Frauen in Leitungspositionen und Anerkennung der Leistungen von Frauen in der Kirche – Überwindung der Trennung in Kirche und Gesellschaft und gegenseitige Bereicherung der Sprachgruppen: die „übergreifenden Themen“ der Diözesansynode zeigen Wirkung. Etwas unterbelichtet bleibt aber die Frage der Generationen.Es war eine umstrittene Entscheidung: als in der zweiten Session die Themen der Synode beschlossen wurden, erhielten drei Themen keine eigene Kommission, sondern wurden als „übergreifende Themen“ eingestuft, welche in allen Kommissionen berücksichtigt werden sollten. Diese Entscheidung war vor allem in Bezug auf die Frauenfrage mit Enttäuschungen verbunden. Nachdem in den vergangenen sechs Wochen elf Visionspapiere der Synode veröffentlicht wurden, bietet sich nun die Gelegenheit zu einem ersten Überblick über die Ergebnisse zu den übergreifenden Themen. Gleichstellung der Frauen in Kirche und GesellschaftDie Einstufung als „übergreifendes Thema“ hat dem Frauenthema eine breite Verankerung gegeben. In nahezu allen Sachfragen wurden das Anliegen der Gleichberechtigung mitgetragen und in den Formulierungen berücksichtigt. Dazu wurden einige deutliche Akzente in Einzelfragen gesetzt. Grundsätzlich sieht die Synode „eine Kirche, in der Frau und Mann in ihrer Unterschiedlichkeit gleichwertig und gleichberechtigt wirken.“ (8)**Das Miteinander von Männern und Frauen soll also „von einer grundsätzlichen, gegenseitigen Wertschätzung und Hochachtung getragen“ sein. „Dem entsprechend leben und handeln Frauen und Männer in unserer Kirche mit derselben Würde.“ (3) Konkret sollen in der Liturgie „Dienste von Frauen und Männern gleichermaßen geschätzt“ werden (1), während Frauen und Männer im bischöflichen Ordinariat „gleichberechtigt mit Leitungsaufgaben betraut“ werden sollen. (7) Den Frauen, „die ja seit Jahrhunderten im sozialen Bereich tätig sind“, zollt die Kirche „besondere Anerkennung“, indem sie „den kirchlichen Dienst am Nächsten in Schlüsselpositionen“ mitgestalten. (5)Das Visionspapier 6 zu den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen widmet der Frauenfrage ein eigenes Kapitel. Frauen und Männer, heißt es dort „sind sich ihrer je eigenen Würde und Rolle bewusst. Sie nehmen aktiv an jedem Bereich des gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, beruflichen und kulturellen Lebens teil, auch innerhalb der Kirche und ihrer Dienste.“ Auch hier wird die Notwendigkeit betont, Frauen in Entscheidungsprozesse innerhalb der Kirche einzubeziehen: „Sind in der Kirche Entscheidungen zu treffen, Dienste zu leisten und ist Verantwortung zu tragen, werden Frauen und Männer gleichermaßen geschätzt.“ Zugleich hebt das Visionspapier 6 hervor, dass „Frauen und Männer in familiären Belangen und bei der Erziehung der Kinder die gleiche Verantwortung“ tragen. Neben diesen Aspekten der Gleichberechtigung hebt die Synode „die Schönheit der unterschiedlichen Herangehensweise von Mann und Frau“ hervor, sowie „das Einfühlungsvermögen und das besondere Charisma der Frau, herzliche, freundschaftliche und geschwisterliche Beziehungen mit allen aufzubauen“ (11). Die kontroverse Frage nach der Zulassung von Frauen zum Weiheamt („Frauenpriestertum“) findet sich in den bisher veröffentlichten Papieren nur am Rande. Sie ist eines der Themen, mit denen sich die Kommission 12 (Überdiözesane Themen) auseinandersetzt, deren Papier zurzeit noch in Ausarbeitung ist. Zusammenleben der Sprachgruppen in Kirche und GesellschaftDas Zusammenleben der Sprachgruppen ist in Südtirol keine rein zivile Frage, sondern stellt auch die Ortskirche vor Herausforderungen. Hintergrund ist die nach Sprachgruppen getrennte Organisation der Kirche auf allen Ebenen. Quer zu allen Einzelthemen hat sich die Synode für eine Überwindung dieser strukturellen Zweigleisigkeit ausgesprochen. Die Kirche in Südtirol wird sich also in den kommenden Jahrzehnten den großen kulturellen Herausforderungen zu stellen haben, die damit verbunden sind. Wiederholt wird in den Visionspapieren deutlich, dass der Einsatz für ein gutes Zusammenleben der Sprachgruppen aus der Mitte des Evangeliums hervorgeht: „Als Christen sind wir zu Einheit und Zusammenarbeit berufen.