Die Chrisammesse wird vom Bischof gemeinsam mit allen Priestern der Diözese gefeiert. Dadurch wird die Verbundenheit der Priester mit dem Bischof, untereinander und mit dem ganzen Volk Gottes zum Ausdruck gebracht. Gemeinsam erneuern alle Priester und Diakone ihre Weihe. Bei der Chrisammesse wird das heilige Öl für die Spendung der Sakramente für ein ganzes Jahr geweiht. Das Chrisamöl findet Verwendung bei Taufen, Firmungen, Priesterweihen, sowie bei Weihen von Kirchen, Altären und Glocken. Die Chrisammesse ist die einzige heilige Messe, die am Gründonnerstag neben der Messe vom letzten Abendmahl gefeiert wird.
„Die erschütternden Berichte über Missbrauch beschäftigen und bedrücken mich sehr“
In seiner Predigt ging Bischof Muser auf die Missbrauchsfälle ein, in die Bischöfe, Priester und Ordensleute involviert sind: „Die weltweit erschütternden Berichte über Missbrauch beschäftigen und bedrücken mich sehr. Dabei geht es gar nicht um eine Quantität, sondern um die innere Qualität dessen, was hier geschehen ist: Dass Diener des Heilswerkes Jesu Christi sich so versündigen können. Wenn wir sehen, wie die Ehre Gottes auch von Mitbrüdern und von anderen Männern und Frauen in der Kirche mit Füßen getreten wurde, dann ist das beschämend und tut weh.“
Jede Form von Missbrauch pervertiere deswegen die leidenschaftliche Liebe Gottes für den Menschen und für das Leben, so der Bischof. „Wenn wir als Diözese uns den leidvollen Geschichten von Frauen und Männern stellen, die Missbrauch erfahren haben oder erfahren, dann tun wir dies aufgrund unserer christlichen Verantwortung und Solidarität gegenüber den Opfern, damit ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Im Blick auf die Täter sind alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit sie von ihrem Verhalten wegkommen, ihr Verhalten bereuen und - soweit möglich - Heilung erfahren“, sagte Bischof Muser.
Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen Kräften
„An diesem Gründonnerstag bekräftige ich nochmals, dass ich mich stellvertretend für alle Priester, die sich an Kindern und Jugendlichen vergangen haben, entschuldige und um Verzeihung bitte. Der Schutz und das Wohl der Minderjährigen haben oberste Priorität als ureigener Auftrag der Seelsorge im Dienst an den Menschen. Dies gilt für uns als Priester und Ordensleute und genauso für alle Getauften und Gefirmten! Wichtig und notwendig ist die Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen Kräften, um auch in den Familien und in allen anderen sozialen Einrichtungen präventiv tätig zu sein“, unterstrich der Bischof.
„Ich wünsche mir, dass wir in unserer Diözese den eingeschlagenen Weg der Kultur der Transparenz und der Verantwortung, der Offenheit und des Vertrauens weitergehen. Nur so können sich Frauen und Männer, die durch Priester und Ordensleute unschuldig eine Form von Missbrauch erlitten haben, ihr Leid aussprechen, entsprechende Unterstützung erhalten und die ihnen zustehende Gerechtigkeit erfahren“, sagte Bischof Muser.
An die Priester gerichtet, stellte Bischof Muser schließlich noch die Fragen: „Wie sehr ist uns bewusst, dass auch wir Priester belastete und verwundete Menschen bleiben? Welche Bedeutung hat das Bußsakrament für uns – gerade für uns Priester, Diakone und Ordensleute? Schauen wir auch das an, was wir nicht gerne anschauen in uns? Was tun wir, um unsere eigene Sexualität gut und verantwortet leben zu können? Nehme ich Hilfe an – menschliche, geistliche, psychologische Hilfe? Lasse ich mir etwas sagen – von meinen Vorgesetzten, von anderen Mitbrüdern und von meinen Schwestern und Brüdern im Glauben? Neige ich zu Alleingängen, zu Arroganz, zur Absonderung? Wie gehen wir um mit Macht, gerade auch mit der geistlichen Macht, die mit dem Weihesakrament verbunden ist?“