Mitten im Sommer hat das ladinische Projekt stattgefunden, in einer wunderschönen Kulisse direkt am Geburtsort des Heiligen. Viele haben mitgewirkt und dazu beigetragen, dass das Leben des heiligen Josef Freinademetz für etliche Wochen wieder in aller Munde war. Viele haben die Aufführungen erlebt, einmal oder gar mehrmals. Es war nämlich beeindruckend und berührend: „ich hatte gar nicht gewusst, dass …“, „ich muss jetzt unbedingt seine Biographie lesen …“, … was für ein Mensch!“ Solche und andere Aussagen habe ich viele gehört. Ja, es lohnt sich wirklich seine Biographie zu lesen.
Für die Lehrpersonen aller Schulstufen und für Interessierte hat wenige Tage vor der Premiere eine vom ladinischen Schulamt organisierte Fortbildung über das Leben des heiligen Josef Freinademetz stattgefunden.
Ich möchte an dieser Stelle nur drei Gedanken daraus aufgreifen, die mir gerade auch in Bezug auf den Religionsunterricht wichtig erscheinen.
Josef Freinademetz hat während seines Lebens viel Zeit in Weiterbildung und Studium investiert. Auch von den vielen Laien, den Kindern und Jugendlichen, die er zu betreuen hatte, von den Missionaren und den Katechumenen, hat er das verlangt. Dabei war ihm eines besonders wichtig: non multa, sed multum: nicht die Menge an Inhalten zählt, sondern die Vertiefung des Wesentlichen, nach dem Motto: weniger ist mehr. Ist das nicht ein Aspekt über den auch wir gerade in der Auseinandersetzung mit dem Lehren und Lernen immer wieder reflektieren sollten?
Ebenso hat er darauf bestanden, dass seine Missionare und Mitarbeiter in Acht seien vor der Routine. Er hat sie gewarnt vor der Gefahr zu „funktionieren“ bis zum Lebensende. Deshalb hat er sie einmal im Jahr aus den verstreuten Orten der Mission zusammengerufen, um sich einen Monat lang in einem Exerzitienhaus gemeinsam zu erholen. Seine Begründung war folgende: „das ganze Bündel unserer Missionsgeschäfte legen wir für einen Monat in die Rumpelkammer, anstatt wie ein im Wasser Ertrinkender von den Alltagsgeschäften niedergedrückt zu werden“ (aus: F. Bornemann, Pater Josef Freinademetz, S. 362). Wie weise und wie aktuell… Und wie schwierig umzusetzen, sowohl damals als auch heute.
Und einen letzten Punkt: nicht nur das Studium und die Zeit für Erholung, sondern auch das Gebet und die Betrachtung gelten für ihn als Grundpfeiler für ein „gesundes“ Leben. So hat er einmal mitten in der Fülle seiner „Alltagsgeschäfte“ auf eine Frage mit diesen Worten geantwortet: „Die Betrachtung ist ein Zeitverlust? Im Gegenteil, ohne Betrachtung ist das Leben verloren. Wähle dir einen Tag im Monat, den du für Gebet und Betrachtung freihälst…“ (aus: S. Hollweck, Der Chinese aus Tirol, S. 107).
Der Steyler Missionar Pater Franz Senfter, der schon seit etlichen Jahren am Geburtshaus des Heiligen in Oies wirkt, hat den Lehrpersonen im Anschluss an die Fortbildung ans Herz gelegt, sie sollen doch mit der einen oder anderen Schulklasse nach Oies kommen: „Jetzt, rund um das Musical ist viel los hier in Oies, danach wird es wieder still und ruhig werden, zu ruhig…“, so hat er gemeint. Ich erlaube mir, diese Einladung auch an alle Religionslehrpersonen weiterzuleiten. Wieso nicht mit der einen oder anderen Schulklasse einen Ausflug ins Gadertal planen, zum Geburtshaus des Heiligen Josef Freinademetz?