Der Gottesdienst im Bozner Dom wurde via Radio, Internet und TV wieder in die Haushalte der Diözese übertragen wurde. An die Gläubigen gerichtet sagte Bischof Muser: „In diesen Tagen und Wochen spüren wir es alle, wie brüchig und verletzlich unser Leben ist. Was für viele von uns bis jetzt selbstverständlich war, ist es nicht! Wir stoßen an Grenzen, an die Grenze des Machbaren, des Planbaren. Wir werden auch als Gesellschaft konfrontiert mit unserer Brüchigkeit und Sterblichkeit. Alles, wirklich alles, ist davon betroffen.“
Gläubige fallen nicht ins Bodenlose
Die existentiellen Fragen, so der Bischof weiter, würde sich jetzt in den Vordergrund drängen: „Was zählt? Was bleibt? Worauf kommt es an? Was trägt? Wofür lohnt es sich zu leben? Ist das Sein nicht viel wichtiger als das Haben und das Leisten? Ist wirklich die Gesundheit das höchste Gut, oder muss es noch mehr geben, damit mein Leben Sinn hat – auch durch diese einprägsame Erfahrung hindurch?“ Die christliche Antwort auf diese Fragen finde man, sagte der Bischof in seiner Predigt, in der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus: „Es geht um die christliche Alternative! Dass Jesus die Auferstehung und das Leben ist, gibt der Gewissheit unseres Sterben-Müssens ein neues und anderes Gesicht. Auch gläubige Menschen stehen nicht über den Dingen und können nicht alles verstehen und erklären. Auch unter dieser Rücksicht erleben wir in diesen Tagen eine tiefe Solidarität, die uns alle verbindet. Aber gläubige Menschen sind bewahrt vor dem Fall ins Bodenlose und vor der Resignation des ‚alles umsonst‘ und ‚alles vergeblich‘.“
Keine Oberflächlichkeit, Arroganz und Selbstbezogenheit
Bischof Muser dann seine Überzeugung zum Ausdruck, dass die Menschen und die Gesellschaft aus der Zumutung dieser Tage und Wochen sogar menschlich und geistlich gestärkt und erneuert hervorgehen könne, wenn „wir jede Form von Oberflächlichkeit, Arroganz und Selbstbezogenheit hinter uns lassen und uns ganz persönlich, aber auch als Gemeinschaft, treffen lassen von der Zumutung Jesu am Grab seines Freundes Lazarus: ‚Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben‘“.
Solidarität mit Opfern der Coronakrise
Der Bischof empfahl auch beim heutigen Gottesdienst wieder besonders jene Menschen ins Gebet zu nehmen, die in der Coronakrise besonders gefordert sind: „Beten wir für die Kranken und ihre Familien, für Ärzte, Krankenschwestern und Gesundheitspersonal, für die wissenschaftliche Gemeinschaft und für diejenigen, die in der gegenwärtigen Notlage politische Verantwortung tragen.“ Außerdem forderte Bischof Muser weiter volle Solidarität mit all jenen, die von den schwerwiegenden wirtschaftlichen, sozialen und arbeitsrechtlichen Folgen besonders betroffen seien.
Der letzte Gedanke des Bischofs galt den Menschen, die in diesen Tagen sterben müssen: „Wir vertrauen Jesus dem Herrn die Sterbenden an, die in diesen Tagen oft nicht von ihren Lieben versorgt werden können. Möge der Herr, der sich vor dem Grab seines Freundes Lazarus als Auferstehung und Leben manifestiert, alle unsere Toten in seinem sonnenuntergangslosen Licht willkommen heißen.“