Auf dein Wort hin: innehalten
Warum „innehalten“?
„Auf dein Wort hin: innehalten.“ Als wir uns im Jänner im Kurienrat für dieses Jahresthema entschlossen haben, hatten wir noch keine Vorahnung, wie aktuell dieses Thema nur wenige Wochen darauf sein würde. Unsere Überlegung war: Wir sind als Ortskirche mit vielen tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert und brauchen deshalb einen Moment des Innehaltens. Mitten in all den wichtigen Themen, die aktuell anstehen, sollten wir den Fokus nicht auf das „noch mehr“ und „noch weiter“ legen, sondern in die Tiefe gehen, die Mitte suchen. Eben innehalten – oder wie das Anliegen im italienischen Titel benannt wird, sich Zeit nehmen für das, was wirklich wichtig ist.
Plötzlich und unerwartet hat dann das „Innehalten“ einen ganz anderen Geschmack bekommen. Die Corona-Pandemie hat uns überrumpelt. Kein Stein blieb mehr auf dem anderen. Viele kämpften um das eigene Leben, oder um das Leben der ihnen anvertrauten Menschen. Viele andere – die meisten von uns – waren zum Rückzug in die eigenen vier Wände gezwungen, in den kleinsten Kreis der Familie. Für manche war es auch eine schwere Zeit der Einsamkeit.
Wir sind herausgefordert, neue Wege zu suchen, um die notwendigsten Dinge weiterzubringen, einander Mut zu machen und zu stärken. Die Familien, aber auch die Lehrpersonen können ein Lied davon singen, wie kraft- und zeitraubend der Schulalltag zuhause war. Auch als Kirche haben wir versucht, neue Formen von Präsenz und Interaktion zu entwickeln. Die Kirchen blieben leer, doch es war auch die Stunde der Hauskirche. Der Lockdown war ein erzwungenes Innehalten, aber auch eine herausfordernde Zeit, die uns unsicher, nachdenklich und müde gemacht hat.
Seitdem steht unser beruflicher und sozialer, aber auch unser kirchlicher Alltag im Zeichen dieser Herausforderung. Wir sind unsicher geworden: unsicher im sozialen Miteinander, unsicher in den wirtschaftlichen und beruflichen Perspektiven, unsicher in der politischen Zukunft, unsicher auch in unserem Verhältnis zu Glauben und Kirche. Wer sich nach dem Lockdown erwartete, dass die begrenzten Plätze in den Gottesdiensten gestürmt würden, hat sich getäuscht. Auch ich habe mir das anders vorgestellt und vor allem gewünscht! Familien, junge Erwachsene, Kinder, aber auch bisher treue Senioren und Seniorinnen: Zu vielen ist der Kontakt vorerst unterbrochen. Es ist nicht leichter geworden, sondern noch komplexer – und viele Fragen tun sich auf.
Innehalten, in die Tiefe gehen, sich Zeit nehmen für das, was wesentlich ist. Das alles bekommt von hier her eine neue Wichtigkeit. Wir könnten jetzt der Versuchung erliegen, mit aller Kraft zu einer vermeintlichen Normalität zurückzufinden und zugleich möglichst vieles von dem nachzuholen, was im letzten Jahr auf der Strecke geblieben ist. Es sind ja schließlich keine Nebensachen: Nehmen wir zum Beispiel den neuen Firmweg. Im Frühjahr hätten die Fachausschüsse in den Seelsorgeeinheiten wichtige Schritte auf Spur bringen sollen. Diese Vorarbeiten sind im Zuge der Corona-Krise vielerorts zum Erliegen gekommen oder nur langsam vorangekommen. Natürlich ist es hier gut, wenn wir den neuen Firmweg jetzt wieder mit Schwung in die Hand nehmen. Nichtstun ist keine Option. Aber auch ein Aktionismus auf Biegen und Brechen bringt uns nicht weiter. Es wäre sinnlos, die verlorene Zeit irgendwie durch ein doppeltes Arbeitspensum aufholen zu wollen. Viel wichtiger wird es sein, uns darauf zu besinnen: Was ist das Anliegen, um das es im neuen Firmweg geht? Was ist wesentlich, was kommt zuerst, was macht die Qualität unseres Tuns aus? Diese Frage stellt sich in jedem Bereich unseres Wirkens als Kirche. Was steht in der Mitte, was ist das Herz, von dem all unser Tun belebt und bewegt wird?
Die Mitte: der verwundbare Gott
Diese Mitte kann nur Christus sein – diese Feststellung aus meinem Mund wird euch wohl nicht verwundern. Aber wie genau ist das zu verstehen? Auf dem Plakat zum Jahresthema ist das Kreuz von San Damiano abgebildet. Es steht für eine geistliche Wende im Leben des heiligen Franziskus. Im Gebet vor diesem Kreuz hat Franziskus Klarheit gewonnen über seine Sendung. Diese Klarheit gründet in der Erkenntnis des menschgewordenen Gottes am Kreuz, der in allen Dingen der Schöpfung erfahrbar ist und uns vor allem in den armen und leidenden Menschen begegnet. Gott erscheint nicht im triumphierenden Sieger, nicht im starken Helden, nicht als entrückter Seliger. Gott wird in Jesus von Nazareth Mensch: machtlos, verletzlich, angreifbar. Nur so ist er der Sieger, der Auferstandene, der erhöhte Herr.
