"Keine Prävention ohne Aufarbeitung"
Bei der Tagung "Mut zur Aufarbeitung" haben am 18. November 2021 im Bozner Pastoralzentrum Betroffene, Fachleute und Verantwortliche ihre Erwartungen und Erfahrungen in puncto Aufarbeitung von Machtmissbrauch und Gewalt in der Kirche eingebracht. Gottfried Ugolini, Leiter des diözesanen Dienstes für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen, sagte, dass zu Prävention auch die Aufarbeitung gehöre: „Keine Prävention ohne Aufarbeitung ist das aktuelle Leitwort, mit dem sich die Kirche insgesamt auseinanderzusetzen hat. Erforderlich dazu sind Mut und eine klare Entscheidung, auf welche Seite sich die Kirche stellen will.“
Die Tagung „Mut zur Aufarbeitung – Chancen und Herausforderungen der Aufarbeitung von Machtmissbrauch und Gewalt“ folgte dem Leitgedanken, dass eine Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche Südtirols zur Übernahme von Verantwortung und zur Gerechtigkeit gegenüber Betroffenen und Beteiligten beiträgt.
Nach der Eröffnung der Tagung unter anderem durch Bischof Ivo Muser und durch den Diözesanbeauftragten Gottfried Ugolini kamen Betroffene und Experten zu Wort. Ugolini stellte anstelle der krankheitsbedingt verhinderten Ulrike Loch, Soziologin an der Freien Universität Bozen, das Projekt für eine Studie zu Gewalt im Kontext von Machtmissbrauch in der Kirche vor, das im Auftrag des Bischofs von einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet wurde. Durch Interviews mit Betroffenen, Zeitzeugen und Verantwortlichen sollen Zusammenhänge hergestellt werden, die Übergriffe und Missbrauch ermöglicht oder verhindert haben. Durch Fragebögen in Pfarrgemeinden und Einrichtungen soll das Wissen um Missbrauch und den Umgang damit erhoben werden. Die Forschung ist partizipativ und prozesshaft angelegt, damit gleichzeitig durch Bewusstseinsbildung Veränderungsprozesse in Gang gesetzt werden, die z.B. in der Entwicklung und Einführung von Kinderschutzkonzepten führen.
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