Ein Gesetzeslehrer fragt Jesus: Welches ist das wichtigste Gebot?
Auch wir sind neugierig, was Jesus dem Gesetzeslehrer antwortet, denn gar so sicher sind wir uns nicht einmal bei den Zehn Geboten; der aber hatte 613 und für ihn waren alle gleich wichtig, Gesetz ist Gesetz!
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste Gebot.
Ebenso wichtig ist das zweite Gebot: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das war die kristallklare Antwort Jesu – auch für uns! Allerdings bleiben noch zwei Fragen: Kann man Lieben befehlen? Und: kann man Gott so lieben, über alles, wie Verliebte es tun?
Nein, Liebe auf Befehl ist keine Liebe. Liebe kann man auch nicht nach Rezept produzieren. Wenn wir aufmerksam um uns schauen, da begegnen wir Leuten, die echt liebevoll sind, in deren Gegenwart sich jeder wohlfühlt, sogar unbekannte Personen: ob Kind, erwachsen oder alt, Frau oder Mann oder was immer, einfach liebe Menschen. Die gibt es, in großer Menge, ganz vor unseren Augen! Wir nennen sie sympathisch, herzlich, selbstlos, großzügig, geduldig, hilfsbereit usw. Menschen, die Liebe haben! Immer wenn wir solchen Menschen begegnen, werden auch wir angesteckt, so ganz von selbst. Ich habe es erlebt, wie ein ganz kleines Kind mit seiner herzlichen Fröhlichkeit einen ganzen Bus voller Leute freundlich gemacht hat!
Nun aber: Wie soll, wie kann man Gott lieben, den man nie gesehen hat, nicht einmal im Film oder auf einem Foto? Vorab: wir lieben Menschen ja auch nur als Antwort auf etwas, was sie für uns bedeutet oder getan haben. Immer wieder wundern wir uns, dass da jemand so einen Menschen mag, gut zu ihm ist. Das ist dann wohl die Liebe zum Nächsten, von der Jesus sagt, dass sie gleich wichtig ist wie die Liebe zu Gott.
Die ganz große Botschaft Jesu, der Kern des Evangeliums, ist ohne jeden Zweifel diese: Gott liebt uns! Liebt dich wie deine eigene Mutter, nur unendlich mehr!
Für mich ist es nur mein Sohn!
„Man sagt mir, dass er stark mit Drogen zu tun hatte, dass er Überfälle verübt hat, geschossen hat, viel Schlechtes auf dem Gewissen hat, ein Verbrecher war. Aber für mich ist es nur mein Sohn!“
Eine Frau in Brasilien sagte mir dies, vor dem Sarg ihres ermordeten Sohnes.
In einem Moment besonderer Gnade kann es sein, dich von Gott unendlich geliebt und geführt zu spüren. Wenn du Liebe hast und je mehr du Menschen liebst, umso eher wirst du imstande sein zu so einer Erfahrung – und dann Antwort zu geben. Beim Letzten Gericht werden wir ja nicht danach gerichtet werden, was wir geleistet, sondern wieviel wir geliebt haben.