Was verändert sich, wenn wir unser Tun aus diesem Blickwinkel betrachten? Dann werden wir Gott nicht dort suchen, wo wir unsere Gewissheiten und Sicherheiten haben. Wir werden ihn dort suchen, wo wir verunsichert und ratlos sind. Wir werden ihn nicht finden, wo wir stark und unverwundbar sind, sondern wo wir schwach und verletzlich sind.
Der Apostel Paulus hat dieses Geheimnis so ausgedrückt: „Wenn ich schwach bin, bin ich stark.“ (2 Kor 12,10) Schwach sein, verletzlich sein, angreifbar sein: all dies sind nicht Werte an sich. Es sind nicht Dinge, die wir suchen sollen. Es geht um eine Erkenntnis, zugleich über Gott und über mich selbst: Wo ich meine, stark zu sein und unfehlbar, da irre ich vor Gott und den Menschen am meisten. Da setze ich mein Vertrauen in mich selbst, mache mich selbst zum Götzen, brauche am Ende niemand anders mehr als mich. In meiner vermeintlichen Stärke werde ich dann zum Täter; verwunde, anstatt zu heilen; verletze, anstatt zu trösten. Wo hingegen Menschen arm sind, schwach, verwundbar, da zeigt sich Gott als der, der den Menschen tröstet und erhebt. Als einer, der die Wunden verbindet und heilt – und sich dabei selbst verwundbar macht. Wo ich meine Verletzlichkeit erkenne, öffne ich mich dem heilenden Handeln Gottes, werde frei von mir selbst, um von Gott erfüllt zu werden. Wenn ich meine Verwundbarkeit in Gott geborgen weiß, dann brauche ich mich selbst nicht zu schützen und kann heilend für andere wirken. Das Innehalten soll unseren Blick schärfen, für den verletzlichen, heilenden Gott, damit wir selbst in unserer Verwundbarkeit für andere zum Heil werden können.
Esoterischer Rückzug oder geerdete Spiritualität?
Wenn wir so vom Innehalten reden, dann gilt es auch, den Raum frei zu machen von einigen Missverständnissen. Es gibt heute viele Stimmen und Angebote, die Menschen anleiten wollen, sich selbst zu finden. „Nimm dir Zeit – für dich!“ Es gibt einen regelrechten Markt an Angeboten, die oft auch aus dem Bereich der Esoterik stammen. Dieser „Lebenshilfe-Markt“, der auf Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung abzielt, steht nicht irgendwo außerhalb unserer kirchlichen Gemeinschaft, sondern prägt das Leben und den Glauben vieler Christen mit. Das Innehalten kann auch zu einem Kreisen auf sich selbst verkommen, das Abhängigkeiten schafft und doch nie zu einem Ende kommt. Ein solches selbstbezogenes Innehalten ist auch für uns als Kirche eine Gefahr, wenn wir zwar von Gott reden, aber doch nur uns selbst und unsere Wünsche und Vorstellungen meinen; wenn wir zwar das Evangelium zitieren, aber nur so, dass es uns und dem Lebensgefühl unserer Zeit nach dem Mund redet. Es kommt dann ein „softy Jesus“ heraus und eine heute weitverbreitete Wellness – Religion! Auch bei unseren Gottesdiensten müssen wir uns fragen: Geht es um Gott, oder doch mehr um uns? Steht wirklich Gott in der Mitte mit seinem Wort und Sakrament, mit seinem „Dienst an uns“ und mit unserem „Dienst für ihn“? Auch die äußerlich schönste Liturgie – und diese Gefahr gibt es bei jeder Form von gottesdienstlicher Feier - kann innerlich gott - leer sein und nur unserer eigenen Inszenierung dienen!
Falsch verstandene Spiritualität verführt den Menschen zwar von Gott zu reden, aber am Ende sich selbst zu suchen und in den Mittelpunkt zu stellen. Sogar die Rede vom menschgewordenen, verletzlichen Gott kann eine Ausflucht sein, um sich der Welt nicht zu stellen und in einer Illusion von Innerlichkeit verfangen zu bleiben. Ein solches Innehalten führt letztlich in eine lähmende Passivität und zu einer Entfremdung von der Welt. Der jüdische Philosoph Martin Buber hat demgegenüber zu recht festgehalten: „Der Mensch wird erst am Du zum Ich“. Und eine solche Aussage trifft den Wesenskern des biblischen Gottes- und Menschenverständnisses.