“ (6) „Dass wir in einem mehrsprachigen Land mit einer kulturellen Vielfalt leben, empfinden und erleben wir als Bereicherung.“ (2) Gerade die Debatten in den beiden letzten Sessionen der Synode haben aber gezeigt, dass der Weg der Verständigung noch steinig ist. „Wir sind uns bewusst,“ schreiben die Synodalen, „dass es unter uns und in den verschiedenen Sprachgruppen unterschiedliche Sicht- und Handlungsweisen ein- und derselben Wirklichkeit gibt.“ (3) Auf diesem Hintergrund will die Synode „Einigungsprozesse anstoßen“ (6). Konkret soll zunächst das bischöfliche Ordinariat „sprachgruppenübergreifend organisiert“ (7) werden. Ausgehend von dieser Einigung in der Leitung sollen die Gemeinden vor Ort zusammenwachsen, indem gemeinsamen sprachgruppenübergreifenden Projekten in der Pastoral Vorrang gegeben wird (6), indem „die Liturgie in mehreren Sprachen gefeiert“ wird (1) und indem die „zumindest passive“ Kenntnis der jeweils anderen Sprache gefördert wird. Im Einigungsprozess, den die Synode anpeilt, spielt das kirchliche Personal eine große Rolle. Die Synodalen fordern, dass sich kirchliche Einrichtungen „um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Sprachgruppen“ bemühen (5). Dazu sollen die Ausbildungswege vereinheitlicht werden und das Priesterseminar zu einem „Zentrum der spirituellen und pastoralen Bildung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Sprachgruppen“ werden. Insbesondere soll die Aus- und Weiterbildung der Diakone „für alle Sprachgruppen gemeinsam“ erfolgen. Ebenso soll in der Diözese ein spirituelles Zentrum entstehen, „das sich besonders der Suchenden unterschiedlichen Alters und verschiedener Sprache annimmt.“ (10) Der Einsatz für die Gemeinschaft unter den Sprachgruppen aber soll für die Synodalen über die Grenzen der Ortskirche hinaus gehen: „Die Kirche hat die wichtige Aufgabe, die Einheit zu fördern und die Wunden der Vergangenheit zu heilen“ und steht „für das gute Zusammenleben und für den Dialog zwischen den in Südtirol vertretenen Sprachgruppen und Kulturen.“ (6) Die Kirche, so schreiben die Synodalen steht für den Dialog „den verschiedenen Ethnien und Sprachgruppen, mit den bisher hier heimischen genauso wie mit den neuen, und sie fördert die Interaktion“. Anliegen und Bedürfnisse der verschiedenen GenerationenIm Vergleich zu den beiden anderen übergreifenden Themen ist die Frage der Anliegen und Bedürfnisse der verschiedenen Generationen in den Visionspapieren weniger markant aufgenommen worden. Zwar sind die verschiedenen Generationen immer wieder in Formulierungen berücksichtigt worden, dennoch fehlen bis auf wenige Ausnahmen klare Visionen. Am deutlichsten wird eine solche im Papier zum Thema Ehe und Familie ausgesprochen: „Unsere gemeinsame Vision ist, dass die Familie als solidarische Lebens- und christliche Werte-Gemeinschaft gelebt wird, in der generationsübergreifend füreinander Verantwortung übernommen wird.“ (8)In den vergangenen sechs Wochen wurden elf von zwölf Visionspapieren der Diözesansynode veröffentlicht. Ausständig ist das Papier der Kommission zu den überdiözesanen Themen, an dem noch gearbeitet wird. Im Oktober und November wird die Diözesansynode in zwei Sessionen Maßnahmen bestimmen, durch welche die Visionen der Synode verwirklicht werden sollen. ** Die Nummern in Klammer beziehen sich auf die Visionspapiere.
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