Priester im Kloster richtet: „Der Geweihte hüte sich vor Überheblichkeit und Stolz. Das Priesteramt sei ihm kein Anlass, den Gehorsam und die Ordnung der Regel zu vergessen, sondern er schreite mehr und mehr auf Gott zu“ (Regula S. Benedicti 62, 2 und 4). Stellt jetzt voll Zuversicht und Freude Euer Leben und Wirken unter das Geheimnis des heiligen Kreuzes! Maria, die ihr großes JA zum Willen Gottes gesprochen hat bis unter das Kreuz ihres Sohnes und die hier in Marienberg vor allem als die Schmerzensmutter verehrt wird, begleite dieses Kloster, das ihren Namen trägt, und sie erbitte diesem Ort unter der Regel des hl. Benedikt den Segen und die Führung Gottes – hinein in eine gute Zukunft.