Was, wenn ich meine Welt nur wandel, in dem ich nonkonform, irgendwie unrealistisch handel?
Was, wenn ich mit meiner Stimme nur gewinne, sobald ich gegen den Strom ansinge?
Und was, wenn nie der Tag kommt, an dem ich mich traue, zu meinen Werten zu stehen,
mich gegen Unrecht zu erheben, weil ich mich lieber verstecke, bevor ich anecke?
Und während ich hier stehe und mich all das frage, werde ich zu einem Menschen,
der aus der Anonymität heraustritt und einen Schritt − mitten in die Angst hinein − macht.
Auf die Bühne gehen, ins Mikro reden und euch in die Augen sehen, kostet mich Kraft.
Ich habe es immer nur gemacht, weil ich erfahre, wie viel Licht, wie viel Liebe ich in mir trage,
wenn ich mich in die Dunkelheit, in die Unsicherheit hineinwage.
Dann bin ich Euphorie-durchzogen, vollgesogen mit Mut, jemand, der nicht schweigt,
nicht im „das geht mich nichts an“ - Gefühl verbleibt, sondern ein Mensch, der Zivilcourage zeigt,
Denn wenn ich nichts tun würde, gegen Unrecht…das wäre ja so, als wenn ein Superheld ignoriert, dass seine Heimatstadt vor dem Untergang steht oder es gar nicht registriert, weil er gerade ein Selfie auf Instagram hochlädt, wie er an der Bar steht und entspannt an seinem Espresso nippt.
Hört sich skurril an, ist aber gefühlt gar nicht so weit entfernt von unserer gesellschaftlichen Realität.
Das Weltgeschehen geht uns wenig an, denn wir sind oft nur Zuschauer, die in der ersten Reihe
Popcorn schmatzend Szenen ansehen, in denen Egos die Macht übernehmen
und unsere Seelen mit der Gesellschaft den Bach herunter gehen.
Mein Herz kann nicht verstehen, warum Menschen, die durch die grellen Gassen hetzen,
sich mit einem Hilferuf nicht auseinandersetzen:
Ein stöhnender Schrei, der durch die laufenden Massen schallt und verhallt,
im Schatten von Gleichgültigkeit.
Ein herzdurchströmender Funken Mut, der in der Stille der Verzweiflung nach Halt sucht
und verglüht, bevor sich jemand müht.
Nichts passiert. Keiner, der reagiert.
Und manchmal, da bin ich eine von denen, die spüren und sehen, dass gewisse Umstände sie lähmen.
Und trotzdem finde ich Stillstand und Schweigen nicht gut, also bin ich auch eine,
die etwas gegen das „Nichts tun“ tut:
Ich will Licht entfachen, wo Schatten verharren,
Liebe erblühen lassen, wo wir vor Angst erstarren.
Denn, sobald wir unser Potenzial nicht mehr verbergen, können wir zu strahlenden Helden
- namens Zivilcourage - werden und die Bösewichte - namens Ignoranz – verjagen.
Wenn wir Mut haben, nicht zulassen, dass Unrecht, Gewalt und Willkür heranwachsen.
Ich den nächsten Minuten will ich mir deshalb an die eigene Nase fassen, werd´ einen Blick
auf das größten Unrecht unserer Zeit werfen, dass nur durch individuelle Handlungen
und kollektive Entschlossenheit zu entschärfen ist.
Denn ich stehe hier als Zeugin einer Krise, die unsere Welt bedroht:
Lebensraum, Ernährungssicherheit, Freiheit, Heimat, meinen Traum von einem guten Leben, für alle.
Ich stehe hier als Teil der Natur, die schreit und weint, tobt und brennt:
jede Dürre, jeder Sturm, jede Überflutung ein Ruf nach Hilfe, der über alle Kontinente schallt.
Halt! Stopp! Ein Appell, der an vielen abprallt.
Und ich, ich verhalt mich praktisch nicht so, wie ich theoretisch könnte,
wenn ich wirklich wollte - bin irgendwie im Zwiespalt, lebe zwischen Resignieren und Agieren
und rede davon, hier auf der Bühne. Warum?
Weil für mich, praktischer Klimaschutz Zeugnis von Zivilcourage ist, und damit unser aller Pflicht!
Ich stehe ich hier als Verena, die sich selbst und euch, meine Mitmenschen, fragt:
Wollen wir die Hilferufe jetzt endlich ernst nehmen
und den Klimawandel als Krise verstehen,
als etwas, was uns alle bedroht.
Oder werden wir an den Schreien vorbeigehen, die Augen verschließen und ab und zu ein paar Platzpatronen abschießen: „was tun, was tun, was tun”… wird nicht reichen.
Die meisten begreifen wahrscheinlich noch gar nicht, dass die Klimakrise kein Science-Fiction-Streifen
sondern längst eine Realität ist, die Konflikte verschärft, Gesellschaften destabilisiert
und Frieden und Stabilität auf der Welt erschwert.
Was wir brauchen, sind Momente, Klima-Aktionen und Organisationen, in denen wir auftauchen und uns vereinen hinter demokratischen Werten, um sie zu verteidigen und das soziale Klima zu stärken.
Wir können zu Helden der Gesellschaft werden,
Teil von Initiativen sein, die sich gemeinsam gegen größenwahnsinnige Projekte wehren,
dem folgenblinden Massenkonsum entsagen und Forderungen bis in den Landtag tragen.
Und wenn du jetzt sagst: „fürs Held*in sein bin ich noch nicht bereit“,
verrat ich dir: „ich auch nicht, dafür fehlt uns allen die Zeit“.
Bereitschaft ist genug.
Es reicht, wenn wir ein Heldenkostüm anlegen, uns auf die Bühne der Veränderung begeben,
vom Zuschauer zum Hauptdarsteller werden und handeln: eine skurrile Tragödie in etwas Hoffnungsvolles verwandeln, weil wir den Schlüssel zu einer besseren Zukunft in der Zivilcourage finden und dadurch die Absurdität unseres Nichthandelns überwinden.
Und während die Menschen in den Reihen vor mir noch überlegen, ob sie den ersten Schritt gehen,
werd‘ ich hier auf der Bühne schon mal einen ökosozialen Moonwalk hinlegen.