Was wir heute dringend brauchen, ist eine geerdete Spiritualität, die uns hier und heute mit der Schöpfung und den Mitmenschen verbindet. Gott in allen Dingen suchen und finden – würde Ignatius von Loyola sagen. Nicht umsonst hat Papst Franziskus im vergangenen Mai das „Laudato-Si-Jahr“ ausgerufen. Er will uns damit als Kirche ermutigen, den Schrei der verwundeten Menschen und der leidenden, verwundeten Schöpfung zu hören. Diese „Hinwendung“ von der Gleichgültigkeit zur Betroffenheit, vom Wegschauen hin zum Anteilnehmen ist der Prüfstein, ob wir es mit unserer Rede von der Menschwerdung Gottes ernst meinen. Wiederholt hat Papst Franziskus daran erinnert: In dieser Orientierung hin zum anderen liegt der Kern der christlichen Sendung. Die Kirchenväter bringen das Geheimnis der Person Jesu und damit das Geheimnis der Menschwerdung Gottes so auf den Punkt: „Nur was angenommen ist, ist auch erlöst“.
Wir dürfen uns in unserer Seelsorge nicht um uns selbst drehen. Christlich innehalten bedeutet, Gott nachahmen, der sich mit der leidenden Schöpfung identifiziert hat. Die Suche nach unseren geistlichen Quellen muss immer zugleich eine Hinwendung zur verletzten Schöpfung und zum leidenden Menschen sein. Christus steht auf der Seite der Verwundeten und sagt: Was ihr den Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan (vgl. Mt 25,31ff). Das Feuer, mit dem wir als einzelne und als kirchliche Gemeinschaft für die leidende Schöpfung Partei ergreifen, ist das lebendige Zeichen dafür, dass wir vom Geist Christi, vom Geist der Liebe ergriffen worden sind und uns von ihm anstecken lassen. Spätestens hier wird deutlich, dass der christliche Glauben, der sich auf den menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Jesus von Nazareth beruft, wirklich keine Wellness – Religion ist!
Kranken- und Trauerpastoral
Das Ungenügen einer abstrakten, körperlosen Innerlichkeit hat sich gerade auch in der schweren Zeit des totalen Lockdown gezeigt, als Kranke und Sterbende nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt besucht werden konnten, als die körperliche Nähe zu Trauernden nicht möglich war und Begräbnisse nur im engsten Kreis stattfinden konnten. Nirgendwo sonst ist Jesus im Evangelium so oft anzutreffen, wie bei den Kranken, den Angeschlagenen, den Verletzten und Trauernden.
Schon seit längerer Zeit beobachten wir eine schleichende Privatisierung und eine zunehmende Sprachlosigkeit angesichts von Krankheit und Tod. Die Corona-Pandemie hat schonungslos aufgezeigt, was passiert, wenn wir in Krankheit und Trauer das Netz der menschlichen Nähe verlieren. Sie hat uns die Dringlichkeit einer neuen Kranken- und Trauerpastoral aufgezeigt. Unsere Priester leisten hier nach wie vor eine wichtige Arbeit. Über diesen konkreten, stillen Seelsorgedienst, der keine Schlagzeilen macht, reden wir zu wenig. Die pastorale Sorge für die Kranken, die Senioren, die Sterbenden, die Trauernden kann und soll nicht allein an den Pfarrer delegiert werden. Sie muss Anliegen der ganzen Pfarrgemeinde sein. Bei der Oktobertagung, am 23. Oktober, werden wir diesen wichtigen Aspekt des Pfarrlebens vertiefen und Modelle für die Praxis aufzeigen.
Ich wünsche mir, dass dieses wichtige Anliegen von den Pfarrgemeinderäten und Pastoralteams in den Pfarreien aufgegriffen und von vielen Helfern und Helferinnen fortgeführt wird. Die Nähe zu kranken, alten und trauernden Menschen ist eine der konkretesten Arten, wie wir eine geerdete Spiritualität in der Nachfolge Jesu leben können.
„Innehalten – darsi tempo per…“: Was damit gemeint ist, kommt zum Ausdruck in der Haltung des „für“. Unser Innehalten darf keine Nabelschau sein, während die Welt weitergeht. Die Not der Menschen, ihre Einsamkeit, ihre Verletzlichkeit warten nicht, bis wir innerlich bereit und gerüstet sind. Bei Christus innehalten heißt beim leidenden Menschen innehalten; sich für verletzliche Menschen Zeit nehmen heißt, sich für Christus selber Zeit nehmen.
Das Kirchenjahr
Lasst mich nun einige weitere Punkte herausheben, an denen es sich für uns lohnen kann, innezuhalten, sich Zeit zu nehmen, in die Tiefe zu gehen. Als ersten Punkt hebe ich hier die Feier des Kirchenjahres hervor.
Die Feier des Kirchenjahres, das Mitgehen mit den Themen, Texten, Anlässen, Zeiten, Zeichen und Stimmungen, die uns das Kirchenjahr präsentiert, ist der Nährboden für alles andere, was wir tun. Hier vollziehen wir Jahr für Jahr die Geheimnisse der Heilsgeschichte mit und lassen sie Teil unseres Lebens mit seinen Höhen und Tiefen werden. Bevor wir die besonderen Herausforderungen und Themen unserer Zeit anschauen, kann „Innehalten“ bedeuten, das einfache und schlichte Hören auf das Wort Gottes durch das Kirchenjahr hindurch in die Mitte zu stellen.
