Am heutigen Festgottesdienst im Dom zu Brixen zu Ehren der Diözesanpatrone Kassian und Vigilius mit der traditionellen Kassiansprozession nahmen neben Bischof Ivo Muser auch der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, und der Innsbrucker Diözesanadiministrator Jakob Bürgler teil. Musikalisch mitgestaltet wurde der Gottesdienst von Kirchenchören der Seelsorgeeinheit Sterzing und Bläsern der Musikkapelle Sterzing unter der Leitung von Wolfgang Girtler.
„Brixen und Regensburg sind durch eine lange Geschichte verbunden; eine Geschichte, die wesentlich mitgeprägt ist durch den christlichen Glauben und durch eine Kultur, die diesem Glauben viel verdankt“, sagte Bischof Ivo Muser in seiner Begrüßung und nannte einige Beispiele: In Regensburg gibt es die nördlichste bekannte Kassianskirche; Kaiser Heinrich II. schenkte dem Brixner Bischof, dem hl. Albuin, den „Brixner Hof“ in Regensburg; 1274 stellte der hl. Albert der Große, für kurze Zeit Bischof von Regensburg, einen Ablassbrief für den Brixner Dom aus; seit 1969 gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Regensburg und Brixen. „Und nicht zuletzt sind wir verbunden durch den emeritierten Papst Benedikt XVI., Ehrenbürger sowohl von Regensburg wie auch von Brixen“, so Bischof Muser.
In seiner Predigt beschrieb der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, den heiligen Kassian als Lehrer und als Märtyrer. „Indem er seine Schüler Lesen und Schreiben lehrte, gewann er sie zugleich für die Frömmigkeit und erzog sie in der Furcht Gottes“, sagte Bischof Voderholzer und zeigt auf, was in diesem Kontext unter Bildung zu verstehen sei: „Bildung umfasst den ganzen Menschen, ist mehr als Erwerb von Wissen und Kompetenzen. Ziel der Bildung ist im Letzten die Gleichgestaltung mit Christus“, so der Bischof.
Sein christliches Engagement wurde dem heiligen Kassian in der Christenverfolgung unter Diokletian um 304 zum Verhängnis. Er wurde zum Tod verurteilt – das Urteil vollstreckten die Schüler mit ihren Griffeln. „Der christliche Märtyrer sucht nicht die Verfolgung und den Tod. Aber er lässt sich, wenn es zum Äußersten kommt, lieber totschlagen, als den Glauben zu verleugnen und den Herrn Jesus Christus zu verraten.“ Vor diesem Hintergrund kam der Bischof von Regensburg auf die aktuellen Ereignisse in Europa zu sprechen und hob hervor: „Wir alle wissen, dass dieses Europa sich einer Herausforderung gegenüber sieht, die es in eine ernsthafte Krise bringen kann. Ich kann nur hoffen und beten, dass die Grenzen, die in den letzten Jahren so glücklich durchlässig geworden sind, nicht aufs Neue errichtet werden.“ Dann stellte der Bischof das christliche Verständnis eines Märtyrers, wie es der heilige Kassian ist, jenem der islamistischen Selbstmordattentäter gegenüber. „Der heilige Kassian war wie alle Märtyrer ein Zeuge für das umfassende Leben in Christus, das den Menschen bildet nach dem Ideal Gottes selbst. Die islamistischen Selbstmordattentäter, die von manchen als ,Märtyrer‘ bezeichnet werden und sich vielleicht auch selbst so verstehen, sind nicht Zeugen des Lebens, sondern dessen Zerstörer.“
Nach dem Gottesdienst folgte die Kassiansprozession mit den heiligen Reliquien durch die Straßen der Stadt. Die Prozession endete am Domplatz mit dem Lied zu den Diözesanheiligen und dem feierlichen Segen.
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