Gestern (15. Juni) sind im Pastoralzentrum in Bozen Vertreterinnen und Vertreter von 31 Pfarreien zusammengekommen, in denen im Zuge der Personalveränderungen eine einschneidende Umgestaltung ansteht. 25 dieser Pfarreien werden ab Herbst keinen Pfarrer mehr haben – was dies für diese Pfarreien bedeutet, dem wurde bei diesem Treffen mit Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz nachgegangen.
„Bisher bestand die Reaktion auf den Priestermangel vorwiegend darin, dass ein Priester in mehreren Pfarreien zugleich zum Pfarrer ernannt wurde. Die Diözesansynode hat beschlossen, dass flächendeckend ein Leitungsmodell angewandt werden soll, das bisher nur in Ausnahmefällen zur Anwendung gekommen ist“, hebt Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz hervor und erklärt, dass in Pfarreien ohne Pfarrer fortan Laien als Pfarrverantwortliche die Geschicke der Pfarrei zusammen mit einem Priester, der als Pfarrseelsorger für die priesterlichen Aufgaben zuständig ist, übernehmen werden. Diese Personen – Laien oder Diakone, Frauen oder Männer – werden von den Pfarreien selbst namhaft gemacht und vom Bischof für diesen Dienst beauftragt.
Beim gestrigen Treffen waren Vertreter von sechs Pfarreien anwesend, die im Herbst noch einen eigenen Pfarrer haben werden – auch für sie steht eine Veränderung bevor. „Wenn der Pfarrer zusätzlich zu seiner Pfarrei noch andere Ortschaften zu betreuen hat, so bedeutet dies, dass er auch in seiner eigenen Pfarrei Verantwortung an Laien abgeben muss“, so Demetz.
Beim Treffen wurden die Vertreterinnen und Vertreter der Pfarreien über das neue Leitungsmodell und die dazu notwendigen Schritte informiert. Waltraud Haller-Sailer, Pfarrverantwortliche in der Pfarrei Jaufental, berichtete von ihren Erfahrungen. Im Jaufental wurden schon vor 15 Jahren erstmals Pfarrverantwortliche eingeführt und die Erfahrungen sind bisher insgesamt positiv.
Viele der geladenen Pfarrgemeinderäte zeigten sich sehr besorgt. Eine Pfarrei ohne eigenen Pfarrer ist vor allem in größeren Ortschaften eine neue und unbekannte Perspektive. Die Frage wurde laut, ob es überhaupt möglich sei, das kirchliche Leben unter diesen Voraussetzungen aufrecht zu erhalten. „Gerade auch der enge Zeitplan macht das Unterfangen schwierig“, so Demetz.
Andere zeigten sich optimistisch: Die Veränderung sei eine Chance, neuen Schwung in das Leben der Pfarrgemeinde zu bringen. Dass die Verantwortung in der Pfarrei nun auf viele Schultern verteilt wird, kann auch eine Chance sein. Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz wies darauf hin, dass es darauf ankomme, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und auf den Mut neue Wege zu gehen. „Wir stehen am Anfang eines neuen Weges, der viel Gutes verspricht, aber zugleich in vielen Teilen noch unbekannt ist“, so Demetz.
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