Wir brauchen ein hörendes Herz (vgl. 1Kön 3,9), um uns auf die Frohbotschaft einzulassen, die uns die Liturgie der Kirche Tag für Tag, Sonntag für Sonntag, Festtag für Festtag verkündet. Es gibt keinen besseren Weg, uns mit dem Geheimnis Christi zu befassen, als auf die Heilige Schrift zu hören. Die drei Lesejahre der Liturgie sind gesunde, kernige Kost für geistliches Leben in der Nachfolge Jesu und zugleich einer der besten Anhaltspunkte für die konkrete Seelsorge.
Wenn wir als Hörende mit dem Wort Gottes durch das Kirchenjahr gehen, dann ist dies zugleich eine Chance, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Das Kirchenjahr mit seinen Themen, Gedenktagen, Festen und Traditionen hilft uns, unterschiedlichsten Menschen in den verschiedensten Situationen zu begegnen. So bietet uns das Kirchenjahr auf schlichte und einfache Weise die Chance, das Hören zu üben. Das Hören auf das Wort Gottes und das Hören auf die Menschen. Im Hören legen wir unsere Gewissheiten zur Seite. Im Hören machen wir uns angreifbar und verwundbar. Im Hören kann in uns Veränderung geschehen: Deswegen beten gläubige Juden jeden Tag: „Höre Israel“ (Dtn 6,4). Augustinus und mit ihm mehrere andere Kirchenväter sagen über Maria: „Noch bevor sie in ihrem Leib empfing, empfing sie in ihrem Ohr“. Die berühmte Ordensregel des hl. Benedikt beginnt mit dem Wort: „Ausculta – Höre“.
Die bewusste Feier des Kirchenjahres lege ich uns allen in diesem „Jahr des Innehaltens“ ganz besonders ans Herz. Ich halte das Kirchenjahr für die beste, geistliche Übung einer jeden Pfarrgemeinde! Hier bekommt Seelsorge Kontinuität, Ausdauer, Tiefe, Vernetzung im Bleibenden. Mit der Betonung des Kirchenjahres mache ich auch Mut zur regelmäßigen und ordentlichen Seelsorge. Nicht Events und das Außergewöhnliche prägen uns, sondern das konkrete Gehen eines geistlichen Weges – nicht allein, sondern mit IHM und in der Gemeinschaft seiner Kirche.
Familie
Das Hören wünsche ich mir von Herzen auch überall dort, wo wir Familien begegnen. Wir alle haben Familienerfahrung, wir alle sind geprägt durch die Familie, aus der wir stammen, wir begegnen Familien auf jedem Schritt durch unseren Alltag. Als Pfarrei begegnen wir Familien, die mit uns feiern, die uns um Sakramente und Sakramentalien bitten, die sich mit uns auf wichtige Lebensabschnitte vorbereiten. Von der Taufe bis hin zum Begräbnis begleiten wir Menschen auf ihrem Lebensweg. Es ist mir ein Anliegen, dass wir uns gerade hier, wo wir Menschen auf ihrer Suche nach Gott begleiten, vom Blick auf die Verletzlichkeit des menschgewordenen Gottes lenken lassen.
Wir stehen immer wieder in Versuchung, die Verletzlichkeit und Kränkung der Pfarreien auf die Familien abzuwälzen: Wenn doch die Familien ihre Hausaufgaben machen würden, dann wäre alles gut und der Gottesdienst wieder ordentlich gefüllt! Wie leicht passiert es, dass wir Familien kränken, weil wir unsere nicht eingelösten Hoffnungen auf ihnen abladen. Wir dürfen uns den Familien gegenüber keine Haltung des „Alles oder Nichts“ leisten.
Versuchen wir hier, den Blick zu ändern. Wir sind nicht gesandt, um zu urteilen. Wir sind gesandt, die Gegenwart von Gottes Liebe in der Verletzlichkeit der menschlichen Biographien zu erkennen und ans Licht zu heben. Wir dürfen und sollen dem menschgewordenen Christus eine Stimme leihen, der sich für uns verletzlich gemacht hat und der uns als verletzliche Menschen annimmt. Mich berührt immer das Wort, mit dem der Hebräerbrief das Geheimnis Christi aussagt: „Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat“ (Hebr 4,15).
Unsere Begegnung mit den Familien darf von der Gewissheit getragen sein, dass Gott bereits in ihnen wirkt. Lernen wir, gemeinsam auf das kleine Senfkorn des Glaubens zu schauen, das sich auch inmitten von Zerrissenheit und Unsicherheit finden lässt. Bekennen wir uns klar und eindeutig zu Ehe und Familie! Das ist nicht irgendein Lebensentwurf neben anderen. Dieser „Lebensentwurf“ trägt Gesellschaft und Kirche. Lernen wir die unschätzbare Bedeutung und Leistung der Familien zu sehen. Die Stärke der Familie zeigt sich gerade im Umgang mit der Verletzlichkeit. Denken wir nur an die Corona-Krise und an all das, was Familien hier schon geleistet und getragen haben. Das soll uns Anlass zur Freude sein, denn dort wo Menschen einander in Liebe tragen, ist Gott gegenwärtig, auch wenn er nicht immer explizit genannt wird. Begegnen wir einander mit dieser Freude an der Gegenwart Gottes mitten in der menschlichen Verletzlichkeit.
