Zum Hauptinhalt springen
Pressemitteilungen 2012

"Weihnachten im Schuhkarton" - eine umstrittene Missions- und Geschenkaktion

In den letzten Wochen gingen an verschiedenen Ämtern am Bischöflichen Ordinariat Anrufe von Eltern, Lehrpersonen und Katecheten ein, die nachfragten, was es mit der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ des Vereins „Geschenke der Hoffnung e. V.“ auf sich habe und warum die Diözese Bozen-Brixen diese Aktion nicht unterstütze. In Absprache mit anderen Diözesen wurden einige Hinweise ausgearbeitet, die über diese Aktion Auskunft geben sollen: „Weihnachten im Schuhkarton“ leistet für Kinder in Not keine nachhaltige Entwicklungshilfe. Die Aktion bewirkt keine langfristige Verbesserung der Lebensbedingungen notleidender Kinder„Weihnachten im Schuhkarton“ richtet sich zwar an notleidende Kinder; sie versteht sich jedoch nicht als Hilfsaktion, sondern als Missions- und Geschenkaktion. Durch diese Aktion werden die Lebensbedingungen der Kinder in Not nicht verbessert - etwa die Ernährung, die medizinische Versorgung, die Wohnverhältnisse oder die Möglichkeiten, eine Schul- oder Berufsausbildung zu erhalten. Diese Aktion leistet daher keine nachhaltige Entwicklungshilfe für Kinder in Not.Auch die Wirtschaft in den Empfängerländern profitiert nicht von dieser Aktion. Der Erlös aus dem Verkauf der Geschenke kommt ausschließlich der Wirtschaft jener Länder zugute, aus denen die Kartone kommen. Zudem ist der weltweite Transport der Kartone über Tausende von Kilometern nicht nur mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden, sondern auch aus ökologischen Gründen problematisch. „Weihnachten im Schuhkarton“ ist in erster Linie eine evangelikale Missionsaktion, die vor allem von Freikirchen getragen wirdDie Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ hat vor allem eine missionarische Zielsetzung. Sie beschränkt sich nicht auf die Verteilung der gesammelten Geschenkkartone. Die Kinder, die die Geschenkkartone erhalten, sollen mit den christlichen Missionaren und Gemeinden, die die Verteilung organisieren, in Kontakt kommen. Daher wird mit den Kartonen, wo immer möglich, eine Missionsbroschüre verteilt.Mit der Verteilung der Geschenke wird auch die Einladung zu einem ausführlichen Missionskurs verbunden. Nicht nur die Kinder, die die Kartone erhalten, auch ihre Eltern sollen für diese evangelikalen Programme gewonnen werden. Dafür wurden spezielle Kurse entwickelt, für die „Geschenke der Hoffnung“ ebenfalls Spenden sammelt.Die Aktion richtet sich ausdrücklich auch an jene, die nicht Christen sind und somit das christliche Weihnachtsfest nicht feiern. Im Rahmen der weltweiten Aktion werden Geschenkkartone daher auch in Ländern verteilt, in denen mehrheitlich oder fast ausschließlich Buddhisten, Hindus oder Muslime leben, beispielsweise im Irak. Dabei kommt es immer wieder zu Konflikten. Viele christliche Kirchen und viele Angehörige anderer Religionen lehnen diese Verteilung von Weihnachtsgeschenken und die damit beabsichtigte Missionierung von Juden, Muslimen, Buddhisten und Hindus ab. Sie betrachten dieses Vorgehen als respektlos oder empfinden es als Provokation.Die Diözese Bozen Brixen lehnt Missionierungspraktiken ab, bei denen Geschenke für bedürftige Kinder als "Türöffner" und Werbemittel für Missionsaktivitäten eingesetzt werden. Stattdessen fördert die Diözese Bozen-Brixen den Dialog der Religionen und ein konstruktives gemeinsames Engagement der Weltreligionen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. „Geschenke der Hoffnung e.V.“ ist eng mit dem christlich-fundamentalistischen Missionswerk „Samaritan‘s Purse“ aus den USA verbunden „Weihnachten im Schuhkarton“ ist Teil der weltweiten Aktion „Operation Christmas Child“. Träger und Inhaber dieser Aktion ist das amerikanische Hilfs- und Missionswerk „Samaritan‘s Purse“. „Geschenke der Hoffnung e.V.“ führt diese Aktion lediglich im deutschsprachigen Raum durch. „Geschenke der Hoffnung e.V.“ ist auch über diese Aktion hinaus personell und programmatisch eng mit „Samaritan‘s Purse“ verbunden.„Samaritan‘s Purse“ ist in den vergangenen Jahren immer wieder durch fragwürdige und aggressive Missionsmethoden und -aktionen in Erscheinung getreten. Franklin Graham, der Sohn des Predigers Billy Graham und Direktor von „Samaritan‘s Purse“, wird immer wieder wegen seiner Polemik gegen andere Religionen kritisiert. Diese Polemik richtet sich vor allem, aber nicht nur, gegen den Islam. FazitZwischen dem Anliegen der Diözese Bozen-Brixen und dem evangelikalen Missions- und Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung e.V.“ bestehen wesentliche Unterschiede im Verständnis der christlichen Missions- und Entwicklungszusammenarbeit.