Zum Hauptinhalt springen
Pressemitteilungen 2010

Sexueller Missbrauch: Priester des Amtes enthoben

In der Diözese Bozen-Brixen muss der 74-jährige Priester Alois Kranebitter wegen Missbrauchsvorwürfen sein Amt als Pfarradministrator von Pens und Aberstückl niederlegen. Er darf nicht mehr öffentlich zelebrieren und muss in einer Struktur leben, die keinen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen möglich macht. Die angezeigten Missbrauchsfälle liegen über 20 Jahre zurück. Es hat Gespräche mit den Opfern gegeben und Gespräche des beschuldigten Priesters mit dem Generalvikar und mit dem Bischof. Der beschuldigte Priester bedauert sein Vergehen und will seinen Lebensabend im Zeichen der Buße verbringen. Stellungnahme von Diözesanbischof Karl GolserJeder einzelne Vorwurf von sexuellem Missbrauch macht mich tief betroffen und ist zutiefst beschämend. Die Bestürzung, Fassungslosigkeit und Scham fordern ein konsequentes Handeln von Seiten der Diözesanleitung.Ich wünsche mir eine volle Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe. Es darf hier keine falsche Rücksichtnahme geben. Die ehrliche Aufklärung schulden wir in erster Linie den Opfern. Vergangene Taten können zwar nicht rückgängig gemacht werden, aber wir wollen alles tun, um erlittenes Leid erträglicher zu machen.Eine gründliche Aufklärung schulden wir auch allen Gläubigen, vor allem unseren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Priestern und Diakonen.Was den vom Amt enthobenen Priester betrifft, so gilt für uns Bischöfe die Regelung, dass jeder begründete Verdachtsfall von sexuellem Missbrauch an die Glaubenskongregation gemeldet wird. Bei schweren Fällen können Konsequenzen bis zur Laisierung der Täter folgen. Dabei sieht das kirchliche Recht in schwerwiegenden Fällen eine noch längere Verjährungsfrist als das staatliche Recht vor – das ist deshalb gut und sinnvoll, weil viele Opfer es erst nach Jahrzehnten schaffen, über ihre Verletzungen und das ihnen zugefügte Unrecht zu sprechen.Eine sensible Aufarbeitung und keinerlei Toleranz gegenüber jeder Form von Missbrauch sind die einzigen möglichen Antworten, denn nur Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit tragen dazu bei, erlittene Wunden zu heilen. --------------------------------------------------- Weitere Hinweise:OmbudsstellenBei der Arbeit der Ombudsstellen, der diözesanen Ombudsstelle unter der Leitung von Generalvikar Josef Matzneller und der unabhängigen Ombudsstelle unter der Leitung von Dr. Werner Palla, geht es darum, Missbrauchsopfern zu helfen, die weit verbreitete Scham zu überwinden und über ihre Erfahrungen zu sprechen. Daher ist in den Ombudsstellen das Angebot strikter Vertraulichkeit besonders bedeutsam. Die Ombudsstellen stehen aber auch für Anfragen und Beratung zur Verfügung, wenn der Verdacht eines sexuellen Missbrauchs aufgetaucht ist und Unklarheit herrscht, wie damit umgegangen werden soll. StaatsanwaltschaftDie Diözesanleitung ist um eine Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft interessiert. Dies bezeugt u.a. auch die Tatsache, dass auf dem Internetauftritt der Diözese Bozen-Brixen, wo die Ombudsstellen vorgestellt werden, auch ein direkter Link zur Staatsanwaltschaft angefügt ist, damit all jene, die sich direkt mit dieser in Verbindung setzen wollen, hierzu auch auf diesem Weg die Möglichkeit haben.