Jugend
Auch in der Jugendpastoral kann uns der Blick auf die Menschwerdung Gottes in der Verletzlichkeit und Schwäche helfen. Die Jugendpastoral ist eine der zentralen Herausforderungen für unsere Pfarreien. Die Anhebung des Firmalters und der neue Firmweg haben uns aufmerksam gemacht auf die Schwächen, die wir hier haben. Oft höre ich, dass die Menschen fehlen, die mit den Jugendlichen arbeiten könnten. „Ich bin ja selbst so unsicher im Glauben – was soll ich dann sagen, wenn die Jugendlichen mit ihren kritischen Fragen kommen?“ So oder so ähnlich habe ich es in vielen Gesprächen gehört. Ich möchte hier eine Ermutigung aussprechen: Lassen wir uns ein auf den Glauben als zarte und verletzliche Suche nach Gott; lassen wir uns dabei von jungen Menschen hinterfragen und auf die Probe stellen.
Es geht nicht um ein Zeugnis von der eigenen Perfektion, sondern um ein Zeugnis der Barmherzigkeit Gottes, die durch schwache, verletzliche Menschen hindurch wirkt. Kinder und junge Menschen brauchen keine allmächtigen Vater-, Mutter-, Lehrer- oder Priesterfiguren, sondern glaubwürdige Zeugen! Menschen, die sich auf ihr Fragen und Suchen einlassen, dabei mit ihnen mitgehen und sie ernst nehmen. Man muss dafür nicht „fertig“ und „perfekt“ sein – im Gegenteil. Jugendliche brauchen Menschen, die sie begleiten. Nicht unfehlbare Helden, sondern Weggefährten in der Verletzlichkeit. Menschen, die sie annehmen und das Gute in ihnen sehen; die weder von sich noch von den anderen eine unmögliche Vollkommenheit verlangen, sondern bereit sind, immer wieder neu miteinander anzufangen. Das häufigste, biblische Bild, um auszudrücken, was „glauben“ bedeutet, ist das Bild des Weges. Wir alle sind noch unterwegs und noch nicht am Ziel! Nur eines dürfen wir als Begleitpersonen nicht tun: von den Kindern und jungen Menschen etwas verlangen, was sie an uns selbst nicht wahrnehmen. Für ganz wichtig halte ich, dass wir mit Kindern und jungen Menschen über unseren eigenen Glaubensweg reden und ihnen erzählen, was uns der Glaube bedeutet – auch in der eigenen Verletzlichkeit.
Neue Richtlinien für die Liturgie
Lasst mich nun einen neuen Themenkreis öffnen, in dem das Innehalten, das sich Zeit nehmen, fruchtbar werden kann. Zu Pfingsten habe ich nach langen Beratungen in den diözesanen Gremien, die neuen Richtlinien für die Liturgie in Seelsorgeeinheiten in Kraft gesetzt. Es ist gut, dass der Beginn der Umsetzung dieser Richtlinien mit dem Jahresthema „Innehalten“ zusammenfällt. Nehmen wir uns Zeit, das Anliegen zu verstehen und in die Tiefe zu gehen. Mit den neuen Richtlinien können wir gemeinsam ein Stück Glaubensweg gehen, auch wenn wir nicht alle Fragen mit einem Schlag beantworten können.
Wir leben in einer Situation, in der es für bestimmte wichtige Anliegen keine einfachen und glatten Lösungen geben kann. Solche Lösungen sind verführerisch, aber letztlich ideologisch. Seit dem Beginn der Kirche gehören Herrentag, Herrengemeinde und Herrenmahl untrennbar zusammen. Wenn es heute nicht mehr möglich ist, in jeder Pfarrei an jedem Sonntag die Herrengemeinde zum Herrenmahl zu versammeln, dann entsteht eine Spannung, die sich nicht einfach in eine oder die andere Richtung auflösen lässt. Wir können nicht ein Anliegen zugunsten des anderen aufgeben oder uns in einen Streit verstricken, was wichtiger ist, Herrenmahl oder Herrengemeinde: Wir tun der Sache und den Menschen damit Gewalt an. Vielmehr zählt es heute, unsere Verletzlichkeit anzunehmen. Dazu gehört, dass sich unser Ideal von Kirche nicht vollständig und widerspruchslos erfüllen lässt. Es gehört zu unserer heutigen Situation dazu, dass wir keine glatte Lösung anbieten können, die für alle Gläubigen und für alle Pfarrgemeinden zufriedenstellend ist.
Wir haben in den Richtlinien zur Liturgie versucht, allen drei Anliegen Raum zu geben, im Wissen, dass es in der gegenwärtigen Situation keine Rechnung geben wird, die glatt aufgeht. Wir versuchen den Herrentag zu stärken, indem in jeder Pfarrei eine verlässliche Feierzeit festgelegt wird. Wir versuchen das Herrenmahl zu stärken, indem es in jeder Seelsorgeeinheit einen Ort gibt, an dem verlässlich Eucharistie gefeiert wird. Wir versuchen die Herrengemeinde zu stärken, indem sich in jeder Pfarrei die Gemeinde versammelt – je nach Möglichkeit zur Eucharistie, zur Wortgottesfeier, zum Stundengebet, zur eucharistischen Anbetung, zu einer Andacht. Damit entsteht zwar keine widerspruchsfreie Lösung, aber es eröffnet sich in der Vielfalt der an sich angreifbaren und verletzlichen Optionen ein Raum, in dem Menschen in Freude und Hoffnung einen Weg des Glaubens gehen können. Wir vertrauen darauf, dass wir bei allen Grenzen, Umbrüchen und Abbrüchen durch Gottes Hilfe stark sein können, auch wenn wir im Einzelnen verwundbar und schwach sind.
Ein Blick auf die sogenannten Missionsländer kann uns hier helfen, den Blick zu weiten und zugleich auf das Wesentliche zu lenken. Die Not, als Gemeinde mit sehr wenigen Priestern in riesigen Gebieten zu überleben, ist dort undenkbar größer als das, was wir in unseren Breiten beklagen. Und doch zeigt sich, dass gläubige Gemeinden wachsen können, wo Menschen ihr Mögliches tun und Seelsorge in gemeinsamer Verantwortung gestalten.
Pastoralteams
Die gemeinsame Verantwortung von Priestern und allen Getauften zeigt sich in unserer Diözese auch in den Pastoralteams. Die jüngste Instruktion der Kleruskongregation „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ hat im deutschen Sprachraum – und soweit ich mitbekommen habe nur dort - für einigen Wirbel gesorgt.
Ich zitiere mich an dieser Stelle selber, weil mir diese ausgewogene Sicht der Dinge wichtig ist für ein theologisch – pastorales Innehalten, das uns auch hilft, einen verantworteten, gemeinsamen Weg zu gehen – in unserer Diözese und immer in Verbundenheit mit der Weltkirche: „Die Zeit des Pfarrherren und des Priesters als dem allein Zuständigen für Liturgie, Verkündigung, Caritas, Seelsorge, Katechese und Verwaltung ist vorbei. Und mit Überzeugung füge ich hinzu: Gott sei Dank vorbei! Der Pfarrer muss nicht alles selbst machen; er braucht nicht alles zu können; er muss nicht alles verstehen; er muss nicht auf alles eine Antwort haben und er ist nicht der Herr über den Glauben der anderen. Die besondere Verantwortung, die ein Pfarrer aufgrund seiner Weihe hat, darf nicht so vereinseitigt werden, dass sie zur alleinigen Verantwortung wird. Denn dann geraten alle anderen Formen der Mitverantwortung in Konkurrenz zum Amt in der Kirche und sie werden nicht mehr in ihrer vom Heiligen Geist gewirkten Dimension gesehen und geschätzt. Umgekehrt darf aber – ganz im Sinn des II. Vatikanischen Konzils - auch das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen nicht so verstanden und verabsolutiert werden, dass man denkt: Es gibt und braucht gar nichts anderes. Die sakramentale Verantwortung, die durch die Weihe übertragen wird, habe sich erübrigt und könne durch andere Begabungen ersetzt werden. Das muss sich dann auch in den Seelsorgestrukturen zeigen. Noch einmal anders: Der Papst ist nicht die Kirche; der Bischof ist nicht die Diözese; der Pfarrer ist nicht die Pfarrei. Aber die Kirche als ganze, die Diözese und eine Pfarrgemeinde brauchen – um Kirche Jesu Christi sein und bleiben zu können – den ganz spezifischen Einheitsdienst, der seine Grundlage im Weihesakrament hat. Auch darin zeigt sich, dass wir nicht „unsere Kirche“ machen können, sondern „seine Kirche“ bleiben wollen.“ (Sonntagsblatt vom 9. August 2020).
Wir erleben heute, wie sich die Rollen von Priestern und Laien unter dem Druck der Wirklichkeit verändern. Dies sorgt für Verunsicherungen und Ängste. Aus dieser Verletzlichkeit entsteht die Versuchung, die Rollen in gegenseitiger Konkurrenz und Polarisierung zu definieren. Ein ehrlicher Blick auf unsere Grenzen hilft uns hier viel weiter. Die Pastoralteams sind kein Allheilmittel, das bewirkt, dass wir wieder mit alter Stärke da stehen. Es ist vielmehr ein bescheidener Versuch, mit den Mitteln und Ressourcen die wir heute haben, irgendwie weiterzukommen. Es ist nicht die perfekte Lösung, aber es ist ein guter und schöner Schritt, den wir heute gehen können.
Ich bin überzeugt, dass wir hier in unserer Diözese einen guten Weg gehen, auch wenn nicht in allen Punkten Klarheit herrscht, wohin uns das führen wird und wie das dogmatisch und rechtlich gedeutet werden kann. Diese Klarheit ist uns heute nicht gegeben. Wir können und dürfen deshalb aber nicht stehen bleiben. Aber wir können innehalten, uns Zeit nehmen, hinhören und hinschauen: Vielleicht wird an unseren tastenden, unvollkommenen Versuchen mit der Zeit sichtbar, was Gottes Geist unter uns wirken will. Wir dürfen gewiss sein, Gott wirkt gerade dort, wo wir selbst verunsichert, verletzlich und schwach sind. Ich bitte um diesen gemeinsamen Weg, in dem Priester und Laien gut übereinander denken und reden, ohne Polemik, ohne Schuldzuweisungen und ohne Machtkämpfe!
Bildung
Ein vorletzter Punkt. Ein wichtiges Werkzeug, das wir haben, um auf unserem Weg innezuhalten, ist die Bildung. Bildung hat immer damit zu tun, dass wir aus dem Alltag ausbrechen, uns Zeit nehmen und unseren Weg reflektieren. Bildung bedeutet auch immer Gemeinschaft und Austausch untereinander und auch mit Andersdenkenden.
Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, was fehlt, wenn Bildungsarbeit nur mehr auf Distanz erfolgen kann. Bildungsarbeit ist immer Beziehungsarbeit; das gilt für die Schule, für die Katechese und genauso für die Erwachsenenbildung. Zwar haben wir auch in der Bildungsarbeit durch die Corona-Krise viel gelernt über die Möglichkeiten und Chancen der digitalen Kommunikation. Zugleich ist uns aber noch deutlicher bewusst geworden, wie wichtig der Austausch von Mensch zu Mensch ist und bleibt. Hier ist die Arbeit, die unsere vielen Religionslehrpersonen in den Schulen leisten, von unschätzbarem Wert. Gerade der Religionsunterricht und jede andere Form der Auseinandersetzung mit Glaubens- und Sinnfragen brauchen die gelebte Beziehung und den lebendigen, persönlichen Austausch.
Auch der „Diözesane Bildungsweg“, den wir vor einem Jahr eingeleitet haben, konnte wegen der Corona-Pandemie nicht wie geplant anlaufen. Die große Mehrheit der Bildungsveranstaltungen musste abgesagt werden. Bildung muss ein zentraler Baustein unseres Wirkens bleiben. Sie hilft uns, aus den gewohnten Schienen auszubrechen, den Horizont zu weiten und den Erfahrungsaustausch zu fördern. Deswegen ermutige ich, den Faden des „Diözesanen Bildungsweges“ wieder aufzugreifen und in die Hand zu nehmen. Unser Innehalten braucht Substanz – und die kann uns Bildung geben.
Das Thema Bildung ist heuer von einem Abschied und von einem Neubeginn geprägt. Wir verabschieden uns vom Katholischen Bildungswerk, das als Verein mit 31. Dezember aufgelöst wird und seine Tätigkeit beendet. Seine Aufgaben und Agenden in der dezentralen Bildungsarbeit werden von der Cusanus-Akademie fortgeführt.
Schon länger stand das Anliegen im Raum, die zentrale und dezentrale Bildungsarbeit der Diözese in einer einzigen Institution zusammenzuführen, um Ressourcen zu bündeln und Synergien besser zu nutzen. Aus verschiedenen Gründen ist diese Veränderung nun sehr schnell und vielleicht unerwartet gekommen. Gerade darum ist es mir ein Anliegen, für die Arbeit des Katholischen Bildungswerkes zu danken. Stellvertretend für alle anderen, die in vielen Jahren die Geschicke des Bildungswerkes geprägt haben, danke ich Hannes Rechenmacher und seinem gegenwärtigen Team. Der Direktorin der Cusanus-Akademie, Frau Patrizia Major Schwienbacher, wünsche ich hingegen eine gute Hand beim Weiterschreiben dieses Kapitels der dezentralen Bildungsarbeit in unserer Diözese. Den Pfarrgemeinden lege ich ans Herz, mit Überzeugung in die Bildungsarbeit zu investieren und sich dabei von der Cusanus-Akademie unterstützen zu lassen.
Zum Schluss eine Frage, die mich sehr herausfordert: Glauben wir noch an den Himmel?
Die Coronaepidemie hat uns unsere Verwundbarkeit, Schwäche und Sterblichkeit deutlich vor Augen geführt und viele Gewissheiten, auf die wir in unserem Alltag, bei unseren Plänen und Projekten, in der Wirtschaft und in vielen anderen Bereichen gebaut haben, infrage gestellt. Diese Pandemie kann auch ein Weckruf werden in einer Zeit, die stark von Diesseitsvorstellungen geprägt ist. Wir denken an diverse Paradiese auf Erden, Urlaubspardiese, Surfparadiese, Einkaufsparadiese, Steuerparadiese und, und, und…, in denen Menschen die Erfüllung ihrer Sehnsüchte suchen. Menschen leben und arbeiten heute oft hart, rastlos und unermüdlich, um in solche irdische Paradiese zu kommen. Auch unsere Seelsorge, ja unser Gottes- und Menschenverständnis werden heute oft sehr diesseitsorientiert aufgefasst. Ganz anders Paulus: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist“ (Röm 12,2). Diese „Erneuerung des Denkens“ ist nur möglich, wenn wir die gegenwärtig herrschende Diesseitsfixierung abbrechen und um die jenseitige Perspektive des Himmels erweitern, damit das Leben in seiner Ganzheit zum Tragen kommt. Das Paradies lässt sich nicht machen, es gehört zu Gott! Der Weg dorthin ist gekennzeichnet durch ein maßvolles Leben, Verzicht auf egoistische Tendenzen, Vermeidung von selbstzerstörerischen Handlungen und von Zerstörung der Beziehungen sowie der Lebensgrundlagen anderer.
Auch die Gesundheit ist nicht das höchste Gut. Das höchste Gut ist der Gott Jesu Christi! Und selbst der Tod hat nur das vorletzte Wort. Das letzte Wort hat Gott selber. Sein letztes Wort heißt Auferstehung, Leben in Vollendung, ewiges Leben, Himmel, Ostern. Als sterbliche, zerbrechliche Wesen dürfen wir im Glauben die eigenen Grenzen akzeptieren lernen und unsere Hilflosigkeit dem Gott des Lebens anvertrauen.
Es lohnt sich, inne zu halten, und persönlich, aber auch als kirchliche Gemeinschaft mehr der Frage nachzugehen: Glauben wir noch an den Himmel, nicht als Metapher, sondern als jene Wirklichkeit, die Gott selber ist? Verkünden wir noch genügend den Himmel, nicht einen Himmel auf Erden, sondern „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1 Kor 2, 9)? Wird in all unserem seelsorglichen Bemühen genügend deutlich, dass es Ostern ohne den Karfreitag nicht gibt und dass ohne das Kreuz die christliche Botschaft vom Leben kraftlos, inhaltsleer, ja sogar ideologisch wird?
Ich ermutige dazu, dass der Glaube an den Himmel viel mehr unseren seelsorglichen Einsatz prägt, weil gerade diese Perspektive unser Sein und Tun entlastet und freier, gelöster, entspannter und froher macht. Wir können und müssen unsere Welt nicht erlösen! Das Heil kommt von Gott, nicht von uns. Jede Sehnsucht nach einem irdischen Paradies wird spätestens an unseren Gräbern zerbrechen. Der Glaube an den Himmel lässt uns innehalten und aufatmen. Dieser Glaube stärkt uns, damit wir das Leben bezeugen in einer sterblichen, verletzlichen, unfertigen Welt, inmitten einer Schöpfung, die „bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt“ (Röm 8,22).
Dank
Lieber Generalvikar Eugen, liebe Mitbrüder im priesterlichen und diakonalen Dienst, liebe Ordensleute, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Bereichen der Seelsorge, ich bitte darum, dass wir innehalten und bleiben und so den Weg gemeinsam weitergehen – unter dem Wort Gottes und auch untereinander verbunden durch einen ehrlichen, offenen und konstruktiven Dialog.
Mein ganz besonderer Dank gilt allen, die am Beginn dieses neuen Arbeitsjahres einen Auftrag oder einen Dienst abgegeben und zurückgelegt haben. Die Liste der Personalveränderungen ist in diesem Jahr sehr lang. Hinter der Liste stehen konkrete Menschen, Anliegen, Notwendigkeiten und gerade auch bei Personalveränderungen erleben wir in unserer Diözese eine immer größere Not und Verletzlichkeit. Vergelt´s Gott für die Bereitschaft gemeinsam Mühen, Lasten und offene Fragen auszuhalten und zu tragen. Einen aufrichtigen, herzlichen Dank spreche ich Generalvikar Eugen Runggaldier und seinen Assistenten Mario Gretter und Josef Knapp aus.
Mein Dank gilt im Rahmen dieser Pastoraltagung dem Seelsorgeamtsleiter Reinhard Demetz und allen anderen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Bischöflichen Ordinariat und Sekretariat. Einen besonderen Dank sage ich schon heute Frau Christine Tschigg Martini, die nach 33 Jahren im Dienst von drei Bischöfen mit Jahresende das Bischöfliche Sekretariat verlassen wird. Von Herzen danke ich allen, die in der Pfarrseelsorge und in den verschiedenen Bereichen der Seelsorge in unserer Diözese Verantwortung tragen. Es braucht uns alle – und es braucht uns gemeinsam! Wir brauchen einander, dass wir uns gegenseitig stützen, helfen und zur Seite stehen und dass wir gemeinsam den Weg weitergehen unter den heutigen Bedingungen – auf SEIN Wort hin, in Freude und Hoffnung.